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1129 - Das Blutmesser

1129 - Das Blutmesser

Titel: 1129 - Das Blutmesser
Autoren: Jason Dark
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gesamte Umgebung wie ein Anstrich umgab.
    Sie selbst saß auf dem Boden, die Beine angewinkelt, hin zur rechten Seite gedreht. Sie hatte sich mit einer Hand abgestützt, die linke schwebte leicht über dem Boden.
    Es gab keinen Wind. Sie hörte keine Stimmen, Michelle war eingepackt in diese bedrückende Stille, in der sie sich selbst nicht einmal atmen hörte.
    Es gab auch Licht. Vor sich sah sie die beiden dicken Kerzen, die der kalt gewordene Talg am Boden festhielt. Die Flammen standen ruhig auf den Dochten, weil es keinen Wind gab, der sie bewegt hätte. Es war alles so starr geworden, wie eingefroren.
    Dann fiel ihr Blick auf die Schale. Aus Blech geformt und rund. Sie war halbhoch mit einer roten Flüssigkeit gefüllt. Michelle wußte sofort, daß es keine Farbe war, sondern Blut. Neben der Schale lag ein altes Rasiermesser.
    Michelle begriff es nicht. Sie saß nur da. Sie fühlte nichts, sie dachte nicht, und wenn sie jetzt etwas tat, entsprach dies nicht ihrem eigenen Willen.
    Und doch stellte sie fest, daß sie nicht allein war. Etwas lauerte in ihrer Nähe.
    Langsam drehte sie den Kopf!
    Ihr Erschrecken war groß. Aus weiten Augen starrte sie stumm auf diese Wand aus Kutten trägem, die im Hintergrund standen und sich vor dessen roter Farbe abhoben.
    Sie trugen wieder ihre spitzen Hüte. Sie hielten auch die Stäbe in den Händen, und all ihre Blicke waren nur auf sie gerichtet. Michelle spürte die Botschaft. Sie drängte sich ihr auf, obwohl kein Wort gesprochen wurde.
    Gedanken malträtierten sie und brachten sie völlig durcheinander. Sie »sprachen« vom Blut, das benötigt wurde. Blut einer bestimmten Person, das fließen mußte.
    »Du… du … du…!« hämmerten die Gedanken auf Michelle Maron ein.
    Es war nicht möglich, ihnen zu entgehen. Sie waren einfach zu stark.
    Michelle wußte auch, was damit gemeint war. Das Messer neben der Schale war wichtig. Sie sollte es nehmen, und sie wußte seltsamerweise auch, wie sie die Klinge zu führen hatte. In die Handflächen hineinschneiden und dort das weiße Fleisch zerstören, um das scharfe Messer dann weiter bis zu den Pulsadern zu führen.
    Die Finger hatte sie ausgestreckt, als sich die rechte Hand allmählich dem Griff näherte.
    Es gab kein Zurück. Auch wenn sie es gewollt hätte. Aber ihr Wille war nicht mehr vorhanden. Hier herrschten andere Gesetze, von anderen gemacht.
    Michelle faßte zu. Das heißt, sie wollte zufassen, aber etwas anderes war schneller.
    Jemand berührte ihre Hand. Finger umklammerten ihr Gelenk. Plötzlich hörte sie Stimmen und glaubte auch, die des dunkelhäutigen Kellners zu verstehen.
    »Ich weiß auch nicht, wie es passiert ist. Sie muß eingeschlafen sein oder wie auch immer Ein Krampf und dann…«
    »Bringen Sie mir ein Tuch«, sagte eine zweite, ihr unbekannte Männerstimme.
    Michelle Maron öffnete die Augen.
    Sie schaute in das jungenhaft lächelnde Gesicht eines blonden Mannes, der sich über sie gebeugt hatte. Ihr fielen die blauen, mit einem leichten Stich ins Graue versehenen Augen auf, und sie fühlte sich plötzlich in einer völlig vertrauten Umgebung.
    »Geht’s wieder?«
    »Ja, ja.«
    »Wunderbar. Aber jetzt tun Sie mir ejnen Gefallen und rücken Sie etwas nach hinten. Ihre Lage ist sehr unbequem.«
    »Ja, gern.«
    Michelle hatte gesprochen wie ein Automat. Sie kam dem Wunsch nach und sah, daß der Fremde ihre rechte Hand festhielt. Das leere Glas bestand nur noch aus Scherben. Die meisten davon lagen am Boden, einige Splitter steckten noch im Fleisch, die der Fremde jetzt behutsam hervorzupfte.
    Der Kellner eilte herbei. Er brachte eine Serviette, reichte sie dem Mann, der zugleich noch einen Kaffee bestellte und sich dann auf den zweiten Stuhl am Tisch setzte und die Hand näher zu sich heranzog.
    Michelle schaute zur anderen Seite. Die Menschen, die stehengeblieben waren, zogen wieder weiter. Es gab keine Sensation mehr, die sie bestaunen konnten.
    Der Fremde hatte Michelles Hand auf sein Knie gelegt. Er arbeitete vorsichtig und fand jeden noch so kleinen im Fleisch steckenden Splitter. Es tat nicht weh, als er sie entfernte. Es ziepte nur ein bißchen, aber dieses Gefühl wurde vom Lächeln des Fremden wieder wettgemacht. Er flößte Michelle Vertrauen ein, besah sich jetzt die Hand genauer und nickte zufrieden.
    Der Kellner kam mit dem Kaffee. »Ist alles wieder einigermaßen okay?« erkundigte er sich.
    »Ja, schon gut.«
    »Dann fege ich eben die Scherben auf.«
    »Tun Sie das.«
    Er hatte den
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