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113 - Gebeine aus der Hexengruft

113 - Gebeine aus der Hexengruft

Titel: 113 - Gebeine aus der Hexengruft
Autoren: Larry Brent
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Garten. Auf dem schmalen Weg lief sie Richtung Kapelle.
    Das Mädchen machte sich keine Gedanken
darüber und fand sein Verhalten nicht merkwürdig. Ellen schien eine Schlafwandlerin
zu sein.
    Dunkel und sternenlos war die Nacht. Als
heller, wandelnder Fleck zeichnete Ellen Radnor sich darin ab.
    Sie lief zwei Meilen weit und begegnete
keinem Menschen.
    Etwas trieb sie an, und sie vermochte nicht
Zu sagen, was es war.
    Ein Gedanke stieg in ihrem Bewußtsein auf. „Warum
laufe ich durch die Nacht?“ fragte sie sich. „Was will ich hier? So ein Unfug,
ich müßte doch eigentlich im Bett liegen.“
    Ellen Radnor handelte wie eine Marionette,
wie ein Mensch, der nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Ihr kam die Idee, daß
dies offenbar ein Traum war. Wie unter einem fremden Zwang bewegte sie sich und
registrierte, daß etwas mit dieser Situation nicht stimmte, erfaßte aber nicht
tief genug den Vorgang, um ihn verändern zu können.
    Sie wollte zur Kapelle - und kam dort an.
    Zwischendurch hatte es noch mal angefangen
zu, regnen , und Ellens Nachthemd war völlig durchnäßt
und klebte wie eine zweite Haut auf ihrem Körper.
    Deutlich waren ihre weiblichen Formen zu
sehen, sie schimmerten durch den Stoff.
    Ellen lief schnurstracks um die Kapelle
herum, zur Tür, als würde sie dort erwartet.
    Ihre Rechte legte sich’ auf die altmodische,
bronzene Klinke und drückte sie herab. Eis knirschte. Die Tür war nicht
verschlossen, öffnete sich aber dennoch nicht so ohne weiteres. Sie mußte
mehrmals fest dagegen drücken, ehe die Tür quietschend nach innen schwang.
    Finsternis und modrige, verbrauchte Luft
schlug ihr entgegen.
    Da - leises, intensives Rascheln! Ellen warf
keinen Blick nach unten zwischen ihre Füße, wo es sich bewegte.
    Ratten...
    Ellen Radnor fröstelte, Angst ergriff sie,
aber der Gedanke, wegzulaufen, kam ihr nicht.
    Sie wurde hier gebraucht.
    Ellen Radnor ging leise und wie in Trance in
die Dunkelheit vor ihr. Kleine Nischen, Säulen uraltes Gebälk und Bänke gewahrte
sie.
    In jeder Nische, in jeder Ecke schien etwas
zu lauern, schien es zu atmen und warteten Schatten auf sie.
    Ein kleiner Altar folgte. Drei breite Marmorstufen
führten nach dort. Links und rechts davon waren Türen mit kleinen,
nachtschwarzen Kammern.
    „Komm, komm!“ wisperte eine leise, zwingende
Stimme. Das Organ, einer Frau! Heiser, benommen, erwartungsvoll, wie ein
weibliches Wesen spricht, das auf seinen Liebhaber
wartet.
    Wie Flammenzungen hüllte Ellen etwas ein. Sie
konnte nicht erklären, was es war, aber es fühlte sich genauso an.
    „Zum Altar! Du mußte zum Altar gehen!“ Wieder
die Stimme aus der Finsternis. Sie kam von überall, durchdrang das Gestein '
und die Luft und Ellens Haut. Das Mädchen vernahm die Vibrationen im Innern
seines Körpers.
    „Hier vorn bin ich, hier mußt du mich
suchen!“
    Unter dem Altarstein, schoß es Ellen durch
den Kopf. Da hat inan sie beigesetzt - die gestohlene Leiche. Dort war sie zu
finden.
    Sie war eingehüllt in wallenden, dunklen
Nebel.
    Und dann ging es blitzschnell. Es war, als ob
Ellen Radnor einen Stoß in den Rücken erhalte. Sie flog nach vorn und streckte
instinktiv die Hände aus, um den Fall aufs Gesicht zu verhindern.
    Sie stürzte und fühlte das kalte Gestein.
    Etwas zischte durch die Luft.
    Eine Peitsche! Mitten in Ellens Gesicht fuhr
sie, und der Schmerz leckte wie eine Flammenzunge über ihre zarte Haut.
    Plötzlich Leben ringsum. Verschwitzte, wüste
Gesichter, glühende Augen, gierige Blicke.
    Lachen und höhnische Worte, in einer alten
Sprache, die nur bruchstückhaft zu verstehen war.
    Ellen wurde getreten und gestoßen. Ketten
rasselten.
    Plötzlich war sie hellwach. Verschwunden war
der tranceartige Zustand - und sie registrierte alles mit wachen, klaren
Sinnen.
    Eisiges Grauen packte sie.
    Das Grauen einer fernen Vergangenheit, die
Geister einer anderen Zeit, erwachten . Das Mädchen
wurde geschlagen, erhielt Puffe in die Rippen, in den Leib und stürzte zu
Boden. Ellen Radnor schrie und krümmte sich vor Schmerzen. Immer und immer
wieder zischte die Peitsche auf sie herab und mißhandelte ihre Haut.
    Die junge Frau verlor fast das Bewußtsein,
versuchte sich aufzurichten und zu fliehen, aber sie war gefangen im Innern des
sich rasend schnell drehenden Schattens, in dem die verzerrten, bösartigen
Gesichter auftauchten. Sie durchlebte das Grauen und die Panik Cynthia Maniots
und fühlte deren Schmerzen. Der schwarze Vorhang vor ihr teilte sich, als
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