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1162 - Kampf um Terra

Titel: 1162 - Kampf um Terra
Autoren: Unbekannt
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Blütenständen betroffen; die Blätter zeigten noch Reste von Grün. Wenn das Gras schon Samen gebildet hätte, wäre das für Lai noch normal gewesen, aber es hatte noch nicht einmal geblüht - und der Boden war nicht ausgetrocknet, sondern feucht.
    „Es könnte ein Pilzbefall sein", sagte sie zu sich selbst.
    Sie ergriff eine ganze Pflanze und zog behutsam daran, daß sie nicht abgerissen wurde, sondern sich mit dem Wurzelballen aus dem Boden lösen ließ.
    Als sie sich aufrichtete und das Wurzelwerk musterte, wunderte sie sich noch stärker, denn die Wurzeln des Steppengrases hatten frisch ausgetrieben. Die jungen Sprosse waren bleich, aber ziemlich stark, und zwei davon hatten bereits dunkelgrüne, saftig wirkende Blätter entfaltet.
    Lai blickte zu Boden und sah, daß überall zwischen den verfärbten Steppengräsern solche dunkelgrünen Halme wuchsen. Das war die Erklärung dafür, warum die Fläche trotz der Verkümmerung des Steppengrases als Ganzes grün geblieben war.
    Der Direktor kam zu ihr.
    „Was hältst du davon, Lai?" erkundigte er sich. „Es sieht so aus, als wäre hier Samen einer anderen Grassorte angeweht worden. Das erklärt aber nicht, warum das Steppengras abstirbt."
    „Es stirbt nicht ab", widersprach Lai und strich mit den Fingern die Erde von den Wurzeln des Grasballens. „Es treibt neu aus. Überzeuge dich selbst. Die Wurzeln der neuen Sprosse sind identisch mit den Wurzeln des verkümmernden Grases."
    Die Augen Loogirhs weiteten sich.
    „Tatsächlich! Aber es ist eine völlig andere Sorte. Wieso wächst das aus den Wurzeln von Gobi-Steppengras? Das ist doch unmöglich."
    „Daß es nicht unmöglich ist, siehst du selbst", erwiderte Lai mit ironischem Lächeln.
    „Aber es ist außergewöhnlich. Genau genommen, ist so etwas noch nie beobachtet worden."
    „Es ruiniert den Steppencharakter dieser ganzen Fläche", stellte Loogirh verärgert fest.
    „Ich werde sofort einen massiven Einsatz von Herbiziden veranlassen." Er schaltete sein Armbandfunkgerät ein.
    „Halt!" gebot Lai. „Hast du nicht gesehen, daß die neu austreibenden Pflanzen ebenso einkeimblättrig sind wie das Steppengras! Dagegen wirken nur Herbizide, die gleichzeitig das Steppengras vernichten, das wir doch gerade retten wollen."
    „Ja, aber was soll ich denn deiner Meinung nach tun?" fragte der Direktor ratlos.
    „Veranlasse eine molekularbiologische Untersuchung!" antwortete Lai. „Wir müssen die Ursache für diesen - Vorgang herausbekommen. Der Augenschein spricht für eine echte Metamorphose."
    „Sollten wir nicht eher an eine Mutation denken?" fragte Loogirh.
    „Möglich wäre auch das", gab Lai zu. „Aber dazu geht mir der Vorgang zu schnell.
    Mutation und Selektion brauchen einen längeren Zeitraum, um eine Pflanzenpopulation auf einer so großen Fläche so gründlich zu verändern. Dabei würden außerdem die Pflanzen mit den Wurzeln absterben, und die neuen Pflanzen würden sich aus Samen bilden. Nein, es muß sich um eine Metamorphose handeln. Dieser bisher einmalige Vorgang in der Geschichte der Botanik muß gründlich untersucht werden."
    Loogirh blickte noch zweifelnd drein, als sein Telekommelder summte. Er winkelte den Arm an, führte das Gerät dicht vor den Mund und meldete sich. Eine wispernde Stimme drang aus dem Lautsprecherteil.
    Karafan Loogirh wurde blaß.
    „Das war mein Stellvertreter", sagte er hastig zu Lai. „Er berichtete mir, daß unsere ganze Iris-Sonderschau kränkelt." Er hob die Stimme. „Es handelt sich immerhin um rund hunderttausend Pflanzen aller Farben, Formen und Blütengrößen!"
    Auch Lai wurde blaß, als sie das hörte.
    „Das sehen wir uns sofort an!" erklärte sie energisch.
    Wenn das mit dem Steppengras kein Einzelfall ist, haben wir es womöglich mit den Auswirkungen der neuen Plage zu tun! fügte sie in Gedanken hinzu.
     
    4.
     
    „Darf ich etwas sagen, Bully?" erkundigte sich der Servo-Computer von Bulls Büro.
    Reginald Bull schrak aus dumpfem Brüten hoch und blickte zu der Konsole, unter der sich der zentrale Steuerungsteil des aus vielen spezialisierten Mini-Einheiten bestehenden Servo-Computers befand.
    „Ich höre!"
    „Das Zypergras kränkelt", berichtete der Computer.
    Bull runzelte die Stirn.
    Eben noch hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, woraus wohl die vierte Plage Vishnas bestehen mochte. Es fiel ihm schwer, von diesem schicksalsträchtigen Thema auf etwas so Triviales wie die Pflege der Zimmerpflanzen umzuschalten.
    „Es kränkelt",
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