Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1104 - Die Spur des irren Köpfers

1104 - Die Spur des irren Köpfers

Titel: 1104 - Die Spur des irren Köpfers
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
kommt alles zusammen. Er kann sich sogar fortpflanzen, aber es ist ihm nicht möglich, Menschen zu erschaffen. Nur Ungeheuer, die in Sturmnächten über den Himmel fahren.«
    »Dann hat er dich erschaffen?«
    »Ja.«
    »Bist du denn ein Ungeheuer?« fragte ich.
    »Nein, ich bin ein Experiment.«
    Beinahe hätte ich gelacht. Die Reaktion stoppte ich im letzten Augenblick. Statt dessen sagte ich.
    »Gelungen ist das Experiment anscheinend nicht.«
    »Nicht ganz«, gab er zu. »Tawiskara wollte mehr. Er wollte Menschen herstellen. Er wollte aus den Toten Lebende machen, und mit mir fing er an.«
    Diesmal lachte ich. »Er ist kein Schöpfer. Da gibt es nur einen. Er hat sich den Mächten des Bösen bedient, aber er kann nicht das erreichen, was der andere Schöpfer erschaffen hat. Viele haben es versucht, doch es ist keinem gelungen. Auch du bist kein Mensch mehr. Du bist eine Abart. Es gibt dich als Kopf, und es gibt dich als Körper, aber du stellst keine Einheit mehr dar. Du mußt einfach unzufrieden sein. Du hast auf Tawiskara gesetzt, aber er hat dich im Stich gelassen. Oder hättest du gedacht, einmal so auszusehen?«
    »Es reicht für meine Rache.«
    »An wem denn nur?«
    »An allen, die mich in meinem ersten Leben nicht akzeptiert haben. Deshalb müssen sie sterben. Es stehen noch viele auf meiner Liste, das kann ich dir versprechen. Wer versucht, mich zu jagen, der jagt auch Tawiskara, und er ist mächtiger als alle Menschen. Ich bin sein Kind. Durch ihn bin ich zum zweitenmal gezeugt worden, und ich werde in seinem Namen handeln.«
    Das konnte ich mir vorstellen. Soweit wollte ich es nicht kommen lassen. Der Körper hatte sich noch nicht richtig materialisiert, dafür der Kopf. Er befand sich unter mir, und ich mußte versuchen, durch eine Lücke zu schießen.
    Als ich mich bewegte und dabei drehte, reagierte Truman Dobbs. Der Kopf huschte unter der Bank hervor. Für einen Moment konnte ich sogar sein Gesicht sehen und mußte erkennen, daß es sich auf eine schreckliche Art und Weise verändert hatte.
    Ein greller Ausdruck. Farbig. Völlig verändert. Ein Gesicht, das aussah, als würde es zerfließen und dann so schnell verschwand wie es erschienen war. Zusammen mit dem Torso, denn ihn sah ich ebenfalls nicht mehr.
    Konsterniert stand ich vor der Bank. Die Waffe hatte ich halb gezogen, aber ich brauchte sie nicht mehr, denn von Truman Dobbs gab es nichts zu sehen.
    Ich steckte die Beretta wieder ein und drehte mich herum. Was ich erfahren hatte, war mir völlig neu, und ich wußte auch nicht, ob ich es so akzeptieren konnte.
    Jemand schaute mich an.
    Blaue, sehr blaue Augen, die beinahe schon strahlten. Es war die alte Mexikanerin, die erwacht war und mich mit einem Blick betrachtete, der einiges aussagte. Ich konnte mir vorstellen, daß die Frau nicht nur geschlafen hatte. Bestimmt hatte sie zumindest einiges von unserer Unterhaltung mitbekommen.
    Ich lächelte ihr zu und stellte fest, daß sie so alt gar nicht war. Sie hatte in ihrer Kleidung so gewirkt.
    Ihr Gesicht gehörte zwar keiner jüngeren Person, aber es war sehr glatt und zeigte keine Falten.
    Sie lächelte zurück.
    Ich setzte mich neben sie, nannte meinen Namen und erfuhr, daß die Una hieß.
    »Du bist nicht überrascht gewesen, nicht wahr?« fragte sie mich.
    »Nein.«
    »Du jagst ihn.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich spüre es, und ich weiß es.« Una lächelte. »Ich gehöre dem Volk an, das Tawiskara kennt, aber nicht verehrt. Ich weiß, daß er böse ist. Ein grausamer Götze, der immer wieder versucht, Menschen zu gewinnen, um noch stärker zu werden. Ein von Manitou geächteter, der aber in seinem eigenen Reich lebt.«
    »Was hast du mit ihm zu tun?«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich verfolge ihn.«
    »Ach…«
    Sie lächelte wieder und legte ihre Hand auf die meine. »Ja, John, es muß so sein. Ich habe die besonderen Fähigkeiten. Schon als Kind spürte ich das Zweite Gesicht, und das hat sich bis heute nicht geändert. Ich trage es in mir, und ich sehe Dinge, die anderen Menschen verborgen bleiben. Es ist manchmal ein Fluch und auch ein Segen. Ich habe gespürt, wie er tötete. Die Angst seiner Opfer hat auch mich erreicht. Ich merkte, wie sehr sie litten. Er hat sie grausam gequält. Vor dem Sterben durchlitten sie eine Hölle. Es quälte mich, daß ich es wahrnahm, ihnen jedoch nicht helfen konnte. Aber ich wollte etwas tun, und es reifte ein Plan in mir. Ich konnte meine Fähigkeiten noch verstärken, und so gelang es mir, in seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher