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1160 - Aitheran ruft

Titel: 1160 - Aitheran ruft
Autoren: Unbekannt
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handelte.
    Perry saß vornübergebeugt an der Konsole des Piloten. Eine Handspanne über seinem Kopf schwebte mit ruhigem, violettem Glanz die Armadaflamme, eine der zehn, die Eric Weidenburn und Fellmer Lloyd an Bord des Armadasiegelschiffs an sich gebracht hatten.
    Er wirkte gelangweilt. Er schien mit der Müdigkeit zu kämpfen, und doch, wußte ich, entging ihm keine Einzelheit des Bildes, das auf der großen Videofläche an uns vorbeizog.
    Ich hatte das Bedürfnis, mich nützlich zu machen. Ich schaltete eine Verbindung mit dem Bordcomputer der SEGOVIA. Ich rief die Aufnahmen ab, die während des Landeanflugs gemacht wurden. Ich sortierte sie und fügte sie so aneinander, daß ich ein umfassendes Kartenbild des Waldgebiets erhielt, über das wir flogen.
    Die Kristallpflanzen, soviel hatte Freysam inzwischen ermittelt, erreichten eine Durchschnittshöhe von dreißig Metern. Sie waren bizarr geformt und erinnerten in keiner Weise an die Gewächse, die ich beim Aufenthalt auf anderen Planeten kennen gelernt hatte. Sie bestanden aus großen, breitflächigen Flocken, die wahllos aneinandergereiht und aufeinandergetürmt waren.
    Die Dichte ihres Wuchses war statistisch. Hier standen sie so eng beieinander, daß man den Boden unter ihnen nicht mehr sehen konnte. Dort wuchsen sie vereinzelt, als hindere sie das rötliche Geröll, mit den Wurzeln Fuß zu fassen. Aber nirgendwo gab es eine Lichtung - bis auf eine einzige Stelle weit drunten im Süden. Sie stellte sich als ein dunkler Fleck dar, der ebenso gut von einem Kamerafehler herrühren mochte. Aber meine Neugierde war geweckt. Die Planetenoberfläche im Bereich des Waldes hatte eine ungewöhnlich hohe Albedo, da die glitzernden Pflanzen einen überdurchschnittlich großen Teil des Sonnenlichts reflektierten. Ich fragte den Computer. Er lieferte mir eine Karte mit Linien gleicher Albedo. Mittendrin war ein Loch, annähernd kreisförmig mit einem Durchmesser von anderthalb Kilometern. Die Albedo dort betrug weniger als dreißig Prozent, während ihr Wert überall sonst im Bereich des Waldgebiets bei 65 Prozent lag.
    Ich verglich die Koordinaten mit denen des Kartenbilds.
    Ich hatte meine Lichtung gefunden. Sie lag 630 km südlich des Landeplatzes der SEGOVIA, eindeutig innerhalb des Kreises, den Benton Freysams Peilergebnis beschrieb.
     
    *
     
    Die Sonne näherte sich dem Horizont. Hinter uns, am Rand der Lichtung, stand die Space-Jet auf ihren Teleskopbeinen im rötlichen Sand. Drei Mann waren an Bord geblieben. Perry hatte nichts dagegen gehabt, daß ich mich ihm anschloß, als er mit Benton Freysam das Fahrzeug verließ. Trotz der beruhigenden Aussagen des Bordcomputers trugen wir die SERUNS geschlossen. Die Außentemperatur lag bei 42 Grad. Es war ungemütlich heiß auf Redworld.
    Es war still ringsum bis auf das feine Singen des Sandes, den der stete Wind vor sich her trieb. Ich musterte die kristallenen Pflanzen. Ihre Blätter, wenn man sie so nennen konnte, bewegten sich nicht. Mir war eigenartig und beklommen zumute. Die Gefahr, die ich an Bord der BASIS gespürt hatte - sie lag hier in der Nähe!
    Vor uns breitete sich die mit Sand und Geröll bedeckte Lichtung. Nichts deutete darauf hin, warum die glitzernden Pflanzen darauf verzichtet hatten, dieses Stück Boden zu besiedeln. Aus der Mitte der freien Fläche erhob sich ein mächtiges Gebilde, das annähernd die Form einer vierseitigen, spitzen Pyramide besaß. Es bestand aus hellgrauem Gestein und war von so unregelmäßiger Oberfläche, daß es die Vorstellungskraft strapaziert hätte, etwas anderes als ein Produkt der Natur darin zu sehen. Aber es stellte die einzige Besonderheit in der Weite des kristallinen Waldes dar.
    Wenn die infrapsionischen Signale nicht von hier ausgegangen waren, wo sonst sollten wir dann nach ihrem Ursprungsort suchen?
    „Keine energetische Tätigkeit", meldete Freysam, der mit seinen Instrumenten beschäftigt war. „Der Fels besteht aus kalksteinähnlicher Substanz. Seine Höhe beträgt dreihundert Meter, sein Umfang ..."
    „Hat sich beachtlich gehalten, nicht wahr?" fiel ihm Perry ins Wort.
    Er hatte recht. Kalkstein war ein weiches Material. Das stete Reiben des Sandes, die krassen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht hätten einem Felsen wie diesem binnen weniger Jahrhunderte den Garaus gemacht.
    „Ich schlage vor, wir sehen uns die Sache aus der Nähe an", sagte Benton Freysam.
    „Einverstanden", nickte Perry.
    „Ich spüre Gefahr", sagte ich.
    Freysam
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