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1140 - Der Eindringling

Titel: 1140 - Der Eindringling
Autoren: Unbekannt
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gedacht, daß Tina am besten damit fertig wird - sie hat dem Fremden nämlich eine Identität angedichtet, die er nicht hat, und sie verehrt ihn geradezu als ihren Meister. Du brauchst mich nicht so mißtrauisch anzusehen - Tina ist nicht verrückt! Sie ist nur ein bißchen seltsam. Und außerdem half es ihr, mit der Situation zurechtzukommen. Aber es scheint nicht hundertprozentig zu wirken. Je eher wir den Fremden loswerden, desto besser. Wenn er bleibt, wird irgendwann einer von uns ernsthaft die Nerven verlieren, und niemand weiß, wie der Bursche dann reagiert."
    „Das meine ich auch", nickte Grude Hannusen. „Und darum würde ich vorschlagen, daß du ein bißchen nachhilfst."
    „Aber wie?"
    „Ganz einfach. Sage ihm, daß du den Eindruck hast, ich hätte Verdacht geschöpft. Daß ich angefangen hätte, Fragen zu stellen. Mach ihm klar, daß ich der Sache nachgehen werde, daß zwar jetzt noch keine Gefahr für ihn besteht, daß es aber in den nächsten Tagen möglicherweise kritisch wird."
    „Das ist ein Spiel mit dem Feuer!"
    „Das glaube ich nicht. Der Fremde hat sich bei euch doch nur versteckt, um sich auszukurieren. Er hat bis jetzt alles vermieden, was Aufsehen hätte erregen können.
    Wenn er jetzt den Eindruck bekommt, daß er sich still und heimlich davonmachen kann, ehe die Schwierigkeiten beginnen, dann wird er diese Gelegenheit mit großer Wahrscheinlichkeit wahrnehmen - es sei denn, er ist dazu noch nicht in der Lage. Wenn das der Fall sein sollte, dann drehen wir die Geschichte eben wieder um."
    „Er ist ziemlich mißtrauisch."
    „Das macht nichts. Sage ihm, daß mich vor allem diese stets verschlossene Tür irritiert.
    Lotse ihn in ein anderes Versteck und laß mich in das Zimmer hineinsehen. Ich werde mich bei dir entschuldigen, und er wird zu dem Schluß kommen, daß ich mich wieder beruhigt habe."
    „Hoffentlich gibt er mir Gelegenheit, eine solche Komödie vorzuführen", sagte Hurt nachdenklich.
    „Er wird es tun! Und weißt du, warum? Solange er nicht fähig ist, zu fliehen, kann er auch keinen ernsthaften Kampf riskieren. Du mußt ihm nur klarmachen, daß du es ehrlich meinst. Wenn du ihn warnst, dann tust du das nicht ihm zuliebe, sondern weil du dich und deine Familie aus der Schußlinie halten möchtest, und aus demselben Grund hast du ein intensives Interesse daran, meinen Verdacht zu zerstreuen. Verstehst du, wie ich das meine?"
    Hurt lächelte flüchtig.
    „Es könnte funktionieren", murmelte er vor sich hin. Er sah Hannusen an. „Bring mich nach Hause. Ich glaube, ich weiß schon, wie ich ihm diese Geschichte beibringen kann."
    Sie waren sich stillschweigend darüber einig, daß alles so normal wie nur irgend möglich aussehen mußte. Es wäre keineswegs normal gewesen, wenn Hannusen den alten Mann auf der Straße abgesetzt hätte und seiner Wege geflogen wäre. Normal war es statt dessen, daß er mit hinein ging, einen Kaffee trank und mit Millie zu flirten versuchte. In diesem Zusammenhang erwies es sich als fatal, daß Hurt den Yrton-Kokon des Fundamentalisten nicht mit jenem Wesen identifizierte, das die Gassners seit knapp zwei Wochen terrorisierte.
    Hannusen hatte Hurt Gassner nach dem Aussehen des Fremden befragt, und Hurt war nicht eine Sekunde lang auf die Idee gekommen, den „Tank" zu beschreiben. Er hatte dieses Ding, das in seinen Augen doch nur ein Versteck innerhalb des Verstecks bedeutete, nicht einmal erwähnt. Er hatte zwar angedeutet, daß der Fremde mehr zu hören vermochte, als ein normaler Mensch mit Hilfe seiner Ohren auffangen konnte, aber er hatte ihm nicht gesagt, daß der Fremde auf geradezu roboterhafte Weise ortete, was um ihn herum geschah. Wenn er es gesagt hätte, dann wäre Grude Hannusen vielleicht rechtzeitig auf die Idee gekommen, daß er sich besser nicht noch einmal in dieses Haus begeben sollte - aber es hatte keinen Sinn, sich hinterher den Kopf darüber zu zerbrechen.
    Als Hannusen und Hurt das Haus betraten, wartete Grek 336 bereits auf sie. Er hatte Tinas Zimmer verlassen, schwebte in der Diele und hielt eine Waffenhand auf Eri, Millie und Tina gerichtet, die steif wie Statuen an der Wand standen.
    Hurt brauchte den Fundamentalisten gar nicht erst auf die Idee zu bringen, daß Grude Hannusen Verdacht geschöpft hatte. Grek 336 war schon vorher darauf gekommen. Er hatte nämlich genau orten können, wie Hannusen in der Küche aufstand und durch das Schlüsselloch spähte, während Gassner den Fundamentalisten aufsuchte. Daß Grek
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