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1139 - Das Herz der Jungfrau

1139 - Das Herz der Jungfrau

Titel: 1139 - Das Herz der Jungfrau
Autoren: Jason Dark
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Dean, vertrau mir.«
    »Das muss ich ja. Aber warum haben es andere vor mir nicht gefunden? Sind sie einfach zu schwach gewesen?«
    »Nein und ja. Die anderen, die es versuchten, standen nicht unter dem Schutz des Erzengels. Er kann nicht lügen. Er wird dich stark machen, mein junger Freund, stärker als mich.«
    McMurdock war noch immer durcheinander. Nur deshalb konnte er sich auch die Frage erklären, die über seine Lippen drang. »Ich fühle mich trotzdem sehr allein und hoffe, Gabriela, dass du an meiner Seite stehst und mir helfen willst…«
    »Ich?« flüsterte sie verwundert.
    »Ja, bitte – und…«
    »Nein, mein guter Freund. Ich kann dir nicht helfen.«
    »Aber du lebst und…«
    Trotz des im Hals steckenden Pfeils schaffte sie es, den Kopf zu schütteln. »Ich lebe nur, weil der Erzengel es gewollt hat. Eigentlich bin ich schon tot, und damit solltest du dich auch abfinden. Du kannst mich nicht mehr als deine Helferin gewinnen. Es tut mir leid. Ich bin schon sehr alt geworden, und mein Leben neigte sich dem Ende zu. Ich habe keine Angst vor dem Tod, weil ich jetzt weiß, dass mich das Glück erwartet wie es bei jedem Gerechten der Fall ist.«
    Noch einmal fasste die alte Frau nach seiner Hand. Diesmal spürte McMurdock, wie kalt ihre Finger geworden waren. Es war die besondere Kälte, wie sie nur der Tod einem Menschen bringen konnte.
    McMurdock sah, wie das Leben aus ihr herausströmte. Es veränderte sich. Es sah plötzlich ganz anders aus. Wenn es tatsächlich einen Schatten des Todes gab, dann war er jetzt vorhanden und hatte sich über die Augen, die Stirn und die Wangen gelegt. Nur der Mund blieb davon unbehelligt, denn er war zu einem glücklichen Lächeln verzogen.
    Auch in den Augen hatte sich ein besonderer Glanz gesammelt, den Dean McMurdock nur mit dem Begriff Freude und Erwartung beschreiben konnte. Er hatte schon viele Menschen sterben sehen – die meisten davon auf dem Schlachtfeld –, doch niemals war jemand so lächelnd in den Tod gegangen. Das alte Leben lag bereits hinter ihr, und bestimmt schaute sie jetzt wieder in das wunderbare Licht, das sie diesmal nicht abstoßen würde. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, um in das Licht hineingleiten zu können.
    Noch einige Worte des Abschieds musste Gabriela einfach sprechen, und es sollte ein Trost sein. »Irgendwann«, hauchte sie, »sehen wir uns wieder…«
    Dean McMurdock wollte und musste noch eine Frage stellen, aber er sah auch ein, dass es zu spät war. Die Augen waren noch offen, doch ihr Blick war gebrochen. Vor ihm lag die tote Gabriela, die auch nicht mehr dank der Kraft des Erzengels wieder erwachen würde.
    Dean schloss ihr endgültig die Augen, und er drückte seine ebenfalls zu. Er kniete gebeugt vor ihr, von zahlreichen Gedanken und Empfindungen durchströmt. Die Chance, das Herz zu finden, war ihm jetzt in die Hände gelegt worden, und er wusste, dass er sich wieder auf den langen, beschwerlichen Weg machen würde.
    McMurdock wusste nicht, wie lange er auf der Stelle gekniet hatte.
    Die Zeit war für ihn nicht mehr vorhanden. Irgendwann kam er wieder zu sich und schaute sich als erstes überrascht um.
    Das erste Licht des Tages hatte seinen Weg durch das Fenster gefunden und sich in der Hütte verteilt. McMurdock fand, dass es an diesem Tag einen besonderen Glanz besaß, der möglicherweise etwas von dem himmlischen Schein mitbekommen hatte.
    Als McMurdock sich erhob, da lauschte er nach innen. Er wollte wissen, was er spürte. Ob Schmerz, ob Trauer. Ja, das war vorhanden, aber auch eine gewisse Freude, denn er wusste jetzt, dass es Gabriela gut ging. Die himmlischen Heerscharen hatten sicherlich schon auf sie gewartet, um sie mit offenen Armen zu empfangen.
    Genau das gab ihm sogar eine gewisse Leichtigkeit mit auf einen sehr schweren Weg.
    Der Schotte und Templer war ausersehen, das Herz der Jungfrau zu finden. Andere suchten auch danach, um es zu zerstören, damit nichts von ihr zurückblieb und sie nicht als Märtyrerin in die Geschichte einging.
    Das jedoch war sie für Dean McMurdock schon längst. Eine Heilige und auch eine Märtyrerin.
    Mit diesem Gedanken verließ er die Hütte und trat hinaus in den kühlen Morgen. Er wusste, was seine Christenpflicht war. Er wollte der alten Gabriela ein Grab geben und es mit einem Kreuz kennzeichnen. Erst dann konnte er sich auf die Suche nach dem Herz der Jungfrau machen…
    ***
    Ein Mann wie der Abbé war meiner Ansicht nach schneller zu erreichen als Ignatius, und deshalb
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