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1157 - Der PS-Teufel

1157 - Der PS-Teufel

Titel: 1157 - Der PS-Teufel
Autoren: Jason Dark
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besonderer Mensch gestorben sein, denn diejenigen, die zu seinem letzten Gang gekommen waren, standen alle etwas außerhalb der Normalität.
    Sie waren wie Rocker gekleidet. Lederanzüge, Helme, Wappen, Ketten. Wild aussehende Frauen und Männer, für die der Spaß des Lebens erst in den Sätteln ihrer Maschinen begann. Etwa zehn Leute waren dem Sarg gefolgt, und sie standen noch irgendwo auf dem Friedhof, denn ab und zu hörten wir einen Ruf, der bis zu uns herüberschallte.
    Glenda, die einen dünnen, hellen Mantel über dem Kostüm trug, fröstelte. »Gehen wir nachher noch zusammen weg?«
    Ich hatte nichts dagegen.
    »Und du, Suko?«
    Er schaute Glenda an. »Das weiß ich noch nicht.«
    »Du kannst Shao ja Bescheid geben, damit sie kommt.«
    Er hob die Schultern. »Mal schauen, wie das alles so läuft. Sie wollte heute eigentlich in ihren Computer-Club.« Er winkte ab. »Ist auch egal. Ich entscheide mich dann.«
    Die Menschen in der Trauerhalle setzten sich in Bewegung. Der Pfarrer hatte seine Rede beendet. Wir traten zur Seite, um den engsten Angehörigen Platz zu machen. Die Witwe und die beiden Kinder passierten uns. Der Weg führte sie um die kleine Trauerhalle herum zur Rückseite hin, an der schon der Sarg bereitstand.
    Der Kollege McNeill war in mehreren Vereinen gewesen. Deshalb hatten sich auch so viele Menschen versammelt. Sie gingen mit starren Gesichtern an uns vorbei; einige hatten geweint.
    Ein schwacher Wind wehte über die Gräber hinweg. Er brachte den Geruch von nasser Erde mit und auch von alten Blättern, die in den Komposthaufen lagen.
    Mit Friedhöfen kannten wir uns aus. Dort hatten wir schön die schlimmsten Szenen erlebt, lebende Leichen, Vampire, Ghouls, doch hier war alles friedlich und normal.
    Wir schlossen uns der Trauerprozession an und gehörten zu den Leuten, die ganz hinten gingen.
    Glenda ging zwischen Suko und mir. Sie hielt den Kopf gesenkt und hielt die Hände vor dem Körper verschränkt.
    Die Menschen blieben stumm. Jeder hing seinem Schicksal nach. Nur das Knirschen der Schritte war zu hören, wenn wieder kleine Steine unter den Sohlen herrutschten.
    Ich war so groß, um über die Köpfe der meisten Trauergäste hinwegschauen zu können. Es gehörte zu meinen Eigenarten, mir immer wieder die Umgebung anzuschauen, egal, wo ich war. Das steckte einfach in mir, und so ließ ich die Blicke auch über die Grabsteine hinweggleiten, bis hin zu dem neuen kleinen Feld, das flach und von Rasen bewachsen war. Dort würde der Kollege McNeill seine letzte Ruhe finden. Und auf diesem Gelände wurde auch der Rocker zu Grabe getragen.
    Wir bogen nach rechts ab. Es war ein Lindwurm aus Menschen, der sich über den schmalen Weg schob. An dessen Ende begann das Gelände, auf dem die neuen Gräber standen.
    Die Büsche an den Seiten hörten auf. Nichts nahm uns noch den Blick, und so lag das offene neue Grab als Ziel vor uns.
    Aber nicht nur das.
    Auch die Rocker waren da.
    Nicht weit entfernt hatten sie sich um das Grab ihres toten Kollegen versammelt. Das offizielle Ritual war längst vorbei, doch sie umstanden das Grab wie Menschen, die sich zu einer Totenwache zusammengefunden hatten.
    Keiner trug mehr einen Helm. Deshalb konnte auch der Wind mit den Haaren spielen. Die längeren wurden von den jungen Frauen getragen, die sich mit aufgesetzten Helmen bestimmt nicht von den Männern unterschieden hätten, denn sie trugen die gleiche Kleidung. Ihre Maschinen hatten sie außerhalb des Friedhofs geparkt.
    Das Grab des toten Rockers lag einige Meter von dem unseres Kollegen entfernt. Trotzdem wurde es eng. Das lag an der Masse der Trauergäste.
    Sie bauten sich nicht nur um das Grab herum auf, sie standen auch noch auf dem Weg.
    Diesmal wollten wir nicht im Hintergrund bleiben. An den meisten Menschen schoben wir uns vorbei und blieben außerhalb des Kreises stehen, nicht weit von den trauernden Rockern entfernt. Viel näher jedenfalls als zum eigentlichen Mittelpunkt.
    Wieder wurde Abschied genommen. Obwohl es still war, hörten wir die Stimme des Geistlichen nur schwach. Stärker bekamen wir die Unterhaltung der Rocker mit. Zwar sprachen sie flüsternd miteinander, aber einige Halbsätze und Worte hörten wir schon.
    Was sie sagten, interessierte uns eigentlich nicht. Ich war froh, wenn ich den Friedhof wieder verlassen konnte. Man hatte um das Grab des- Kollegen die zahlreichen Kränze und Gestecke gelegt, als sollte der tote in einem Meer von Blumen versinken.
    Als der Sarg in das Grab
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