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115 - Das Höllenbiest

115 - Das Höllenbiest

Titel: 115 - Das Höllenbiest
Autoren: Larry Brent
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reichten.
    Doch es war hell genug, um zu erkennen, daß es hier hinten eine
hölzerne Tür gab, die sie weit öffnete. Dahinter gähnte ein dunkler Gang.
    Kunaritschew erkannte, daß Sioban Armagh sich an einem kleinen
Schrank zu schaffen machte, der in Augenhöhe neben der Tür angebracht war.
    Dort nahm sie eine dicke Kerze heraus und zündete sie an.
    Dann gab sie ihren beiden nächtlichen Besuchern ein Zeichen, ihr
zu folgen. Sie verschwand in einem tunnelähnlichen Gang, der wie ein
Bergwerksstollen in den Bauch des »Witch’s Hill« führte.
    Vorsichtig legte er seine Hand auf die Türklinke, um
festzustellen, ob er vielleicht ohne, größeren Aufwand in das Haus gehen und
die Gruppe verfolgen könne.
    Im gleichen Moment fühlte er den Zwang eines fremden Einflusses.
    Komm herein! Es geht ohne Gewalt. Die Tür ist nicht verschlossen.
Ich erwarte dich …
    Die Stimme klang nicht drohend, nicht gefährlich. Sie klang
monoton, hypnotisierend. Und genau dies war die Absicht, die offensichtlich
erreicht werden sollte.
    Iwan Kunaritschew durchquerte mit drei, vier schnellen Schritten
das Zimmer und lief in den Stollen.
    Schwach und fern erkannte er vor sich den gelbroten Lichtschein.
    Ihm folgte er, mit starrem Gesicht, als wäre er ein Roboter und
nicht mehr Herr über seinen eigenen Willen …
     
    ●
     
    Wie eine Mauer ragte die harte, schwarze Erde aus dem Boden. Es
gab keine Stützbalken und keine Verschalungen. Die Erde war fest, wie
gebrannter Ton.
    Die geheimnisvolle, zu neuer Jugend erblühte Einsiedlerin betrat
den Tabubezirk, von dem sie gesprochen hatte, als erste.
    Der Stollen mündete in einen halbrunden Saal, der von grober Hand
in das Innere des Berges gestochen schien.
    Aus den Wänden ringsum wuchsen und kringelten sich armdicke
Wurzeln, an denen ein Netzwerk von kleineren hing.
    Der Stollen führte aus dem Haus direkt in den Berg.
    In dem einsamen Licht der flackernden Kerze blickten die beiden
durch narkotische Kräuter benommenen Männer sich um.
    Obwohl unzählige Fragen auftauchten, sprachen sie kaum eine aus.
Und wenn sie etwas sagten, klang es belanglos und schal.
    Sie benahmen sich wie Wesen, die im Bann einer fremden Macht
standen.
    Sioban Armagh deutete mit der flackernden Kerze nach links.
»Hier«, sagte sie nur.
    Lorcoum und Wilkins wandten die Köpfe in die angegebene Richtung.
    Aus der dunklen Wand wuchs etwas Glattes, Tischähnliches.
    Es war das Stück eines Altars aus schwarzem Felsgestein.
    Wie groß und lang der Altar war, vermochte niemand zu sagen.
Wahrscheinlich ragte nur ein kleines Stück von ihm aus dem Berg. Viele Tonnen
Erde und Steine lagen über ihm, verdeckten ihn. Und auf der massiven Erdschicht
wuchsen aus dem Staub der Jahrtausende die Bäume, bildeten draußen den
bewaldeten Hügel, der als »Witch’s Hill« verschrien war.
    Beinahe ehrfürchtig kamen Lorcoum und Wilkins näher. Die Gesichter
der beiden Männer waren gerötet. Hier war die tief unter der Erde liegende
Höhle der Drudenpriester. Hier waren sie zu ihren verbotenen Ritualen
zusammengekommen. Und es war den beiden Besuchern, als hörten sie leise,
beschwörende Gesänge.
    Aus dem quirlenden Nebel, der vor ihren Augen erstand, lösten sich
Gestalten.
    Die Wände der Höhle schienen zurückzuweichen.
    Gestalten in dunkelroten Gewändern verbeugten sich vor dem
riesigen Altar. Dämpfe stiegen von dort auf. Als Wilkins die Augen
zusammenpreßte und wieder öffnete, glaubte er dort das dampfende Blut der Opfer
zu sehen, das wie eine große Pfütze den Altar bedeckte.
    Todesschreie hüllten sie ein, Schreie, die von irgendwoher kamen.
Aber sie wußten nicht von woher.
    Sie waren in Tir baili, dem Land der Abenteuer und der Visionen.
Und Visionen stiegen empor von den Geistern der Getöteten, die einst das
Berginnere mit Leben erfüllten.
    Die Seelen der Ermordeten umringten sie. Schemen aus graugrünem
Nebel.
    Dazwischen klar und deutlich wahrnehmbar die Drudenpriester.
    Sie bildeten einen Halbkreis vor der Längsseite des Blutaltars.
    Einer der Druden war besonders groß, stolz überragte er seine
sechs Mitbrüder um mindestens zwei Köpfe.
    Das war Lugus.
    Wilkins griff sich an seinen Kragen und öffnete den oberen
Hemdknopf. Ihm wurde heiß.
    Was er sah und hörte erfüllte ihn mit Grauen. Es stieß ihn ab –
und zog ihn gleichzeitig mit hypnotischer Gewalt an.
    Die graugrünen Nebel schwanden, die Gestalten lösten sich auf, die
Geister aus dem Jenseits, deren Gegenwart man eben noch gespürt hatte,
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