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1100 - Der Frostrubin

Titel: 1100 - Der Frostrubin
Autoren: Unbekannt
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nicht ankam. Gu war es langweilig, und er setzte alles daran, die wenigen Besucher in Diskussionen zu verwickeln. In letzter Zeit hatte er zusätzlich eine Masche entwickelt, indem er immer neue Krankheiten simulierte, die die Hinzuziehung aller möglichen Spezialisten erforderte.
    Manchmal lag Gu den ganzen Tag auf einem Behandlungstisch und ließ alle möglichen Röhren und Sensoren in seinen Körper stopfen.
    Immerhin hatte er nun schon länger als ein Jahr terranischer Zeitrechnung erfolgreich die Rolle des Orakels übernommen, ohne dass den Kranen auf den Planeten des Herzogtums so richtig bewusst wurde, dass es eigentlich der Terraner Surfo Mallagan war, der ihnen Ratschläge gab. Gu, der in eine malerische Uniform gekleidet war, begleitete Faddon zu der Vertiefung, in die man Mallagan gebettet hatte. Von Mallagans Lager aus verlief eine schlauchähnliche Verbindung zu dem Spoodie-Pulk unter der Decke des Raumes. Vor Mallagan hatte Atlan hier gelegen, erinnerte sich Faddon erneut. Der Gedanke an Atlan machte ihm bewusst, dass er sich in einer völlig fremden Welt befand, und das Unbehagen darüber traf ihn mit voller Wucht.
    Das ist Heimweh! dachte Faddon missmutig. Heimweh nach der SOL, nach Chircool, vielleicht sogar nach der Erde. Zögernd trat er näher an Mallagan heran. Surfos Gesicht war blass und eingefallen. Seine Augen glänzten fiebrig. Aber das war so, seitdem er hier lag - und er schien trotz allem bei guter Gesundheit zu sein. Gu, alles andere als ein schlanker, körperlich durchtrainierter Krane, sagte anzüglich: „Da ist dieser dicke Mann, Surfo."
    Surfo schaute den Besucher an. Es war ein weltentrückter Blick, der Faddon schmerzlich in Erinnerung brachte, wie sehr Mallagan sich verändert hatte. Aber Mallagan lächelte auch, als wollte er Faddon beruhigen. „Wir möchten allein miteinander reden", sagte Mallagan leise. Gu rollte mit den Augen. „Wenn es um diese verdammte Expedition geht, habe ich ein Recht..."
    „Es geht nicht nur darum", unterbrach Mallagan ihn sanft. „Faddon und ich haben auch ein paar private Dinge miteinander zu bereden." Gu schnaubte und griff sich mit einer Hand an eine Stelle des Brustkastens, unter der vermutlich ein wichtiges Organ lag. Dann wankte er davon, als könnte er sich kaum auf den Beinen halten. Faddon, der bei Mallagans letzten Worten err0tet war, hörte Gu fluchen. „Er ist nicht gerade ein sensibles Mitglied des kranischen Adels", gab Mallagan zu. „Aber er strotzt vor Mut und Intelligenz, auch wenn es nicht den Anschein hat. Kurz gesagt: Er macht seine Sache ausgezeichnet." Faddon sagte matt: „Das freut mich!" - und starrte ins Leere, weil er Mallagan nicht länger anschauen konnte. Sie schwiegen beide, und als Faddon dachte, die Stille nicht mehr länger ertragen zu können, nörgelte er: „Du könntest den Palastwachen befehlen, dass sie mich nicht jedesmal durchsuchen." Der Schlauch über Mallagans Kopf schien sacht hin und her zu schwingen. „Wo ist Scoutie?" fragte Mallagan. Faddon biss sich auf die Unterlippe. Er trat von einem Fuß auf den anderen. „Sie... siel wollte nicht mitkommen", antwortete er. „Du weißt, dass sie das Informationsbüro leitet und dass es dort eine Menge zu tun gibt. Sie bestellt dir Grüße und meinte, dass beim nächsten Mal..."
    „Dies ist das Nächstemal!" rief Mallagan scharf. „Jedenfalls hattest du mir das bei deinem letzten Besuch versichert." Etwas wie Trotz erwachte in dem korpulenten Mann. „Nun gut, ich bin allein gekommen."
    „Ja", sagte Mallagan abwartend. „Sie wollte eben nicht kommen", sprudelte es aus Brether Faddon hervor. „Vielleicht kann sie es nicht ertragen, dich so zu sehen. Immerhin habt ihr euch früher..."
    „Ja?"
    „Oh, verdammt!" sagte Faddon und senkte den Kopf. „Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?" wollte Mallagan voller Bitterkeit wissen. „Immerhin bin ich das allwissende Orakel" Seine Stimme nahm einen ironischen Unterton an. „Das heißt, ich bin allgegenwärtig, ich sehe und höre alles." Faddon verlangte dumpf: „Hör endlich auf damit!"
    „Sie ist schwanger, nicht wahr?" schrie Mallagan. „Warum habt ihr das getan? Faddon, du elender Hund!" Der Ausbruch überraschte Faddon. Er musste sich zwingen, daran zu denken, dass dieser Mann Tag und Nacht hier lag, gefesselt an sein Lager und an diesen Pulk seltsamer Mechanismen, mit denen gemeinsam er eine Art Supercomputer für das Herzogtum von Krandhor bildete. Mallagan war jung. Er hatte Scoutie geliebt.
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