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1084 - Stätte der Verdammnis

1084 - Stätte der Verdammnis

Titel: 1084 - Stätte der Verdammnis
Autoren: Jason Dark
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die Schwingungen die Gläser wackelten.
    Es gab keinen Zweifel mehr.
    Jetzt war er da.
    Das wußte auch der Rote Ryan.
    Die Flöte brauchte er nicht mehr anzuheben. Er mußte nur eins tun - spielen.
    Das tat er auch…
    ***
    Es gab keine Stille mehr und kein gespanntes Warten. Der Rote Ryan spielte seine Melodien, die weich aus den Öffnungen seines Instruments drangen. Sie waren so wunderbar melodisch, auch wenn ich sie nicht kannte. Es war die sehnsuchtsvolle Melodie der einen Seite des Landes Aibon.
    Die wunderschönen Lieder, die dieser Troubadour aus dem Fegefeuer zum besten gab.
    Keinem von uns entgingen die Melodien. Zumindest ich lauschte ergriffen und war innerlich froh.
    Ich spürte auch die Kraft der fremden Augen nicht mehr, da die Melodie es schaffte, diese Stätte der Verdammnis zu reinigen.
    Und Kalik?
    Bereits nach den ersten Klängen war er stehengeblieben. Er konnte nicht weitergehen, denn da hatte sich eine Wand aufgebaut. Er hatte noch vorgehen wollen und ein Bein angehoben, doch er kam nicht mehr dazu, einen weiteren Schritt zu setzen.
    Etwas drückte ihn zurück. Er schüttelte sich.
    Dann trat er auf, und genau diese Berührung war von einem ersten Knirschen begleitet. Dieses Geräusch war mir alles andere als unbekannt. Ich hatte es schon oft genug in meinem Leben gehört.
    Immer dann, wenn jemand auf einen Stein schlug, um ihn zu zerbrechen.
    So erging es dem Mondschein-Monster. Es mutierte zurück. Je länger der Rote Ryan spielte, um so mehr wurde es zu dem, aus dem es geschaffen war.
    Es war auch zurück in seine Welt getrieben worden, aber diese sah ebenfalls anders aus. Grau, braun, verbrannt, wie tot. Das war die andere Seite des Landes Aibon. Denn dort zog der übermächtige Druide Guywano seine Fäden. Da hatte er sein Reich aufgebaut. Gefrustet und sauer, weil es ihm bisher noch nicht gelungen war, beide Teile des so unterschiedlichen Reichs zu beherrschen.
    Auch mit seinem von ihm geschaffenen Mondschein-Monster hatte er Pech gehabt. Kalik schaffte es nicht, der Kraft dieser wundervollen Melodien etwas Entsprechendes entgegenzusetzen.
    Es trieb ihn zurück. Immer weiter hinein in die Welt, die nicht mehr menschenfreundlich war. Eine karstige Landschaft auf braungrauen Bergen und Hügeln. Steinige Ebenen. Staub, der als Schleier durch die Luft trieb. Die Macht der Flöte blieb. Ryan gab sich locker. Er lächelte sogar, während er spielte. Seine Augen schimmerte fröhlich, während die des Mondschein-Monsters immer mehr an Licht verloren.
    Es wurde aus ihm herausgezerrt. Man nahm ihm das Leben. Er schüttelte den Kopf, er schrie, aber wir hörten es nicht. Er riß die Arme hoch und fuhr mit den Händen aufgeregt durch sein Gesicht, wie jemand, der sich selbst zerstören will.
    Der nächste Schritt nach hinten. Noch weiter, noch tiefer in das Land hinein, in dem eine seltsame Sonne schien, die auch Kalik unter Kontrolle bekam.
    Sie war heiß und brutal. Dann trocknete sie ihn aus. Sein Körper hatte längst eine andere Farbe erhalten und leuchtete in diesem fahlen, sandigen Gelbbraun des Bodens, der in Kaliks Nähe flach wie ein Teppich lag.
    Er mußte weg. Die Melodien quälten ihn. Sie konnten für ihn das Ende bedeuten.
    Der Rote Ryan spielte weiter. Er hatte uns alle zu Statisten degradiert. Ihm war es auch daran gelegen, sein Land rein zu halten. Er war ein Wächter, und er haßte Guywano bis aufs Blut.
    Unterschiedlicher als die beiden konnte niemand sein.
    Kalik verlor. Er wurde zurückgetrieben. Er ging immer schneller. Er schüttelte seinen Kopf. Es konnte sein, daß er schrie, aber wir hörten ihn nicht.
    Dann trat er nach einem Sprung zurück mit beiden Füßen zugleich auf - und erlebte sein Verderben.
    Die Klänge der Flöte hatten ihn so stark geschwächt, daß er sich nicht mehr halten konnte. Er brach von den Füßen und den Beinen her einfach weg. Wir schauten zu, wie sie zu Steinen zerfielen und als Trümmer am Boden liegenblieben. In sie hinein sackte der schwere Oberkörper, der für einen Moment auf dem Fleck saß wie eine riesige Buddha-Statue.
    Risse spalteten die Gestalt. Sie zogen sich längs und quer durch den Körper, und der Rote Ryan sorgte mit seinem Spiel dafür, daß sie sich verbreiterten, aufrissen, keinen Halt mehr gaben. Der Brustkorb zersprang wie unter schweren Hammerschlägen. Zugleich zerbröselten auch die Hände, und die Arme folgten.
    Staub und Steine vermischten sich zu dem, was um die Reste des Mondschein-Monsters zu Boden fiel. Es war
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