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1134 - Im Innern einer Sonne

Titel: 1134 - Im Innern einer Sonne
Autoren: Unbekannt
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Chtapofis nannte. Er wußte, daß es einen Weg in diese andere Welt gab, und daß der Altweise als Wächter des Weges fungierte. Irgendwann würden Forrler und Mrnck ihn gemeinsam gehen...
    Auch Llrrt mochte in einigen Monaten oder Jahren dazu berufen sein, die andere Welt zu besuchen. Es kam nur darauf an, ob das Silkrinum die Berichte anerkannte. Die meisten, die je einem Altweisen begegneten, verbannten solche Erzählungen ins Reich der Fabel und hielten die Wächter für ausgesprochene Spinner. Es war bequemer, als sich damit auseinander zu setzen.
    Was diesen Abend anbelangte, war Forrler schon froh, daß Llrrt einmal etwas Abwechslung zuteil geworden war. Es schien zwar verwirrt, aber auch beeindruckt, vor allem benahm es sich wesentlich zugänglicher als noch einen Tag zuvor. Forrler wertete das als einen Erfolg, und er kostete ihn aus.
     
    3.
     
    Gordana Ujlaki hatte ihren Kontursessel so gedreht, daß sie den Kommandanten ansehen konnte. Sie hielt eine Folie in der Hand, auf der die wichtigsten Daten notiert waren. Äußerlich wirkte sie gleichmütig und gelassen, aber ihre Stimme zitterte, als sie die Meßergebnisse zusammenfaßte.
    „Das Vakuum, in dem wir uns befinden, ist kugelförmig und hat einen Durchmesser von etwa 64.000 Kilometern. Dahinter beginnt die Lichtzone, deren Helligkeit den Leerraum total überflutet - und dort herrschen Temperaturen zwischen 6000 und 10.000 Grad Kelvin."
    Tanwalzen nickte mit geweiteten Augen. Er fror. Die Seele weigerte sich zu begreifen, was der Verstand längst analysiert hatte.
    „Das heißt", sagte er langsam, stockend, „die PRÄSIDENT hängt in einer riesigen Blase, in einer Vakuumkugel, hinter deren Grenzen chemische und thermische Gewalten unvorstellbaren Ausmaßes toben. Eigentlich sind diese Gewalten nur vergleichbar ... mit..."
    „Einer Sonne!" platzte es aus Icho Tolot heraus. Seine Stimme glich einer krachenden Explosion. „Wir sind im Innern einer Sonne!"
    Jemand schrie. Ob er die Lautstärke des Haluters nicht vertrug oder seinem Entsetzen Ausdruck gab, würde sich nie ergründen lassen. Ein anderes Besatzungsmitglied begann hemmungslos zu weinen. Dann folgte drückendes Schweigen. Jeder versuchte, die Tatsachen gefaßt zu akzeptieren und die Konsequenzen zu erkennen. Den wenigsten gelang es. Für eine Sekunde schien die Zeit in der Zentrale der PRÄSIDENT stillzustehen.
    „Keine Aufregung und keine Panik, wenn ich bitten darf", klang es schwach zirpend durch die Stille. „Es ist nichts verloren, aber schon viel gewonnen."
    Das war Ürkan, der Armadamonteur - ein zylinderförmiger Roboter mit kegelförmigen Aufsätzen, rund um den Korpus verteilten optischen Linsen und etlichen Arbeits- und Waffenarmen. Die Maschine war in Öhna Näjahrs' Begleitung ins Schiff gelangt und hatte bei der überstürzten Flucht des Außenseiters zurückgelassen werden müssen. Seitdem trieb sie in dieser oder jener Form ihr verbales Unwesen; sogar das Interkosmo hatte sie verblüffend schnell erlernt und wendete es zum Entsetzen ihrer Zuhörer fleißig an. Infolge eines Schaltfehlers hielt Ürkan die Menschen an Bord für lebende Tote (oder tote Lebende, je nach Laune) - aus dem einfachen Grund, weil sie über keine Armadaflammen verfügten. Ein echter Armadist aber ging seiner Armadaflamme nur dann verlustig, wenn er starb. Nach Ürkans seltsamer Logik war die Besatzung also gestorben, obwohl sie andererseits ganz offensichtlich noch lebte. Auf diese Idee, es überhaupt nicht mit Armadisten zu tun zu haben, kam der Roboter nicht. Die Menschen ließen ihn in seinem Glauben - alles andere hätte womöglich tödliche Folgen gehabt. Man ertrug Ürkans Auftritte in der Regel mit Humor und Gelassenheit.
    Jetzt jedoch, nach Tolots schockierender Eröffnung, war keinem danach zumute.
    „Halt die Klappe!" schnauzte Tanwalzen gereizt. „Verschone uns vor deinen Weisheiten!"
    Ürkan drehte sich und kurvte schwebend auf ihn zu.
    „Warum echauffierst du dich? Es besteht kein Grund ..."
    „Weil mir deine Blödeleien zum Hals heraushängen", schrie der Kommandant und machte eine fahrige Geste. „Tolot, schaff ihn weg! Tu mir den Gefallen und wirf ihn aus einer Schleuse!"
    „Das kann er nicht, weil er mich nicht kriegt." Der Roboter vollführte einen Satz nach oben und schwebte zur Seite. „Kommandant, aus deinem Hals hängt nichts."
    Mitunter entwickelte er sich zur Plage. Auf Öhna Näjahrs, den Außenseiter, hatte er wenigstens noch gehört. Menschen gegenüber
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