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1104 - Die Spur des irren Köpfers

1104 - Die Spur des irren Köpfers

Titel: 1104 - Die Spur des irren Köpfers
Autoren: Jason Dark
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Wetterbedingungen bewegte sich niemand freiwillig über die Straßen hinweg. So rechneten wir uns das zumindest als kleinen Vorteil an.
    Auf meinen Knien lag die Zeichnung. Ich hatte das Licht eingeschaltet, um die Beschreibung erkennen zu können. Draußen war alles dunkel, und es befand sich die gesamte Umgebung in ständiger Bewegung. Von einem Hurrikan oder Tornado hatten die Leute hier noch nicht gesprochen, mir allerdings reichte dieser Sturm auch jetzt schon aus. Auf noch stärkere Gewalten konnte ich verzichten.
    Irgendwann mußten wir nach links abbiegen. Daran erinnerte ich Abe Douglas hin und wieder.
    Wenn er die Worte gehört hatte, zeigte er nur ein verbissenes Nicken, ansonsten hielt er sich zurück.
    Dabei war die Stelle bei normalem Wetter relativ leicht zu finden, denn direkt an der Abzweigung sollte ein alter knorriger Baum stehen, der nie Blätter trug und auch schon die wildesten Stürme überstanden hatte, wie Jim Lane berichtet hatte.
    Es war wichtig, daß wir dieses Zeichen nicht übersahen. Zur Sicherheit hatte Abe den Meilenzähler eingestellt, auf den er hin und wieder schielte.
    »Wie weit sind wir schon gefahren?« wollte ich wissen.
    »Fast neun Meilen.«
    »Dann ist es gleich soweit.«
    Er nickte nur. Wenn wir redeten, mußten wir fast schreien. Der Sturm heulte und pfiff über die karge Landschaft hinweg. Immer wieder schlugen die Böen gegen unseren Chrysler.
    Aufgeben kam nicht in Frage. Wir hielten durch. Es war eine Spur. Wir hofften, daß sie nicht ins Leere lief.
    Um uns herum war die Welt in ein ungewöhnliches Grau getaucht. Anders als bei Nebel in unseren Regionen. Zudem trommelte der Sand gegen die Karosserie. Permanent wurde der Wagen bearbeitet, als sollte der Lack abgekratzt werden.
    Wir kämpften uns vor. Mal waren die Schleier so dicht, daß ein Fahren keinen Sinn mehr hatte, dann legte der Sturm eine kleine Pause ein, so daß wir die Umrisse der Umgebung schon wahrnehmen konnten - und auch den Baum an der Straßenseite, der tatsächlich dort wie ein Zeichen stand.
    Er war nicht hoch, dafür breit, und das lag an seinem Astwerk. Er sah aus wie ein staubgraues Denkmal, und Abe Douglas lachte vor Erleichterung auf, als er den Wagen in die Kurve lenkte. Der Weg zum Ziel war nicht zu sehen, weil der Staub alles eingehüllt hatte. Da mußten wir uns eben auf das Glück verlassen, das uns auch bisher ein treuer Begleiter gewesen war.
    Die ehemalige Ranch stand nicht zu weit von der Straße entfernt. Lange würden wir nicht zu fahren brauchen. Die Glätte der Straße war verschwunden. Ein unebener Untergrund ließ den Chrysler leicht schaukeln.
    Ich hatte mich auf meinem Sitz weit nach vorn gedrückt und sah die Windschutzscheibe ziemlich nahe vor mir. Ich wollte sehen, wenn sich etwas hervorschälte, aber noch trieben die langen Staubfahnen durch unser Blickfeld.
    Es änderte sich.
    Plötzlich sahen wir die Schatten, die sich nicht bewegten. Sie standen da und trotzten den Gewalten.
    Eine Ranch besteht aus mehreren Gebäuden, so zumindest kannte ich es, und auch hier war es der Fall. Es gab nicht nur ein Haus, wir zählten drei.
    Eines davon war besonders groß. Zumindest von der Breite her. Wir sahen auch die übliche Veranda, über die der Wind den Staub und den Sand trieb. Daß die Pfosten noch hielten, glich schon einem kleinen Wunder.
    Abe suchte nach einem Platz, wo er anhalten konnte. Es sollte eine Stelle sein, an der der Sturm nicht so tobte. Deshalb lenkte der G-man den Chrysler in eine recht breite Lücke zwischen zwei Häusern und hielt dort an.
    Natürlich brauste es auch hier. Der Staub prasselte weiterhin gegen das Auto, und wir blieben noch für einen Moment sitzen. Jetzt merkten wir deutlicher, daß der Sturm unseren Wagen angriff. Er kam von vorn, die Gasse wirkte wie ein Tunnel, und die Kräfte griffen auch unter das Auto, um es in die Höhe zu stemmen.
    Aber es hielt den Gewalten stand, und wir riskierten den Ausstieg. Ich duckte mich sofort, als ich die rechte Seite verließ. Der Sturm war wie ein Tier, das mich mit mörderischer Wucht erwischte.
    Ich zog den Kopf ein und machte mich klein, um ihm so wenig Widerstand wie möglich zu bieten.
    Er riß mich nicht von den Beinen, aber viel hätte wirklich nicht gefehlt.
    Es gab keine Stelle, an der uns der Sturm verschont hätte. So hielten wir uns dicht an der Wand, schlossen die Lippen und kniffen die Augen zu Schlitzen zusammen.
    Mittlerweile war es etwas heller geworden. Es lag am Himmel, der eine
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