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1153 - Die Gruftie-Girls

1153 - Die Gruftie-Girls

Titel: 1153 - Die Gruftie-Girls
Autoren: Jason Dark
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helfen.«
    »Schade.«
    Die geschminkten Mundwinkel verzogen sich. Jetzt sah ich, dass die Lippen nicht nur rot waren. An den Rändern waren sie mit einem feinen schwarzen Pinselstrich nachgezogen worden.
    Suko stieß mich an und flüsterte kaum hörbar: »Achtung, John, er kommt jetzt.«
    Ich lächelte der Bedienung noch einmal zu und drehte mich auf der Stelle herum.
    Suko hatte mich weder ablenken noch an der Nase herumführen wollen, dieser Nick kam tatsächlich. Natürlich war er in Schwarz gekleidet. Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet. Das dünne Leder seiner Hose warf beim Gehen Falten.
    Er bewegte sich auf eine bestimmte Art und Weise, die jedem sofort klarmachte: Mir kann keiner. So ein kleiner King inmitten derjenigen Gäste, die sich sehr langsam gaben und auch keine hektischen Bewegungen vollführten. Da schien jeder unter einer schwarzen Trauer zu leiden.
    Natürlich schaute Nick zur Theke. Selbstverständlich sah er uns. Für einen Moment stoppte er seine Bewegungen. Wir waren hier zwei Fremdkörper, die der Gruftie nirgendwo einordnen konnte. Er war schon etwas verunsichert, aber er traute sich nicht, länger stehen zu bleiben und den Blick auf uns zu richten. Kehrtzumachen, sich abzudrehen und woanders hinzugehen, hätte ebenfalls nicht zu seinem Macho-Image gepasst, und so setzte er seinen Weg zur Theke fort.
    Dabei suchte er sich aus, wo er stehen bleiben wollte, und entschied sich dann, sich neben mich zu stellen. Allerdings ließ er einen genügend großen Raum zwischen uns beiden.
    Die Schöne der Nacht wandte sich dem neuen Gast zu. Sie war sehr freundlich und verbindlich. »Hi, Nick, ich habe dich schon vermisst.«
    »Ich komme doch immer.«
    »Weiß ich doch. Heute ist es spät.«
    »Ich wurde aufgehalten«, erklärte er vieldeutig. Er sprach mit dem weiblichen Gruftie und warf mir nicht einmal einen Blick von der Seite her zu. Ich schien ebenso wie Suko Luft für ihn zu sein.
    »Welchen Drink?«
    »Wie immer. Den Grabsacker.« Ein toller Name. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, hielt mich allerdings mit einer Frage zurück.
    Stattdessen schaute ich zu, wie die Bedienung nach einer halb gefüllten Karaffe griff. Dort war der Grabsacker schon angerührt oder gemixt worden. Was sich alles in der Mixtur befand, konnte ich mit bloßem Auge nicht herausfinden, doch die Grundfarbe war, wie konnte es auch anders sein, grau bis schwarz. Ein wirklich teuflisches Gebräu, in das die Schöne noch eine kandierte Kirsche hineinfallen ließ.
    Nick nahm das Glas und trank. Er genoss das Zeug und hielt die Augen dabei geschlossen. Ich wartete, bis er das Glas wieder auf die Theke gestellt hatte und sprach ihn danach an. »Schmeckt das Zeug?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das ist Ansichtssache. Mir bekommt er. Ich trinke ihn gern.«
    »Was ist darin?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Du willst es nicht?«
    »Das ist ein Geheimnis. Mona mixt ihn.« Er nickte der Schönen der Nacht zu, und über Monas Gesicht huschte ein stolzes Lächeln.
    »Dann soll es auch dein Geheimnis bleiben. Nicht jeder braucht alles zu wissen.«
    »Hast du toll gesagt«, lobte Mona mich.
    Nick stand neben mir. Er sah keineswegs aus, als hätte ihn der Drink entspannt. Mir kam er vor wie jemand, der auf etwas Bestimmtes wartet oder lauert. Er hielt das hohe Glas mit beiden Händen umschlossen und hatte den Blick gesenkt, krampfhaft bemüht, nicht zur Seite zu schauen.
    Ich sprach ihn wieder an. »Eigentlich haben wir auf dich gewartet, Nick.«
    »Ach ja? Wir kennen uns nicht.«
    »Das kann sich ändern.«
    Er zuckte die Achseln und tat recht uninteressiert, was ich ihm nicht glaubte. Er hätte sich jeden Platz an der Theke aussuchen können, es gab genügend freie Stellen, aber nein, er hatte sich ziemlich dicht an meine Seite gestellt, als wäre er von einer anderen Person geschickt worden, um uns auszuhorchen.
    »Willst du den Grund nicht wissen?«
    »Du wirst ihn mir sagen.«
    »Ja, gern. Mein Freund und ich wollten Julia und Wiebke kennen lernen. Wir haben einiges von ihnen gehört. Wir finden sie gut. Wir mögen ihre Musik.«
    »Ihr?«
    »Warum nicht?«
    »Ich seht nicht wie Fans aus.«
    Ich lachte leise. »Es gibt auch stille Fans, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Ja, das ist möglich. Kenne ich von mir.« Er trank wieder. Überrascht hatte ihn mein Wunsch nicht, das merkte ich. Er musste präpariert worden sein und hatte wohl darauf gewartet, dass ihm das Angebot gemacht wurde.
    »Ist das zu
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