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1088 - Killer in der Nacht

1088 - Killer in der Nacht

Titel: 1088 - Killer in der Nacht
Autoren: Jason Dark
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ehemaligen Kollegin sind und sogar ein Kreuz mitgebracht haben, damit Sie mich testen können. Sie müssen enttäuscht sein, daß es nicht funktioniert hat. Stellen Sie sich vor, ich sitze vor Ihnen. Sie wissen, daß ich anders bin, aber Sie können nichts tun. Ich habe etwas erlebt, für das Sie keine Erklärung finden. Es wirft all Ihre Theorien über den Haufen. Sie müssen mitleiden. Sie müssen merken, daß…«
    »Kommen Sie zur Sache!« forderte ich die Frau auf.
    »Ja, gern. Ich will es euch nicht zu schwer machen. Ihr sollt an meinem Geheimnis teilhaben.« Sie leckte sich über die Lippen und strich ihr Haar nach hinten. »Menschen sind komplizierte Wesen«, sprach sie flüsternd weiter. »Es wird mir wohl nie gelingen, sie völlig zu erforschen. Die Physis vielleicht, aber nicht die Seele, denn sie ist einfach zu kompliziert. Darin stecken gewaltige Rätsel. Sie ist komplex. Sie ist wie ein gewaltiges Delta mit nicht nur drei Flußarmen, sondern mit zahlreichen kleinen und verzweigten.« Sie reckte ihr Kinn vor. »Was ist die Seele, Sinclair? Sehen Sie es auch so?«
    »Bisher stimme ich mit Ihnen überein.«
    »Wunderbar, so muß das sein. Hat nicht ein berühmter Dichter geschrieben, daß zwei Seelen in seiner Brust leben? Ja, das hat er, ich weiß es. Und ich weiß ferner, daß er sich nicht geirrt hat. Die Seelen existieren nicht nur in seiner Brust, sondern in der Brust eines jeden Menschen. Zwei Seelen, Sinclair. Eine positive und eine negative. Oder eine gute und eine schlechte Seite. Oft genug halten die beiden sich die Waage, aber es kommt vor, daß die eine mal stärker und die andere schwächer ist. Das alles ist mir bekannt, und ich habe mich in meinen Forschungen sehr darum gekümmert. Mir wollte nicht in den Sinn, daß die beiden Extreme zusammenbleiben. Ich habe daran gedacht, sie zu trennen und sie unabhängig voneinander agieren zu lassen. Verstehen Sie das?«
    »Reden Sie weiter.« Ich blieb gelassen. Auch Brenda Lee sagte nichts, schaute sie nur aus großen Augen an. Begreifen konnte sie die Ausführungen nicht.
    »Es war schwer für mich«, flüsterte Christa Evans und nickte dabei. Sie schaute auf den Boden, runzelte die Stirn und lächelte dann versonnen.
    »Es hat mich Zeit, sehr viel Zeit gekostet. Ich habe alles in die Waagschale werfen müssen. Meine gesamte Energie, mein großes Wissen, einfach alles. Es hat mich Jahre der Forschung gekostet. Es war der reine Wahnsinn. Die meisten hätten schon aufgegeben, doch ich machte weiter, weil ich wie besessen war. Ich mußte viel lesen, ich mußte meditieren, aber es hat sich gelohnt. Jetzt bin ich soweit. Ich habe es geschafft. Ich kann die beiden Seelen trennen. Ich kann sie lösen, und es ist mir möglich, sie zu steuern.« Sie lachte und klatschte dabei in die Hände, während wir ernst blieben.
    Auch sie wurde wieder ernst. »Jetzt bin ich groß rausgekommen. Ihr seht mich vor euch. Aber ihr seht nur einen Teil von mir.«
    »Den positiven?« fragte ich. »Ja.«
    »Und den anderen gibt es auch?«
    »Sicher.«
    »Wo?«
    Sie kicherte wie ein kleines Mädchen. »Er ist unterwegs, Sinclair. Er läuft herum. Ich kann beide lenken. Sie sind unabhängig voneinander, aber sie gehören trotzdem zu mir. Ich bin die eine Seite, die hier sichtbar vor euch steht, aber wo ist die zweite?«
    »Sie werden es uns sagen.« Ich blieb ruhig, obwohl es mir nicht leichtfiel. Ich ahnte schon, wie der Hase lief, aber ich wollte es von ihr hören.
    Christa Evans holte tief Luft. »Mein zweiter Teil der Seele ist unterwegs. Das böse Ich.« Sie lächelte kalt. »Es wird sich ein weiteres Opfer suchen.«
    »Man kann es atmen hören, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie kann ein Ich atmen?«
    »Es liegt an mir. Ich transportiere meinen Atem dorthin. Es gibt noch immer eine Verbindung zwischen uns auf einer gewissen Ebene. Und es ist mir gelungen, die Seele sichtbar zu machen. Das zweite Ich mit dem Messer. Das Böse. Es will töten und wird nicht mehr von dem anderen Ich in Schach gehalten.«
    »Drei Morde«, flüsterte ich.
    »Drei Männer.«
    »Warum sie?«
    Ihr Gesicht nahm für einen Moment einen starren Ausdruck an. Sie schaute zur Decke, als könnte sie in der Schwärze die Lösung finden. »Sie mußten sterben. Sie waren es nicht wert, am Leben zu bleiben. Ich habe sie in den entsprechenden Lokalen kennengelernt. Sie gingen auf mich ein, aber sie sahen in mir nicht die Person, wie ich es gern gehabt hätte. Für sie war ich nur ein Spielzeug. Sie wollten mit mir
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