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1144 - Der Rächer aus dem Morgenland

1144 - Der Rächer aus dem Morgenland

Titel: 1144 - Der Rächer aus dem Morgenland
Autoren: Jason Dark
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sogar der berühmteste. Man hat ihn in einem Altarraum der St. Olave's Church begraben. Um das Jahr 1290 hat seine Familie die Kirche gestiftet. Edward gehörte zu den sehr frommen Menschen, die einen moralischen Lebenswandel führten und dies auch von anderen verlangten. Du weißt ja, wie das ist. Es gibt keinen perfekten Menschen. Auch er hatte eine Liaison mit einer Schönen, die Lucy hieß. Er hat das Verhältnis lange Zeit verbergen können, aber es kam schließlich doch heraus. Eines Tages verschwand Lucy. Darunter hat der Kreuzfahrer sehr gelitten. Es heißt, dass er sie noch immer sucht und die gleichen moralischen Ansprüche an die Nachwelt hat wie zu damaligen Zeiten. Er hasst alles, was diesen Ansprüchen nicht gerecht wird, und er soll dabei immer sehr barbarisch vorgegangen sein.«
    »Dann hat Estur getötet?«
    »Ja. Oder töten lassen. So genau weiß ich das nicht. Mag er auch sehr moralisch gewesen sein, John, für mich ist er trotzdem eine Schande. Ich kann ihn nicht akzeptieren, denn leider ist er auch ein Templer gewesen.«
    Mein leises Lachen drang an sein Ohr. »Daher also weht der Wind. Ein schwarzes Schaf in eurer Gruppe.«
    »Ja - damals.«
    »Und heute?« Ich wusste jetzt, dass ich mich allmählich dem bestimmten Punkt näherte, auf den auch der Abbé kommen wollte.
    Er räusperte sich. »Heute befürchte ich das Schlimmste. Denk daran, dass er auf der Suche ist…«
    »Moment mal, Abbé. Wir haben bisher immer nur von der Vergangenheit gesprochen und nicht von der Gegenwart. Gibt es da einen Zusammenhang zwischen den Zeiten?«
    »Er sucht sie noch immer«, sagte Bloch leise.
    »Dann könnte er - allen Gesetzen zum Trotz - wieder erwacht sein?«
    »Er ist es, John!«
    Ich veränderte meine Haltung und stellte die Füße wieder zurück auf den Boden. »Darf ich fragen, was dich so sicher macht?«
    »Es ist der Würfel. Er hat sich gemeldet. Praktisch wie dein Kreuz, John. Und darauf verlässt du dich auch. Im Würfel sah ich sein Bild. Ich kann mir nicht vorstellen, was er und der Würfel gemeinsam haben, aber es ist leider so.«
    »Du befürchtest also, dass er wieder unterwegs ist und dass es dabei. Tote gibt?«
    »Ja, das denke ich leider. Er ist erwacht, wie auch immer, und er wird mit den gleichen moralischen Grundsätzen auch wieder durch diese Zeit wandern.«
    »Oje. Da hat sich ja einiges verändert. Heute findet er überall etwas auszusetzen.«
    »Und das mit Gewalt.«
    Ich räusperte mich. Danach sprach ich weiter. Ich wusste ja, wie gespannt der Abbé war. »Es wäre dann wohl in deinem Sinne, dass ich mich um den Fall kümmere.«
    »Das wäre gut.«
    »Soll ich auf die Insel fahren?«
    Jetzt hörte ich Blochs Räuspern. »Ich weiß nicht, ob das unbedingt schon nötig ist, John. Du könntest dich mit deinen Kollegen in Newport auseinander setzen, ob irgend etwas vorgefallen ist, das in diese Richtung deutet.«
    »Mordfälle, nehme ich an.«
    »Ich will es nicht hoffen, aber ich möchte die Macht des Würfels auch nicht unterschätzen.«
    »Schon gut, Abbé. Du hast mich neugierig gemacht. Außerdem weiß ich, dass du nicht der Mann bist, der unnötig die Pferde scheu macht. So gut kennen wir uns.«
    »Dann werden wir ja wieder voneinander hören. Ich wollte keinen von meinen Leuten schicken.«
    »Auch nicht Godwin de Salier?«
    »Er ist in einer anderen Sache unterwegs, die nichts mit Edward Estur zu tun hat.«
    »Okay, du hast mich überzeugt. Ich werde gleich morgen früh meine Recherchen beginnen.«
    »Danke.«
    »Hör auf, Abbé«, erwiderte ich lachend. »Jetzt mal zu uns. Wie geht es dir?«
    »Nicht schlecht. Wir behalten unsere Stellung hier und bauen sie auch aus. Ich habe mich noch mit Father Ignatius in Verbindung gesetzt, um noch einmal über den Geheimdienst zu sprechen. Wir haben vereinbart, enger zusammenzuarbeiten.«
    »Das finde ich lobenswert.«
    »Dann warte ich auf deinen Bericht.«
    »Kannst du.«
    »Noch etwas, John«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich kenne den Lebensweg des Kreuzfahrers nicht genau, aber ich kann mir denken, dass auch er irgendwie zu einem Verräter geworden ist.«
    »Hast du ein konkretes Beispiel?«
    »Leider nicht. Es ist wohl noch nichts geschehen, aber die Warnung durch den Würfel reicht mir. Nimm sie nicht auf die leichte Schulter, mein Freund.«
    »Keine Sorge, das werde ich nicht.«
    Damit war unser Gespräch auch beendet, und ich atmete zunächst tief durch. Ich blieb noch sitzen und
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