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1138 - Zurück aus der Hölle

1138 - Zurück aus der Hölle

Titel: 1138 - Zurück aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Auflösung stand.
    Die Kälte war nicht gewichen. Sie hatte sogar zugenommen. Das interessierte eine Madame Tarock nicht, die sich in ihrem Element fühlte und in ihrer aufrechten Haltung hinter dem gläsernen Schreibtisch an eine Königin erinnerte.
    Sie lächelte mich an. Es war das Lächeln einer Siegerin. Dann sprach sie. »Sie sind alle gekommen, John Sinclair - alle. Niemand hat mich im Stich gelassen. Für jede Karte eine. Hier ist das Zentrum, und auch draußen halten einige von uns Wache. Das Totenreich hat sich geöffnet. Aleister Crowleys Erbe hat letztendlich doch funktioniert. Jede Gestalt ist mit einer Karte verbunden. Noch sind sie Geister, aber ich werde dafür sorgen, dass sie ihr stoffliches Aussehen zurückerhalten, so wie ich meines ebenfalls bekommen habe.«
    »Dann bist du auch aus der Hölle gekommen?« fragte ich.
    »Ja, das bin ich. Vor dir steht ebenfalls eine Rückkehrerin. Ich habe einmal so ausgesehen wie sie, und ich bin eine Verfluchte gewesen. Nun aber gehöre ich zu den Herrschenden, denn sein Versprechen hat sich erfüllt.«
    »Sprichst du von Crowley?«
    »Von wem sonst?«
    »Er ist lange tot«, sagte ich.
    »Das weiß ich. Aber ich bin bei ihm gewesen. Ich habe von ihm gelernt, bevor ich abtrat und einige Zeit in einer anderen Welt verbrachte. Dort war ich gezwungen, mit auf den Rücken gedrehtem Kopf meine Zeit zu verbringen, aber das ist nun vorbei.«
    »So alt bist du?«
    Sie nickte.
    »Trotzdem hast du Victor Koss gekannt?«
    »Ich bin zuerst wieder dorthin zurückgekehrt, wo ich einmal war. Natürlich zu anderen Menschen, denn die ersten waren längst verstorben. Ich kam auch nicht als Kind. Ich war schon erwachsen, und der Stamm hat mich akzeptiert. Dort lernte ich auch Victor Koss kennen. Wir wurden nie Freunde. Später traf ich ihn in Berlin wieder. Da war ich schon in dieser Stadt etabliert.«
    »Kann man sagen!« stimmte ich zu. »Du hast es auch geschafft, zu einer Berühmtheit zu werden.«
    »Das musste so sein.«
    »Warum?«
    »Weil ich mir vorgenommen habe, diese Stadt zu beherrschen. Ich konnte mir ein Image aufbauen. Die Menschen kamen zu mir, wenn sie wissen wollten, was ihnen die Karten zu sagen hatten. Ich nahm nicht die des großen Crowley, es gibt ja genügend andere Tarock-Spiele. Wer einmal bei mir gewesen ist, John Sinclair, der kann mich nicht vergessen, der wird mich nicht vergessen, und er wird immer wieder zu mir kommen. Darauf kannst du dich verlassen. So ist es mir ein Leichtes, meine Macht zu vergrößern und Einfluss zu nehmen. Er wird sich noch verstärken, denn ich bin bereit, meine Freunde hinter mir in die Welt zu schicken, damit sie in meinem und im Namen der Hölle handeln. Ein Aleister Crowley ist ebenso unvergessen wie der Teufel.«
    Das hatte zwar alles unwahrscheinlich geklungen, und viele Menschen hätten auch darüber gelacht, falls sie nicht ängstlich geworden wären, aber gerade in meinem Beruf hatte ich schon zuviel erlebt.
    Da war das Unwahrscheinliche normal geworden, und mit dieser Normalität habe ich mich zurechtfinden müssen.
    Sie ließ ihre Worte wirken. Hinter ihr stand die geisterhafte Mauer aus zurückgekehrten Toten. Ob das Tor noch offen oder schon wieder verschlossen war, wusste ich nicht. Ich konnte mir auch vorstellen, dass sie nicht mehr zurückkehren würden und nun die Zeiten der Verwandlung in normale Menschen zurück begann.
    »Warum schweigst du? Hat es dir die Sprache verschlagen, weil du es nicht begreifen kannst, Sinclair?«
    »Irgendwie schon…«
    »Es stimmt alles.«
    »Das glaube ich dir sogar.«
    »Wie schön.« Sie lächelte mich abermals an. »Und jetzt überlegst du, was du dagegen tun kannst.«
    »So ist es.«
    »Du kannst dir deinen Gehirnschmalz sparen, Sinclair. Ich weiß genau, dass du zwischen diesen Mühlsteinen zerrieben wirst. Dein Freund Conolly hat großes Glück gehabt. Sonst hätte er die Verwandlung erlebt, und ich weiß nicht, ob ich ihn am Leben gelassen hätte. Möglicherweise hätte ich ihn auf meine Seite gezogen, doch auch das stand noch nicht fest. Ich hätte mich der Situation entsprechend entschieden. Dich aber kann ich nicht gehen lassen, denn ich weiß, dass ich dich nie auf meine Seite ziehen kann. Das Schicksal ist für einen Moment gegen mich gewesen. Ich hätte auch deinen Freund Harry Stahl umbringen sollen, aber auch er wird es nicht überleben. Ich gehe davon aus, dass man ihn draußen im Gang schon abgefangen hat.«
    »Er ist da?«
    »Ja. Du hast ihn nicht gesehen, aber
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