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1094 - Der Aibon-Drache

1094 - Der Aibon-Drache

Titel: 1094 - Der Aibon-Drache
Autoren: Jason Dark
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wir tot sind«, sagte Chris.
    »Das glaube ich nicht.«
    »Siehst du denn seine Augen?«
    »Noch nicht.«
    »Der ist schlau und weiß bestimmt, daß du hineinschießen willst. Deshalb hält er sie geschlossen.«
    »Kann sein.«
    »Vielleicht hast du recht. Augen sind so etwas wie Leben. Sie bedeuten viel, und für den Drachen hoffe ich, daß sie alles bedeuten, sage ich mal so locker.«
    Er bewegte sich wieder. Wir erschraken, als er die Flügel ausbreitete und in die Höhe stieg. Es sah so aus, als wäre ein schwerfälliger Flugkörper dabei, sich in die Höhe zu hieven, wozu noch Schwierigkeiten überwunden werden mußten. Sehr langsam drückte er sich hoch, so schwerfällig, daß wir als Betrachter den Eindruck haben konnten, er würde es nicht schaffen.
    Und doch kam er hoch.
    Senkrecht, und er zeigte sich uns in all seiner verdammten Scheußlichkeit. Wir schauten auf ihn und natürlich hinein in sein weit aufgeklapptes Maul. Es war ein Rachen, ein Tunnel. Ein gieriger Schlund, bewehrt mit den langen, krummen und auch sehr spitzen Zähnen, die alles zerreißen konnten. Auch die Umrisse des Mauls wirkten eckig, aber etwas sahen wir trotzdem.
    Es waren die roten Glutaugen. Leicht schräggestellt, umgeben von der schuppigen Haut schauten sie uns an, wie zwei Sonnen, die allmählich verglühten.
    »Da sind sie, John. Schaffst du es, in die Augen zu feuern?«
    »Die Entfernung ist zu groß.«
    »Neiiin!« Sie schüttelte wild den Kopf. »Wie nah soll er denn noch herankommen?«
    »Bis die Schußweite günstig ist.«
    »Du hast vielleicht Nerven.«
    »Die brauche ich auch.«
    Der Drache schwebte über den Trümmern der Scheune. Der größte Teil des Staubs hatte sich wieder gesenkt, so daß unsere Sicht besser geworden war.
    Da wir ihn sahen, mußte er uns auch sehen, aber er tat nichts. Er schwebte in der Luft über der Scheune.
    Chris faßte mich an und sagte: »Da ist was, John. Ich spüre es genau.«
    Es waren weniger die Worte, die mich aufhorchen ließen, sondern mehr der Klang ihrer Stimme. »Was meinst du damit?«
    Plötzlich kicherte sie. »Gab es nicht mal einen Film, in dem gesagt wurde; wir haben Kontakt.«
    »Kann sein.«
    »So ähnlich ergeht es mir. Ich habe Kontakt, John. Ich habe Kontakt zu ihm bekommen. Der Drache will etwas von mir.«
    »Wie?«
    »Etwas ist in meinen Kopf eingedrungen. Ich kann es nicht erklären, echt nicht.«
    »Ist es eine Stimme?«
    Chris sah, daß ich sie anschaute und verzog ihr Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. »Das kann ich nicht mal sagen, auch wenn du mich für übergeschnappt hältst. Aber es hörte sich beinahe so an, als wollte jemand mit mir sprechen.«
    »Der Drache?«
    Sie lachte nicht über meine Frage, und auch mir war danach nicht zumute. »Wenn du es nicht bist, kann es nur der Drache sein. Aber der ist es auch nicht, meine ich.«
    »Wieso denn?«
    »Weil das die Stimme einer Frau ist!« sagte sie laut und preßte die Finger in ihre Haare.
    Ich schwieg aber ich glaubte auch nicht, daß sie mich angelogen hatte. Die Stimme einer Frau war erwähnt worden. Es gab keine andere Frau außer Chris selbst.
    »Kannst du mir eine Erklärung geben?« fragte Chris.
    »Ich denke an das Bild im Buch.«
    »Wie komisch.«
    »Nein, nein, das ist nicht komisch, Chris. Da hat die Frau gesessen und mit einem Drachen Kontakt aufgenommen. Ich glaube, daß deine Tante dieses Buch nicht umsonst in ihrem Besitz hatte. Es sah mir außerdem ziemlich zerlesen aus. Und ich denke auch an die Beschwörungsformeln. Zudem habe ich das Wort Aibon gelesen. Deshalb kann ich mir vorstellen, daß Edina den Weg in dieses geheimnisvolle Paradies gefunden hat und dort mit einem der Fabeltiere in Kontakt kam.«
    »Aber sie ist tot.«
    »Kennst du jemand, der die Leiche gesehen hat?«
    »Nein, auch nicht meine Mutter.«
    »Genau das ist das Problem. Niemand hat ihre Leiche gesehen. Möglicherweise ist sie anders tot. Sie ist über die Grenze gegangen. Das Buch hat ihr den Weg vorgezeichnet, und dann hat die andere Welt, das Paradies der Druiden, sie empfangen.«
    »Um sie zu einem Drachen zu machen?«
    »Nein.«
    »Wie dann?«
    »Geist und Körper wurden getrennt, Chris. Der Geist kann durchaus im Körper des Drachen stecken und hat es nun geschafft, mit dir Kontakt aufzunehmen. Du mußt mal das rationale Denken beiseite schieben, denn es gibt noch ein Denken jenseits dessen.«
    »Das packe ich nicht.«
    »Hast du die Stimme gehört oder nicht?«
    »Schon, aber…«
    »War sie weiblich?«
    Ich
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