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1159 - Seth-Apophis

Titel: 1159 - Seth-Apophis
Autoren: Unbekannt
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den Gesetzen der fünfdimensionalen Statistik zufolge mit gleicher Wahrscheinlichkeit an jedem Ort des Universums materialisieren können. Die Affinität jedoch schuf innerhalb der Blase eine Vorzugsrichtung. Diese bewirkte, daß ein im Innern des Rubins sich selbst überlassener Körper bei der Rückkehr ins Raum-Zeit-Gefüge mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu eins im Bereich der Galaxis Sethdepot materialisierte.
    Auf diese Weise entstand, was später der „Weg des geringsten Widerstands" genannt werden würde.
    Noch eine Wirkung - diese allerdings weitaus weniger beiläufig, vielmehr voll katastrophalen Vernichtungspotentials, dessen Umfang herkömmliches Vorstellungsvermögen überstieg - resultierte aus der Einverleibung des Psi-Rubins durch Seth-Apophis. Durch die Unmenge fremder Bewußtseinssplitter in ihrem inneren Gleichgewicht gestört, begann die Blase, die bisher einen steten Kurs verfolgt hatte, wahllos durch das Universum zu irren. Im ersten Augenblick glaubte Seth-Apophis ihr wertvolles Psi-Depot verloren, aber bald stellte sie fest, daß der Rubin, wohin er sich auch immer verirren mochte, mit Hilfe der Affinität und des Jetstrahls mühelos zu erreichen war.
    Die unerwartete Beweglichkeit der Blase war in Wirklichkeit ein Vorteil. Da ihr Inhalt mit Seth-Apophis identisch war, ergab sich daraus, daß die bisher überaus seßhafte Superintelligenz ein veritables Vagabundendasein zu führen begann. Da die Verbindung zwischen Aitheran und dem Psi-Rubin stets bestehen blieb, führte diese Entwicklung sogar dazu, daß Seth-Apophis scheinbar die Fähigkeit entwickelte, an zwei Orten zur gleichen Zeit zu sein.
    Der Rubin, ein Gebilde mit Hyperraumstruktur, war an die Gesetze des vierdimensionalen Raum-Zeit-Gefüges nicht gebunden. Er führte seine Bewegungen sprunghaft aus. Eben noch in der Nähe von Sethdepot, tauchte er im nächsten Augenblick Millionen von Lichtjahren entfernt im intergalaktischen Leerraum auf und befand sich wiederum einen Sekundenbruchteil später am Rand der Galaxis, zu der die Welt der Khrater gehörte. Aber auf das kapriziöse Hin- und Herspringen beschränkte sich seine Eigenwilligkeit nicht. Er begann, Energie in sich aufzusaugen. Als habe er erst durch die Absorption der Bewußtseinsfragmente gelernt, daß er die Fähigkeit besaß, Energie aus seiner Umgebung aufzunehmen, entwickelte er plötzlich eine erstaunliche Gefräßigkeit und verschlang alles, was ihm in die Quere kam: von der thermonuklearen Energie der Sonnen bis zu den chemischen Energien, die den Atmosphären großer Wasserstoffplaneten innewohnten, von den Schwerkraftwellen, die der Kollaps massiver Sterne erzeugte, bis zu der Bindungsenergie von Mehrfachsternsystemen. Nichts war vor ihm sicher. Wo immer seine rastlosen Sprünge ihn in einen von Sternen erfüllten Abschnitt des Raumes brachten, da richtete er eine Katastrophe an.
    Seine Geometrie - oder vielmehr die Geometrie jener Komponente, die in die Raum-Zeit hereinragte - hatte sich inzwischen stabilisiert. Der Psi-Rubin war eine Scheibe von zweitausend Lichtjahren Durchmesser und einhundert Lichtjahren Dicke. Seiner Größe entsprach das Ausmaß der Verwüstungen, die er anrichtete.
    Mit einer derartigen Entwicklung hatte Seth-Apophis nicht gerechnet. Sie sah Sterne zu toten, kalten Schlackeknollen schrumpfen, Planeten zersplittern, glühende kosmische Staubmassen zu erstarrten Flächen aus kristalliner Materie werden. Wo der Psi-Rubin gehaust hatte, blieb energetisches Vakuum zurück, die eisige, tödliche Kälte des absoluten Nullpunkts. Zahllose stellare Kulturen, hochentwickelte und primitive, wurden von der mörderischen Attacke des Psi-Rubins in Sekundenschnelle ausgelöscht, ganze Sternballungen fielen dem unersättlichen Energiehunger des Monstrums zum Opfer. Aber es war nicht der Aspekt des Leides und der Vernichtung, der Seth-Apophis beunruhigte - was scherte es sie schon, ob das Universum ein paar hundert Zivilisationen mehr oder weniger beherbergte. Was ihr Unbehagen verursachte, war die Erkenntnis, daß das Wüten des Psi-Rubins nicht lange unbeachtet bleiben würde. Das Universum wimmelte von übergeordneten Wesenheiten, deren Ziel die Errichtung der kosmischen Ordnung war. Der Rubin in seinem wahllosen Wüten war ein Instrument des Chaos. Wie lange noch, und die Mächte der Ordnung würden Jagd auf ihn zu machen beginnen?
    Und noch etwas erregte. Seth-Apophis' Besorgnis. Bislang hatte das Toben der psionischen Blase die zahllosen Milliarden
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