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113 - Gebeine aus der Hexengruft

113 - Gebeine aus der Hexengruft

Titel: 113 - Gebeine aus der Hexengruft
Autoren: Larry Brent
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heißt: ihre Leiche verschwand. Es gibt Anzeichen
dafür, daß ihre sterbliche Hülle damals von todesmutigen Freunden gestohlen und
an einen sicheren Ort gebracht wurde. Damals gab es nur einen sicheren Ort: die
Kapelle. Von ihr wußte man, daß niemand es wagen würde, sie zu betreten, um
nach Cynthia Maniot zu suchen. Dort lag die Tote sicher. Ihre Gebeine liegen
noch heute in einer verborgenen Gruft, davon bin ich überzeugt. Und von diesen
Gebeinen geht das Unheil aus.“
     
    ●
     
    Wie ein Karussell drehten sich Mornas
Gedanken, nachdem Dr. Kilroy gegangen war.
    Wenn er glaubte, die Schwedin abgeschreckt zu
haben, so hatte er sich getäuscht. Genau das Gegenteil war der Fall.
    Unruhe erfüllte die Agentin. Sie war es
gewohnt, ungeklärten Dingen auf den Grund zu gehen.
    Sie stand im Krankenzimmer und starrte hinaus
in die Nacht.
    Es war ein sehr warmer Tag gewesen, und vom
Nordwesten her näherte sich ein Gewitter. Schwere Sturmböen kamen auf, und ein
Gewitter, wie man es nur im heißesten Sommer erlebte, entlud sich über Brimsley
und der Umgebung.
    Es goß in Strömen, der Regen prasselte aufs
Dach, gegen die Scheiben und ließ große Pfützen im Schulhof entstehen.
    Peggy Langdon bekam von alledem nichts mit.
Sie schlief noch immer. Sie atmete kaum. War es ihr Todesschlaf?
    Der Himmel schien zu zerreißen unter den
Blitzen, die ihn spalteten. Der Donner grollte, die Scheiben erzitterten.
    Die Wipfel der Bäume bogen sich unter der
Wucht der tobenden Gewalten.
    Blätter flogen durch die Luft, Zweige und Äste
brachen.
    Da - ein riesiger Blitz! Einen solchen hatte
die Schwedin noch nie gesehen. Wildgezackt und flammend violett waren die
Außenseiten. Es gab einen ungeheuren Knall, als würde die Erdkugel
auseinanderplatzen.
     
    ●
     
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte die
Schwedin, es schlüge ein.
    Die Luft knisterte eigenartig, als wäre sie
elektrisch geladen.
    Der Blitz ging höchstens zwei Meilen von hier
entfernt zur Erde nieder.
    Morna schätzte richtig.
    Was sie nicht sehen konnte: Der Einschlag
erfolgte genau bei der verhexten Kapelle.
    Der Blitz fuhr flammend in das Efeugerank
über der Tür und bohrte sich im die morschen Querbalken. Es splitterte, ein
Flammenstrahl schoß in die Höhe, und das vom Gewitterregen feuchte Holz dampfte
und flog auseinander wie eine explodierende Bombe.
    Der Querbalken, der bisher das Schloß
gesichert hatte, existierte nicht mehr. Flammenzungen leckten auch über die
anderen Balken. Sie brannten zur Hälfte ab.
    Mit dem letzten Donnerschlag verebbte das Gewitter.
Die Luft war klar und still, als wäre sie von allem Bösen gereinigt.
    Es war der 7. September 1973.
    Es war die Nacht, in der vor genau
dreihundertundfünfunddreißig Jahren Cynthia Maniot verschwunden war.
     
    ●
     
    „Ich bin Cynthia Maniot “,
sagte sie mit verschlafener Stimme und merkte, daß sie sprach. Dann schreckte
sie zusammen.
    Was hatte sie eben gesagt?
    Ellen Radnor richtete sich auf und tastete
nach dem Lichtschalter.
    Die junge Frau reckte die Glieder und gähnte.
Sie hörte draußen das letzte, sich entfernende Grollen, das leise Platschen des
Regens.
    Dann folgte Stille.
    Es mußte ein Gewitter gewesen sein, aber
Ellen Radnor hatte geschlafen wie ein Murmeltier.
    Nun war sie hellwach, stieg aus dem Bett und
ging zum Fenster. Es lag zu ebener Erde. Das Haus der Radnors stand an der Peripherie von Brimsley.
    Ein umfangreicher Obstgarten umgab das alte
Gebäude, in dem schon die Großeltern gewohnt hatten. Nun lebte Ellen mit ihren
Eltern allein hier.
    Im Haus war es nicht besonders ruhig. Man
hörte eine Tür klappen und leise Stimmen. Die Eltern hatten keinen so guten
Schlaf wie sie. Sie waren sicher durch das Gewitter wach geworden.
    Ein Lichtschalter wurde betätigt. Ellen hörte
das leise Knacken. Dann herrschte wieder Stille.
    Ellen wartete noch ein paar Minuten ab. Sie
fand es nicht verwunderlich, am Fenster zu stehen und in die Nacht
hinauszustarren.
    Die frische, klare Luft tat ihr gut, und sie
atmete tief ein. Es war, als ob ihre Lebensgeister neu erwachten.
    In dieser Nacht tat Ellen Radnor etwas, was
sie nur einmal als kleines Mädchen getan hatte, als sie ihren Eltern
davongelaufen war und sich im Wald versteckte.
    Sie kletterte aus dem Fenster. Nur mit einem
dünnen Nachthemd bekleidet und barfuß, wie sie war, lief sie durch das nasse
Gras.
    Von den Bäumen tropfte es. Einzelne Blätter
fielen herab.
    Ellen Radnor entfernte sich vom Elternhaus
und verließ den
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