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1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe
Autoren: Jason Dark
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Mond, aber in seinem Kreis erschien keine Ratte. Obwohl es nur Sekunden dauerte, bis Jane die hintere Seite des Anbaus erreicht hatte, kam ihr die Zeit lang vor.
    Da sah sie die Tür!
    Es war der Moment, in dem ihr Herz schneller schlug. Sie jubelte zwar nicht, konnte aber die innere Freude trotzdem nicht unterdrücken. So genau hatte ihr Bannister die Tür beschrieben, die zu dem Verlies geführt hatte, vor dem Jane jetzt stand.
    Ein Verlies voller Ratten, davon ging sie aus. Aber auch eines, in dem sich Menschen aufhielten, denn sie hörte Stimmen und Geräusche. Auf letztere achtete sie weniger, die Stimmen waren wichtiger. Da hatten ein Mann und eine Frau gesprochen.
    Und der Mann war John!
    »Okay, denn«, flüsterte sie und zog die Tür auf, um das Verlies betreten zu können…
    ***
    Ich kannte diese Art von Fall. Es passierte mir nicht zum erstenmal. Mochte die Entfernung zum Boden hin auch noch so gering sein, ich hatte immer den Eindruck, ins Bodenlose zu fallen, irgendwann aufzuschlagen und mit gebrochenen Gliedern liegenzubleiben.
    Auch hier kam ich auf.
    Nicht so hart wie ich es mir vorgestellt hatte, sondern weicher, weil sich die Ratten auf dem Boden tummelten. Ich konnte das Gleichgewicht nicht halten, klappte zusammen und fiel auch zur Seite.
    Mit dem ausgestreckten rechten Arm fand ich an der Wand Halt. Natürlich rechnete ich mit einem Angriff der Rattenmeute, aber der erfolgte noch nicht: Ich war gefallen und konnte auch ruhig in diesem Gewimmel der Rattenkörper liegenbleiben.
    Von oben her fiel das Licht durch die Öffnung bis zu mir hin. Ich schaute in die Höhe und sah Teresa Gentry am Rand der Luke hocken. Sie hatte ihren Spaß und wippte auf den Ballen, als wollte sie jeden Augenblick nach unten springen.
    Aber sie blieb dort und lachte mich scharf an. »Jetzt bist du bei meinen Freunden, John, so wie die anderen es auch gewesen sind. Du hättest es besser haben können, aber du hast es nicht anders gewollt. Nun mußt du ganz allein die Folgen tragen.«
    Sie hatte so verdammt recht. Um mich herum wimmelten die Körper, von denen keiner ruhig bleiben konnte. Sie befanden sich in ständiger Bewegung. Der Boden war nicht mehr fest. Er wogte hin und her, und ich kam mir vor wie auf oder zwischen einem pelzigen Wellenteppich stehend.
    Sie waren überall. Und sie waren mir nicht gefolgt, sondern durch eine Tür gekommen, die spaltbreit offenstand. Platz genug für die Ratten, aber nicht für einen Menschen. Ich hätte die Tür weiter aufziehen müssen, doch das würden die anderen bestimmt nicht zulassen. Es wären nur zwei, drei Sprünge, dann hatte ich sie erreicht, aber eben zwei Sprünge zu viel.
    Teresa hatte sich jetzt gesetzt. Ihre Füße und ein Teil der Beine baumelten nach unten. So wie sie saß jemand sehr bequem, und ich konnte sie mir nur gut als Zuschauerin vorstellen.
    Ich war zunächst einmal froh, daß ich mir beim Aufprall nichts gezerrt oder gestaucht hatte. Ich war also beweglich, aber das würde mir kaum etwas bringen, wenn mich Dutzende von Ratten ansprangen, die sich jetzt noch damit zufriedengaben, um meine Füße zu wuseln oder hin und wieder bis hoch zu meinen Waden zu springen, ohne allerdings zuzubeißen.
    Teresa lächelte mich an. Aber es war ein kaltes Lächeln. Wie das eines Roboters. Klar, ich hätte es anders haben können, wäre ich auf ihren Vorschlag eingegangen, doch ich war nicht gekommen, um eine Liebesnacht zu verbringen. Ich wollte einen verdammten Fall aufklären, das stand im Vordergrund.
    Die Frau begann mit den Ratten zu sprechen. Nicht auf menschliche Art und Weise, nein, sie spitzte wieder die Lippen und zog auch die Wangen zu Kuhlen zusammen. Dann stieß sie Laute aus, die mich fatal an das Fiepen der Nager erinnerten. Um so etwas zu schaffen, mußte sie lange geübt haben.
    Ich hielt mich zurück und beobachtete nur die Tiere, die auf ihre Herrin reagierten. Kaum hatten sie die Töne gehört, da bewegten sie sich auf eine bestimmte Art und Weise. Sie stemmten sich auf ihre Hinterbeine und schauten in die Höhe, während sie die Pfoten hektisch bewegten, als wollten sie ihrer Königin Zeichen geben.
    Es war schon faszinierend, wie sich die Frau mit den Tieren unterhielt, und ich dachte daran, daß sie durch diese Tätigkeit abgelenkt war. So konnte ich vielleicht die Tür erreichen, doch bei der ersten Bewegung schon hörte ich Teresas schrille Worte. »Wage es nicht, John! Sie werden dich zerfetzen. Alle werden über dich herfallen. Sie wollen es,
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