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1165 - Einsteins TrÀnen

Titel: 1165 - Einsteins TrÀnen
Autoren: Unbekannt
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eingestellt und rührten sich nicht. Daß Ellert so einfach hier eindrang, schien sie ebensowenig zu stören wie sein grausiges Aussehen.
    Ellert kletterte auf einen Tisch und klatschte in die Hände. Seine Stimme klang schrill.
    „Zuhören! Alles zuhören!"
    Keiner bewegte sich; sie schauten nicht einmal auf.
    Chthon kam durch die Wand. In seinen dunklen Augen schien sich unendliche Trauer zu spiegeln.
    „Sie hören dich, aber sie reagieren nicht", telepathierte er.
    „Aber warum nicht?"
    „Sie sind krank, genau wie Bull und Tiff, wie alle anderen Menschen auf der Erde."
    „Das kann nicht sein!" Ellert sprang vom Tisch, warf sich regerecht auf einen Interkomanschluß „Ich muß mit Gal reden oder mit Geoffry. Einer muß in diesem Tollhaus doch zuhören und handeln können."
    Chthon glitt an eines der großen Fenster.
    „Schau hinaus!" forderte er Ellert auf.
    Ellert kam langsam näher. Er zögerte. Dann blickte er auf die breite Allee hinab.
    Hunderte von Menschen aller Altersgruppen und beiderlei Geschlechts standen dort unten. Sie rührten sich nicht. Sie standen einfach da und starrten ins Leere.
    Ellerts Mund war wie ausgetrocknet. Er wollte seinen Kummer hinausschreien, aber kein Ton kam über seine Lippen. Er wankte zum Interkom zurück. Die Anlage war auf Notstrom geschaltet, weil die Energieversorgung kaum noch funktionierte.
    Ellert schaltete auf Sendung.
    „Hier spricht Ernst Ellert", sagte er. „Ich gebe Hanse-Alarm. Wer immer mich hört, soll sich melden."
    „Niemand wird sich melden", prophezeite Chthon.
    „Einsteins Tränen!" Ellert war schon wieder auf den Beinen. „Wer soll sie jetzt noch aufhalten?"
    „Schau dich doch um!" empfahl ihm das Wesen im Nebelwams. „Die Auswahl ist nicht mehr groß. Ein vierdimensionaler Schatten und ein wandelnder Leichnam, das ist alles, was Terra noch aufzubieten hat."
    Ellert ließ sich auf seinen Sitz sinken, bettete den Kopf in die Arme und schluchzte leise.
    In seinem Bewußtsein bildete sich eine apokalyptische Szene: Milliarden leuchtender Kugeln sanken auf die Erde herab, wo überall tatenlos Menschen herumstanden.
    „Da wir nur eine sehr kleine Armee sind", meinte Chthon beiläufig, „sollten wir uns wenigstens beeilen."
     
    5.
     
    Bradley von Xanthen, der Kommandant der RAKAL WOOLVER, war ein Mann, der mehrere Dinge gleichzeitig tun konnte, ohne eines davon zu vernachlässigen.
    Im Augenblick beobachtete er die Kontrollen (in der Hoffnung, daß dort wie durch ein Wunder die verschwundene Erde auftauchen könnte) und behielt Taurec im Auge, der unruhig durch die Zentrale des Schiffes wanderte. Vor einer halben Stunde war Taurec drauf und dran gewesen, die RAKAL WOOLVER an Bord der SYZZEL zu verlassen, aber zusammen mit einigen anderen Raumfahrern hatte von Xanthen ihm das ausgeredet.
    Auch mit einem so genial konstruierten Flugkörper wie der SYZZEL konnte Taurec die Erde nicht finden - soviel stand zumindest fest.
    Etwas ging in Taurec vor.
    Es hing vermutlich mit der geheimnisvollen Wesenheit zusammen, von der der Einäugige, wie er sich nannte, oft andeutungsweise sprach, ohne genau zu verraten, wen er nun meinte.
    Bradley von Xanthen war sicher, daß Taurec nur um dieser geheimnisvollen Wesenheit willen den Flug der RAKAL WOOLVER von M82 in die heimatliche Milchstraße mitgemacht hatte.
    Davon, daß er mit dem Unbekannten zusammentraf, schien für Taurec eine Menge abzuhängen.
    Er gebärdete sich manchmal wie einer, der seine Seele an den Teufel verloren hatte und nun mit allen Mitteln versuchte, sie zurückzubekommen.
    Dieser Vergleich ließ von Xanthen unwillkürlich auflachen, und dadurch wurde Taurec auf ihn aufmerksam und hielt in seiner Wanderung inne.
    „Amüsierst du dich über mich?" erkundigte er sich schroff.
    Bradley wurde sofort wieder ernst und entschuldigte sich.
    „Wir sind alle ein bißchen nervös und gereizt", stellte er fest. „Die erfolglose Suche nach der richtigen Erde trägt daran die Schuld."
    „Ich bin genauso erfolglos", brummte der Abgesandte der Kosmokraten. „Der, den ich suche, befindet sich in großer Gefahr - das spüre ich deutlich."
    Von Xanthen entschloß sich, einen Versuch zu wagen, Taurec zur Preisgabe einiger Informationen zu veranlassen.
    „Du mußt ein inniges Verhältnis mit diesem Unbekannten haben, wenn du deutliche Signale empfindest."
    Taurec blickte ihn mißtrauisch an, sagte jedoch nichts. Nach einiger Zeit nahm er seine Wanderung wieder auf.
    „Warum geben wir eigentlich nicht auf?"
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