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1127 - Der Gothic-Vampir

1127 - Der Gothic-Vampir

Titel: 1127 - Der Gothic-Vampir
Autoren: Jason Dark
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aussah, sondern noch einen breiten Einschnitt auf wies.
    Eine Lücke, ein Spalt, vor dem die dunkle Fledermaus langsam nach unten und damit dem Boden entgegensegelte, wo sie weich landete und sich die mächtigen Schwingen zusammenfalteten. Auch das letzte Rauschen verschwand. Es gab keinen künstlichen Luftzug mehr, es wehte nur der normale Wind, der an der Felswand entlangstrich und sich vergeblich bemühte, in das Gestein einzudringen. Der Wind verursachte leise Geräusche. Manchmal ein Jaulen oder Pfeifen. Beides hörte sich leicht klagend an, als wollte sich der Nachtwind darüber beschweren, daß er keinen Einlaß fand.
    Ansonsten war es still – und auch menschenleer. Genau das hatte die mutierte Fledermaus auch gewollt und erwartet.
    So stark sich das Geschöpf auch nach dem Blut der Menschen sehnte, im Moment ging es um andere Dinge. Es war für die Gestalt ideal, in dieser Deckung zu stehen. Einen besseren Schutz als die mächtige Felswand hätte sie sich nicht vorstellen können.
    Noch immer stand der volle Mond am Himmel. So satt sah er aus, reif und gelb wie eine Zitrone. Sein Schein senkte sich auf die Erde nieder und hinterließ einen blassen Schimmer.
    Durch die angelegten Schwingen sah die Fledermaus recht schmal aus. Sie krallte sich an der Felswand fest, und der obere Teil des dunklen Oberkörpers bog sich nach hinten.
    Die Verwandlung begann, aber auch die Qual, die damit verbunden war. Es jagten Laute aus dem offenen Maul, die einfach schrecklich klangen. Schreie, wie sie von Menschen nicht ausgestoßen werden konnten. So hoch, so bebend, und der Schall kroch an der Felswand in die Höhe, bevor er irgendwo versickerte.
    Die Fledermaus war zu einem zuckenden Bündel geworden. Sie hing jetzt rücklings nach unten. Schwingen schlugen um sich, aber sie waren längst nicht mehr so groß wie beim Flug. Überhaupt veränderte sich der Körper, während er an der Felswand »klebte«. Immer wieder zuckte er. Er schlug aus.
    Er glitt in die Höhe, er fiel wieder zusammen, er bog sich, drückte sich zur Seite, schüttelte sich, und er klebte auch weiterhin an der Felswand.
    Die Schreie hatten ihren Klang verändert. Sie näherten sich jetzt menschlichen Lauten und hörten sich an wie ein tiefes und qualvolles Stöhnen.
    Es war die Verwandlung vom Monster zu einem Monster mit menschlicher Gestalt und zudem eine Metamorphose, die zuletzt vor mehr als zweihundert Jahren durchgeführt worden war. Und so verwandelte sie sich in einem regelrechten Kampf an der dunklen Felswand.
    Das Geschöpf krallte sich auch weiterhin fest, als hätte es sich in das Gestein eingegraben.
    Noch ein Schrei.
    Er hallte am glatten Gestein hoch, um im dunklen Nachthimmel zu verschwinden.
    Diesmal jedoch hörte er sich anders an. Es gab nicht mehr die intensive Qual, denn in diesen schrillen Laut mischte sich schon der Klang des Triumphs mit.
    Und dann stürzte das Wesen ab. Aus nicht sehr großer Höhe landete es auf dem Boden, wo es sich überschlug und von der Wand wegrollte.
    Es blieb auf dem Bauch liegen. Hätte das Mondlicht nicht seinen Silberstreif geschickt, dann wäre das Wesen wohl kaum zu sehen gewesen, so aber war es sichtbar und kroch über den harten Boden.
    Es stöhnte.
    Diesmal war es ein menschlicher Laut, der aus dem Mund drang.
    Er war schwer zu beschreiben. Es war kein Schrei des Triumphs, aber auch keiner, der auf irgendeinen Schmerz hingedeutet hätte.
    Eine Mischung zwischen beiden, möglicherweise auch von einem beruhigenden Ton durchzogen, weil eben die Metamorphose gelungen war.
    Die Gestalt erhob sich.
    Keine Fledermaus mehr, sondern ein Mensch, der sich ruckartig auf die Füße gestellt hatte. Noch immer im Schatten der Felswand blieb er stehen. Er schwankte leicht, als wollte er gewisse Störungen ausgleichen und breitete die Arme aus, um nach dem Halt zu suchen.
    Zum Glück war die Felswand in der Nähe. So konnte das düstere und nackte Wesen sich wieder daran festklammern. Es jaulte. Sein Körper zuckte. Wie ein Pferd scharrte es mit dem rechten Bein. Dabei schüttelte es den Kopf wild hin und her. Diesmal hatten sich keine Krallen in das Gestein geklammert, sondern Hände mit langen, bleichen Fingern.
    Minutenlang verharrte die jetzt menschliche Gestalt in ihrer Haltung. Erst danach fühlte sie sich kraftvoll genug, um diesen Halt zu verlassen, und sie drehte sich mit einer langsamen Bewegung zur Seite.
    Hätte ein heimlicher Beobachter sie jetzt gesehen, er hätte sie nicht mehr wiedererkannt. Nichts
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