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1151 - Das Babel-Syndrom

Titel: 1151 - Das Babel-Syndrom
Autoren: Unbekannt
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mich auf den Arm nehmen, Gal?"
    Deighton lachte.
    „Dazu bist du, mir viel zu schwer, Dicker." Dann runzelte auch er die Stirn. „Seit wann nimmst du alles wörtlich?"
    „Du hast gesagt, man weint", erklärte Bull beharrlich. „Stimmt das oder hast du es erfunden?"
    „Heiliger Solar!" entfuhr es Deighton. Er schüttelte den Kopf. „Nein, das nehme ich dir nicht ab, auch wenn du ein todernstes Gesicht machst. Nehmen wir lieber die Beine unter die Arme!"
    Bull musterte den Freund von oben bis unten.
    „Jetzt weiß ich, daß du mich veräppeln willst, Gal. Das mußt du mir erst einmal vormachen. Aber nicht jetzt. Wir sollten uns beeilen."
    Er lief auf den Korridor und sprang auf eines der gegenläufigen Transportbänder.
    Deighton folgte ihm mit einigen Schritten Abstand und mit nachdenklichem Gesicht.
     
    *
     
    Im Konferenzraum des Notstandsrats sprachen Adams, Tifflor und Waringer mit jeweils zwischen vier und zwölf anderen Personen, die sich in Form von holographischen Projektionen um sie geschart hatten. Zahlreiche andere Videogeräte zeigten durch hektisches Blinken an, daß weitere Personen darauf warteten, mit Verantwortlichen der Hanse sprechen zu können.
    Der besonders große Bildschirm eines Terminals zeigte die Computerdarstellung des irdischen Vollmonds als breit grinsendes Gesicht - natürlich der Scherz eines Technikers, andererseits aber zugleich das Zeichen dafür, daß ein Aufnahmekanal für die lunare Inpotronik zugeschaltet worden war, damit NATHAN aus erster Quelle über alles informiert wurde, was der Notstandsrat entschied. Auf diese Weise mußte nicht erst alles Wichtige umständlich erklärt werden, wenn sein Rat benötigt wurde.
    Reginald Bull stürmte wie gewohnt in den saalgroßen Raum: elastisch federnd und mit hellwachen Sinnen, ein kompaktes Energiebündel, das vor Arbeitseifer vibrierte.
    Als erstes schaltete er rund ein Dutzend der blinkenden Videogeräte ein und hörte sich Berichte und Anfragen an. Für seine Begriffe waren es fast ausschließlich nebensächliche und normalerweise schnell zu klärende Probleme, doch diesmal gelang es ihm nicht auf Anhieb, alles zu klären. Es schien ihm, als wären seine Gesprächspartner ausnahmslos schwerfällige Denker. Da es jedoch seinem Naturell widersprochen hätte, alle Schuld bei anderen zu suchen, bemühte er sich geduldig, sich verständlich zu machen.
    Er schaffte es schließlich auch, doch stellte er danach einigermaßen bestürzt fest, daß er von einer Stimmung heimgesucht worden war, die er bisher nur selten an sich bemerkt hatte. Er fühlte sich deprimiert.
    Verwünschungen murmelnd, ging er zum Versorgungsautomaten und tastete sich eine kleine Tafel Schokolade. Das hatte ihm bisher immer über depressive Stimmungen hinweggeholfen.
    Doch was ihm aus dem Auswerfer in die offene Hand fiel, war keine Schokolade, sondern ein Päckchen Kekse.
    In einer Aufwallung von Zorn hätte er es beinahe in der Hand zerdrückt, doch dann lächelte er verlegen, öffnete es und schob sich zwei Kekse in den Mund.
    „Keine Schokolade?" erkundigte sich Waringer, der seine Besprechungen ebenfalls beendet hatte und wie Bull zum Versorgungsautomaten geschlendert war.
    „Heute war mir mehr nach Keksen", antwortete Bull mit vollem Mund - weil er nicht zugeben wollte, daß er sich vertastet hatte.
    Der Hyperphysiker nickte. Er wirkte verkrampft, was eigentlich nicht seine Art war.
    „Ich brauche einen starken Kaffee", erklärte er und berührte eine Sensorfläche.
    Aus dem Ausgießer floß eine braune Flüssigkeit in den ausgeworfenen Plastikbecher.
    Es handelte sich allerdings nicht um Kaffee, sondern um Kakao.
    Bull grinste schadenfroh.
    „Hab's mir anders überlegt", brummelte Waringer ärgerlich und nippte an seinem Becher. Sein Gesicht verzog sich. Offenbar hatte er sich die Zunge verbrannt.
    Julian Tifflor hatte ebenfalls seine Besprechungen beendet. Er kehrte zum runden Konferenztisch zurück, setzte sich und stützte den Kopf in die Hände.
    Sein Gesicht sieht aus, als litte er unter Verdauungsbeschwerden! überlegte Bull.
    Von einer anderen Stelle des Konferenzraums erscholl plötzlich eine laute Stimme.
    „Zum Donnerwetter!" fuhr Galbraith Deighton einen Gesprächspartner am Videogerät an. „Ich habe mich doch wohl klar genug ausgedrückt. Also, noch einmal..." Seine Stimme sank wieder zur normalen Lautstärke ab.
    „Ja, dieses Wetter!" sagte Waringer und seufzte. „Es macht die Menschen nervös und konfus." Er fuhr sich mit der
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