Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1118 - Zwischen Himmel und Hölle

1118 - Zwischen Himmel und Hölle

Titel: 1118 - Zwischen Himmel und Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weil er den Druck der Hände auf seinen Schultern spürte.
    Es waren besondere Hände. Vielleicht war es auch ein besonderer Druck, so genau konnte er das nicht erfassen. Das Gefühl, sich ohnmächtig dem anderen hinzugeben, verstärkte sich immer mehr.
    Ströme durchflossen seinen Körper. Sie fingen an den Armen an.
    Von dort fanden sie ihren Weg bis in die letzten Winkel. Etwas geschah mit ihm, und Bill merkte, dass die Welt um ihn herum sich leicht veränderte. Sie zog sich zusammen. Sie wurde dabei kleiner, aber auch klarer, und genau in dieser völlig neuen Perspektive entstand die Bewegung. Vor ihm. Nah oder fern? Er wusste es nicht.
    Es war ein Mensch, der plötzlich den Garten betreten hatte, und Bill hörte hinter sich einen zischenden Laut, den der Hellseher ausgestoßen hatte.
    Der Ankömmling stellte eine Frage. »Warum versuchen Sie es nicht mit mir, Taske?« Es war die Stimme seines Freundes John Sinclair…
    ***
    Jane hatte noch gesagt bekommen, wohin sie gehen musste. Der Flur war wesentlich kürzer als einer in den Etagen eines normalen Krankenhauses. Dieser Trakt war eben unterteilt worden, und es gab nur vier Zimmer, die einzeln belegt wurden. Die Räume lagen sich gegenüber, hinter den Zimmern für die Ärzte und Schwestern.
    Jane musste zum letzten Zimmer auf der linken Seite. Neben der Tür stand ein Stuhl, wohl gedacht für einen Wachtposten, wenn hier gefährliche Typen untergebracht waren.
    Sie blieb vor der Tür stehen und wusste selbst, dass es keinen Sinn hatte, anzuklopfen. So drückte sie auf die Klinke und schob die Tür nach innen. Der erste Blick in das Zimmer erschreckte sie leicht, denn sie kam sich vor wie jemand, der ein Labor betrat.
    Geräte umstanden ein Bett, in dem Sarah Goldwyn lag. Jane wusste nichts damit anzufangen, nur der Tropf, an dem die Patientin angeschlossen war, kam ihr bekannt vor.
    Ein Fenster existierte ebenfalls. Das Licht hatte es schwer, seinen Weg durch die Schlitze der Lamellen zu finden, da ein Rollo vor die Scheibe gelassen worden war.
    Jane schloss die Tür und trat hinein in die tiefe Stille, die schon der des Todes gleichkam.
    Sie wollte zu Lady Sarah. Trotzdem fürchtete sich Jane vor dieser Nähe. Der Blick in das Gesicht würde ihr schreckliche Dinge zeigen.
    Sie alle hingen mit dem Begriff Tod zusammen. Das Aussehen der alten Freundin würde sie selbst völlig durcheinander bringen, davon ging sie zunächst einmal aus.
    Sie nahm einen besonderen Geruch wahr. Sie versuchte herauszufinden, was es war, aber sie kam nicht darauf. Roch es nach Putzmitteln? Nach Bohnerwachs? Oder nach alter Haut?
    Vielleicht nach Tod? Leichengeruch. Moder. Verwesung. Ein Zustand, in den jeder Tote hinein glitt. Aber Sarah war nicht tot, obwohl es soaussah. Sogar ihr Blut floss noch.
    Jane hatte eine Lücke zwischen den Apparaten gefunden, die sie auch jetzt mit keinem Blick bedachte. Dicht neben dem Bett blieb sie stehen und senkte den Blick.
    Da lag sie!
    Die Detektivin konnte nicht vermeiden, dass sie ein Zittern überfiel. Es war nicht normal. Ein regelrechter Schüttelfrost peitschte in ihr hoch. So sehr sie auch vermochte, sich dagegen zu wehren, sie schaffte es nicht. Die Beine zitterten ebenso wie die Arme. Auch ihre Finger konnte sie nicht ruhig halten, und sie hatte das Gefühl, einen Kloß im Hals zu haben.
    Es fiel ihr auch schwer, Atem zu holen. Auch der Druck hinter den Augen wurde immer schlimmer. Die Gestalt der Horror-Oma verschwamm vor ihren Augen. Es dauerte fast eine Minute, bis sich Jane wieder gefangen hatte. Gegen diesen plötzlichen Anfall der Trauer hatte sie sich nicht wehren können. Nun musste sie zugeben, dass auch sie nur ein verdammt schwacher Mensch war, mit allen Vor und Nachteilen.
    Sie wischte über die Augen hinweg, um wieder klare Sicht zu erhalten.
    Lady Sarah lag da wie jemand, der darauf wartet, im nächsten Moment angehoben und in den Sarg gelegt zu werden. Ihrem Aussehen nach hätte sie auch dort besser hineingepasst als in dieses Bett. Was unterschied sie denn noch von einer Toten?
    Nichts, gar nichts mehr.
    Jane suchte nach Unterschieden, aber da war nichts zu erkennen.
    Das sehr wächsern wirkende Gesicht mit der dünnen, eingefallenen Haut. Sie hielt den Mund nicht geschlossen. Gerade diese Tatsache empfand Jane am schlimmsten, denn so sah Lady Sarah aus, als wäre sie genau in dem Moment gestorben, als sie noch, versucht hatte, tief einzuatmen.
    Augen ohne Glanz. Kugeln, in denen sich kein Leben mehr zeigte.
    Pupillen so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher