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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber
Autoren: Unbekannt
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hatte ihn von einem anderen, nicht feststellbaren Ort im Nichtraum aus beobachten können. Er tauchte immer an anderer Stelle auf, jedoch meist in unmittelbarer Nähe eines Lebewesens.
    Bisher hatte der Voyde H'ot nur einen Rüssel festgestellt. In diesem Augenblick aber erkannte er, daß es viele waren. Etliche zehn dieser Leuchtfinger ragten in den unbegreiflichen Zwischenraum herein. An ihren Spitzen hingen kleine, bewegliche Tentakel, die rasch um sich tasteten.
    Ein Teil der Rüssel verschwand wieder, um sofort an anderer Stelle zu erscheinen. Sie berührten eine Reihe der halbstofflichen Wesen und nahmen sie an sich, umschlangen sie und bedeckten sie von allen Seiten.
    Dann verschwanden sie so plötzlich, wie sie gekommen waren. Mit ihnen fehlten auch die Wesen, die sie sich diesmal geholt hatten.
    Der Voyde H'ot stellte fest, daß das Blatt ihn fast vollständig eingebettet hatte. Seine Ränder wuchsen links und rechts neben ihm auf, und er wurde sich der Parallelität des Ereignisses bewußt.
    Das Blatt war ein Lebewesen, das ihn verzehren wollte. Auch die Rüssel gehörten Wesen, die nach Nahrung suchten und sich den Nichtraum erschlossen hatten. Vielleicht bestand zwischen dem Blatt und den Rüsselbesitzern sogar eine verwandtschaftliche Beziehung.
    Noch einmal rührte sich der Voyde H'ot. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das unvermeidliche Schicksal.
    Das Schicksal war stärker als er, und er fand sich damit ab, als Nahrung für das Blatt zu dienen, dem er in die weiß schimmernde Falle gegangen war.
    Von seinem Körper lag nur noch der Kopf mit dem Mehrsinnenorgan frei. Mit dessen Hilfe stellte er fest, daß in unmittelbarer Nähe ein Leuchtrüssel auftauchte und nach ihnen tastete. Die winzigen Tentakel faßten das Blatt und zogen es ruckartig an sich. Der Voyde H'ot erkannte seine Chance und warf sich hin und her. Er hoffte freizukommen. Ohne seine Arme jedoch war er hilflos wie ein Neugeborenes.
    „Der Voyde H'ot stirbt aufrecht!" murmelte er und stachelte seine Sinne zu höchster Leistung an. Das Organ hinter dem Knochenkranz leuchtete noch heller.
    Der Voyde H'ot tat einen Schwur. Wenn er jenes winzige Staubkorn im ganzen Universum sein sollte, das gerettet wurde, dann wollte er alles tun, was sein Retter von ihm verlangte.
    Wenn der Voyde H'ot das sagte, dann meinte er es ernst wie sonst kein Wesen.
    Im nächsten Augenblick schloß sich das Blatt über ihm, und gleichzeitig hüllte der Rüssel das Blatt ein und zog es mit sich.
    Daß es ein Kreislauf des Lebens war, dem auch er angehörte, das waren des Voyde H'ots letzte Gedanken in diesem grauen, konturlosen Bereich, den er als Nichtraum bezeichnet hatte.
     
    *
     
    Für Vishna bildete der Graue Korridor mit seinen Eigenheiten kein Problem. Er war eine ihrer Waffen, und es wäre ein Zeichen von unterentwickelter Intelligenz gewesen, hätte sie mit ihren eigenen Waffen nicht umgehen können. Das Gegenteil war der Fall. Sie handhabte sie so virtuos wie ein Musikant seine Instrumente.
    Das kleine Spezialschiff bildete einen Gravitationstrichter, dessen Öffnung direkt vor dem Schiff und dessen Spitze irgendwo innerhalb der Korridorwandung lag. Das Schiff flog hinein in die Perforationszone und die dazugehörenden Bereiche und schien dabei zu schrumpfen. Es nahm seinen Weg in den Raum, in den der Graue Korridor eingelagert war.
    Aufgrund der besonderen gravitationalen Bedingungen und der Anordnung des Dimensionsgerüsts war es egal, welches Ziel Vishna ansteuerte. Die Perforationszone mit den Dimensionsinseln lag unmittelbar an der semiperforierten Wandung, während die graue Zwischenzone den eigentlichen konstruktiven Abschluß des Korridors nach außen darstellte und lediglich von einer hyperelastischen Schicht vom Normalraum getrennt wurde. Wenn man von innen den Korridor verließ, kam man jedoch nicht zu den Dimensionsinseln, sondern in die graue Zone. Von dort erst war ein Übergang zu den Inseln der fischenden Karzitanen möglich.
    Vishna wunderte sich deshalb nicht, daß ihr am Ende des Trichters helles, blendendes Licht entgegenschlug. Sie schloß geblendet ihre Sinnesorgane von diesem Eindruck ab und wartete, bis ihr Spezialschiff die Blenden eingeschaltet hatte.
    Danach warf sie einen Blick auf das Inselland.
    Es handelte sich dabei um einen feststofflichen Bereich innerhalb der Perforationszone.
    Die Helligkeit kam von überall her, und es waren keine Sterne oder sonst ein Leuchtkörper zu erkennen. Die Helligkeit dieses Bereichs war
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