Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich

Titel: 1130 - Aufstand im Vier-Sonnen-Reich
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bislang kühle Stimme des Theokraten. „Halten Sie uns für Narren, Betreuer? Glauben Sie, Sie hätten ohne unsere stillschweigende Duldung so weit kommen können? Wir hätten Sie schon direkt nach dem Start vom Regierungssitz abschießen können! Nur unserer Gnade haben Sie es zu verdanken, daß Sie noch am Leben sind. Ich fordere Sie jetzt zum letzten Mal auf, sich zu ergeben. Wenn Sie nicht binnen dreißig Sekunden Ihre Geschwindigkeit verringern und beidrehen, werden wir Sie abschießen ..."
    „Marrschen soll dich verschlingen, Pfaffe!" brüllte Harbelon.
    Mit einem Faustschlag auf die Kontrolltaste des Autopiloten desaktivierte er die Computersteuerung. Seine Finger huschten über die Sensorknöpfe des Schaltpults. Gegenschub.
    Vibrationen schüttelten die Zelle des Gleiters. Die Maschine bockte, schwankte leicht, als sie abrupt zur Seite schwenkte und mit hochgeschalteten Triebwerken fast senkrecht in die Tiefe schoß.
    Der Gleiter der Theokraten wurde in Sekundenschnelle zu einem schwarzen Fleck am grauen Himmel.
    Ein Laserstrahl blitzte auf, verfehlte Harbelons Maschine aber um mehrere Dutzend Meter.
    Der Betreuer knurrte grimmig.
    Er ließ den Gleiter in einer engen Spirale aus dem Steilflug ausscheren, schlug einen Haken von fast neunzig Grad und huschte dann dicht über eine Reihe siloförmiger Bauwerke hinweg.
    Echoreflexe funkelten auf dem Monitor des Rundumradars. Vier bleiche Punkte, die sich unerbittlich dem Zentrum des Bildschirms - Harbelons Gleiter - näherten. „Oh, oh!" sagte Zwatlo. „Dieser Kommentar ist so gut wie jeder andere", knurrte Harbelon mit einem Anflug von Galgenhumor.
    Wieder ein Haken.
    Rote Dioden leuchteten warnend auf. Ein durchdringender Heulton verriet, daß die beiden starken Düsentriebwerke des Gleiters bis zur Grenze ihrer Belastbarkeit beansprucht waren.
    Die Reflexe auf .dem Ortungsmonitor fielen vorübergehend bis an den Rand des Erfassungsbereichs zurück, schlössen dann jedoch wieder sehr schnell auf.
    Plötzlich wurde es gleißend hell in der Gleiterkanzel. So hell, daß selbst die Dämmerschaltung des transparenten Kanzeldachs die Lichtfluten nur teilweise mildern konnte.
    Schmerz durchflutete Harbelons Multisinnesorgan.
    Vorübergehend war er blind und taub zugleich. Sensorische Reize vermischten sich, als es zu Fehlfunktionen der überbeanspruchten Nervenbahnen kam. Harbelon glaubte Gras zu riechen; Gras und salziges Wasser und das dumpfe, süße Aroma eines Springmausbreis. Er schmeckte Ruß und Plastik, und dann kehrte sein Hör- und Sehempfinden zurück.
    Das grelle Licht war erloschen.
    Eine Schmorspur zog sich über die Kanzelwölbung.
    Ein Streifschuß, durchfuhr es Harbelon. Glück gehabt.
    Zwatlo gab ein zusammenhangloses Zischeln von sich. Dann krächzte der Mannberater: „Hast du noch etwas zu sagen, Duurn Harbelon, ehe wir in das Alldunkel eingehen und Seth-Apophis uns zu sich holt?"
    Der Betreuer knurrte. „Wer wird jetzt an Tod denken, Zwatlo? Das Leben hat gerade erst begonnen, und wir sind ..."
    Er brach ab.
    Er starrte den Ortungsmonitor an und verstand.
    Der Abstand der vier Echoreflexe war unverändert, aber ein Schwärm kleinerer Punkte hatte sich von ihnen gelöst und raste mit wachsender Geschwindigkeit auf den Mittelpunkt des Bildschirms zu.
    Luft-Luft-Raketen! „Seth-Apophis", murmelte der Betreuer, „steh uns bei!"
    Er wußte, daß es sinnlos war. Er spürte bereits die Kälte des Todes, den Eishauch des Alldunkels, der nichts gemein hatte mit der Kälte und der Finsternis des interstellaren Raumes, sondern in den Tiefen seiner Seele nistete, um im Augenblick des Sterbens an die Oberfläche des Bewußtseins zu steigen.
    Harbelons Hand näherte sich dem Notschalter, während sich die Luft-Luft-Raketen rasend schnell dem Gleiter näherten, und er preßte den Schalter tief in die Verschalung.
    Ein Krachen.
    Die Kuppel wurde abgesprengt.
    Ein Ruck.
    Die Kanzel selbst wurde aus der Zelle des Gleiters hinauskatapultiert. Ein Prallfeld baute sich auf, schützte Harbelon und Zwatlo vor dem Sog der aufgewühlten Luftmassen, und nur Sekundenbruchteile später schlugen die Raketen in die abtrudelnde, kanzellose Maschine ein.
    Die Welt versank in Donner und Flammen.
    Fast erschien es Harbelon wie eine Ironie, daß sein letzter Gedanke Jacyzyr galt und nicht der Mission, dem verzweifelten Versuch, zusammen mit der Gilde der Raummeister das Schweigen von Seth-Apophis zu beenden, aber ihm blieb keine Zeit, sich darüber zu wundern.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher