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1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

1133 - Der Mönch mit den Totenaugen

Titel: 1133 - Der Mönch mit den Totenaugen
Autoren: Jason Dark
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ohne Licht. Auf Gedeih und Verderb den anderen Mönchen ausgeliefert, die ihn nur noch mit Haß verfolgten.
    Sein Besucher ließ ihm lange Zeit, sich zu entscheiden. Jetzt war seine Geduld vorbei. »Bist du mit meinem Vorschlag einverstanden?«
    »Ich weiß es noch nicht genau…«
    »Hahaha…!« Das Lachen hallte durch das Verlies. »Wie kann man nur so dumm sein? Oder weißt du nicht, was sich deine Freunde für dich ausgesucht haben…«
    »Das schon…«
    »Da gibt es dann nichts mehr zu überlegen, Aslan. Gar nichts, verstehst du? Außerdem wirst du bald Vater werden. Du möchtest doch dein Kind sehen - oder?«
    »Das will ich!«
    »Dann entscheide dich! Jetzt und hier!«
    Aslan saß noch immer auf dem kalten, harten Boden. Er spürte die Kälte auch durch seine Hände und in den Armen hochsteigen. Die Erinnerung an das ungeborene Kind hatte den Ausschlag gegeben. Um es zu sehen, war er bereit, alles zu tun und sich auch an den Teufel zu verkaufen.
    »Ja«, sagte er. »Ich bin bereit! Ich stelle mich auf deine Seite. Nur darauf!«
    »Das ist gut.«
    Aslan glaubte auch, ein Kichern aus den Worten herausgehört zu haben, war sich allerdings nicht so sicher, und er fragte: »Gibt es Bedingungen?«
    »Schlau gedacht. Wie kommst du darauf?«
    »Weil der Teufel nie etwas umsonst gibt. Er kennt keine Gnade. Er kennt kein Verschenken.«
    »Das stimmt allerdings«, gab die Flüsterstimme gedehnt zu. »Da muß ich dir schon recht geben.«
    Aslan hörte sich zum erstenmal lachen. »Damit kannst du alles andere vergessen.«
    »Warum sollte ich das?«
    »Weil ich nichts habe, das ich dir geben könnte.«
    »Das sag nicht.«
    »Was denn?«
    »Nun ja… ich könnte mir schon vorstellen, was mir an dir gefällt. Ich gebe dir ein Stück Leben zurück. Ehrlich gesagt, es wird anders sein, als du es gewöhnt bist. Ich möchte dich nämlich neu erschaffen. Ich werde dich zeichnen. Du sollst jemand sein, der anderen Menschen Angst einjagt und sie daran erinnert, wie es für sie in der Hölle sein könnte.«
    »Sag es. Was willst du denn von mir haben?«
    »Ein Teil von dir.«
    »Von meinem Körper?«
    »Ja.«
    »Ein Bein? Ein Arm?« Aslans Stimme schrillte. Er hatte plötzlich Angst bekommen und befürchtete, sich auf einem Weg zu befinden, von dem es keine Rückkehr mehr gab.
    »Nein, das nicht. Du wirst leben, das kann ich dir versprechen. Du wirst auch das Verlies hier verlassen können, aber du mußt dich auf ein anderes Leben und auch auf ein anderes Aussehen einstellen. Ich habe viele Diener unter den Menschen, und jedem habe ich eine besondere Aufgabe zugeteilt. Das wird auch bei dir nicht anders sein. Sterben wirst du so leicht nicht. Ich möchte dich als Sinnbild in die Welt schicken, als das, vor dem die Menschen panische Angst haben. Du bist für mich der Tod.«
    Obwohl niemand in der Nähe war, der ihn geschlagen hatte, zuckte Aslan zusammen. Er hatte genau zugehört, und sein Weg war vorgezeichnet. Doch nicht als der Mensch, der er jetzt war. Der Teufel, auch sein Beschützer, hatte vor, aus ihm einen anderen zu machen, den Tod, seinen Tod. Und mußte man nicht Tod mit Totsein gleichsetzen?
    »Werde ich sterben?« flüsterte Aslan.
    »Wie kannst du das nur denken?« sagte er lachend.
    »Du selbst hast vom Tod gesprochen.«
    »Das stimmt«, gab der Unsichtbare zu. »Aber es ist nicht der Tod wie du ihn meinst.«
    »Was dann?«
    »Ich mache dich zu einem Geschöpf in meinem Sinne.«
    Aslan atmete heftig. »Wie… sie… sehe ich dann aus?«
    »So, daß du anderen Menschen Angst einjagen wirst. Du wirst das als Person sein, was sie in ihren Alpträumen sehen, und du wirst auch deiner Tochter begegnen, das verspreche ich dir.«
    »Tochter? Wieso Tochter?«
    »Ich weiß, daß es eine Tochter werden wird.«
    »Warum?« schrie der Mönch. »Wieso kannst du das wissen? Das glaube ich nicht.«
    »Vergiß nie, wer ich bin.«
    Aslan nickte. Er sackte nach dieser Antwort in sich zusammen. Er nickte auch, obwohl der andere das kaum registrieren würde. Aber sein Besucher hatte genau den richtigen Punkt getroffen. Er würde eine Tochter haben. Die Frau, wegen der er alles verraten hatte, würde ihm eine Tochter gebären.
    »Lange warte ich nicht mehr. Dann überlasse ich dich deinen Freunden, Aslan.«
    »Ja, ich weiß es. Mir bleibt keine andere Wahl. Versprichst du mir in die Hand, daß ich meine Tochter zu Gesicht bekommen werde? Kannst du das versprechen?«
    »Sofort!«
    Es fiel Aslan nicht leicht, seine Hand in das Dunkel zu
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