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1164 - Vishna-Fieber

Titel: 1164 - Vishna-Fieber
Autoren: Unbekannt
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der er in die von grauem Licht erfüllte Bezugslosigkeit gelangt war, war längst ein vorsichtiges Tasten und eine hilflose Suche geworden. Er hatte festgestellt, daß sein Körper nicht mehr die stoffliche Konsistenz wie bisher besaß. Seine Neugier hatte ihn in das Nichts geführt.
    Der Voyde H'ot kämpfte um das nackte Leben.
    „Laß den Voyde H'ot!" dachte er, weil sein Mund keine akustischen Signale mehr von sich gab und die spitzen, gleichmäßig angeordneten Zahnreihen durchscheinend und unbelastbar wirkten.
    Das Blatt taumelte weiter, ohne eine Antwort zu geben. Noch immer klebte sein Arm daran, und er bekam ihn nicht los. Die lederne, schwarze Haut des Voyde H'ot schien mit der Oberfläche des Blattwesens verschmolzen zu sein.
    „Gib den Voyde H'ot frei!" zeterte er eindringlich.
    Das graue Dämmerlicht blieb stumm. Es ließ keine Abgrenzungen erkennen oder sonst etwas, was auf einen Raum hinwies. Das Nichts war Raumlosigkeit, und irgendwie hatte der Voyde H'ot das Gefühl, daß es auch zeitlos war. Und alle Körper, die in ihm waren, besaßen ihre frühere stoffliche Existenz nicht mehr.
    Es war ein quasidimensionsloser Zustand, und es gab keine Ausnahmen dabei.
    Der Voyde H'ot drehte seinen Körper krampfhaft herum. Er streckte den freien Arm aus und ertastete den Rand des Blattes, das seine Oberfläche in ein ständiges Wogen versetzt hatte. Er packte zu und versuchte, das seltsame Gebilde von seinem Arm abzureißen.
    Es ging nicht, und die Hand rutschte vom Rand weg über die Oberfläche, und das Blatt preßte sich gegen seinen zweiten Arm.
    Nun klebte der Voyde H'ot mit beiden Armen auf dem Gebilde, das in seinen Augen ein Primitivwesen war, das ihn an die fleischfressenden Alguraras seiner Heimat erinnerte.
    Ein Zwitterwesen zwischen Tier und Pflanze also.
    „Helft dem Voyde H'ot!" schrieen seine Gedanken. Weiter weg in dem grauen Licht erblickte er jetzt Gestalten unterschiedlichster Form. Ein paar von ihnen kannte er schon.
    Auch sie waren Gefangene in diesem Nichtraum. Es gab die exotischsten Formen, und sie näherten sich ihm und dem Blatt neugierig.
    Keiner getraute sich jedoch, helfend einzugreifen.
    Sie sind länger hier als der Voyde H'ot, dachte der Voyde H'ot über sich selbst. Hilflos hing er da: 2,50 mgroß, mit glatter, schwarzer Haut, die ledern aussah, und kräftigen Gliedern. Seine Hände waren klauenartige Gebilde, mit Saugnäpfen besetzt, mit denen er mühelos glatte Wände emporklettern konnte. Der halbmondförmige, flache Kopf ruhte knapp über dem Rumpf und wies an seiner unteren Wölbung ein Maul mit zwei Reihen scharfer Keilzähne auf. Oben auf dem Schädel saß ein faustgroßes Mehrsinnenorgan, das ein Knochengitter schützend umhüllte und den Voyde H'ot wie ein König mit einem kleinen Krönchen aussehen ließ.
    Hinter den Knochen begann es jetzt matt zu leuchten, ein Zeichen der Erregung, die den Voyde H'ot befallen hatte.
    Er wünschte sich, er träumte dies alles nur. Er verfluchte seine Neugier und gelobte die heiligsten Eide, wenn es ihm je gelang, das Nichts zu verlassen.
    Das Volk, aus dem der Voyde H'ot stammte, kannte keine religiösen Vorstellungen, die zwischen Himmel und Hölle unterschieden. Dazu war es nicht intelligent genug. Vieles an seinen Mitgliedern erinnerte an Raubtiere, und jedes Einzelwesen war stark und schnell und anderen Arten überlegen.
    Für den Voyde H'ot galt das nicht mehr. Sein halbstofflicher Zustand lahmte ihn körperlich und geistig. Seine Angst wuchs und wuchs, während das weiß schimmernde Blatt mit ihm davoneilte und seine Falten über die Arme legte. Es bildete in seiner Mitte eine Kuhle, und es zog ihn langsam hinein.
    „Helft dem Voyde H'ot!" dachte er nochmals, dann gab er auf. Er ließ mit sich geschehen, was geschah. Er war nur noch ein apathisches Anhängsel des Blattes, das er aus Neugier berührt hatte.
    Viele verschiedene Wesen trieben jetzt in seiner Nähe. Sie kamen heran und entfernten sich. Keines war in der Lage, ihm eine Mitteilung zukommen zu lassen, und die Erkenntnis, daß auch sie seine Hilfeschreie nicht vernahmen, raubte ihm den letzten Rest Lebenswillen.
    „Der Voyde H'ot stirbt", stellte er fest, und seine Lederhaut verfärbte sich von Schwarz zu Dunkelrot, so sehr schämte er sich darüber, sein Leben in der Fremde aushauchen zu müssen, ohne die Beruhigung, seiner Sippe wenigstens einen bescheidenen Vorrat für den Winter darstellen zu können.
    Er sah den Lichtrüssel aus dem Nichts hervorschnellen. Er
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