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1084 - Stätte der Verdammnis

1084 - Stätte der Verdammnis

Titel: 1084 - Stätte der Verdammnis
Autoren: Jason Dark
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hat unsere Augen verlassen…«
    »Sie wird zurückkehren!« schrie Giselle.
    »Ja, das wird sie.«
    Mit einer gelassenen Bewegung holte Suko die Dämonenpeitsche hervor. Auch er wußte, daß der Countdown lief, und bereitete sich entsprechend vor.
    In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Es blieb glatt, beinahe ohne Ausdruck. Ich kannte ihn besser, Suko stand auf dem Sprung, wie auch alle anderen, die auf die Tageswende warteten, um in das Paradies gelassen zu werden.
    Carry fing an zu zählen. Es war wie zu Silvester. »Fünf Sekunden noch - jetzt vier - drei…«, sie holte tief Atem. »Nur noch zwei.« Ihre Stimme klang leicht schrill, als sie die letzte Zahl sagte.
    »Noch eine Sekunde!«
    Auch die ging vorbei.
    Und dann geschah es. Wie auf Vorbereitung, wie von einem Regisseur geplant.
    Um uns herum veränderte sich die Umgebung, und gleichzeitig hob der Rote Ryan die Flöte an…
    ***
    Ja, die Veränderung war da, und sie war auch nicht zu übersehen. Die Bar gab es ebenfalls, aber sie schien sich weit geöffnet zu haben. Zu allen Seiten hin verschwand das Mauerwerk, Geisterhände trugen es ab, so daß die andere Welt die Kontrolle bekommen konnte. Wir standen, wir erlebten Aibon, das sagenhafte Land der Druiden, aber wir wußten nicht, ob wir uns schon in dessen Mitte befanden, obwohl der andere Geruch dieser Welt an unseren Nasen vorbeiwehte.
    Es war ein Geruch, den ich kannte. So frisch. Nach Wald, nach Blumen, nach Feldern und Wiesen, die durch Hecken geschützt waren, in denen Blumen wuchsen.
    Ja, das war Aibon. Aber es war ein stilles Aibon. Wir hörten weder das Zwitschern von Vögeln noch das leise Singen der Elfen und Feen. Alles hielt sich zurück, versteckte sich.
    Zwei Welten hatten sich übereinandergeschoben, und noch war es keiner gelungen, den Durchbruch zu erzielen. Die sechs Frauen rechneten noch immer damit, ins Paradies geschafft zu werden. Die vier vor mir hatten sich an den Händen gefaßt, um sich gegenseitig Mut zu machen und eine Stütze zu geben.
    Tricia klammerte sich an einem nicht besetzten Barhocker fest. Wie jemand, der ein Souvenir mitnehmen wollte. Giselle schaute ins Leere, aber auch hinein in die Welt, in der wir jetzt eine Bewegung sahen. Ob in der Nähe oder weit im Hintergrund, das war nicht herauszufinden, aber Kalik hielt sein Versprechen, denn kein geringerer als er bewegte sich durch die Welt.
    Er war gewachsen. Kam uns noch gewaltiger vor. Seine Gestalt räumte alles zur Seite. Das Licht in den Augen schimmerte noch immer. Diesmal allerdings dominierte die grüne Farbe. Für uns ein Beweis, daß Aibon seine Stärke nun voll ausgespielt hatte.
    Er kam auf uns zu.
    Wir hörten ihn nicht. Keinen Schritt, kein hartes Aufsetzen, der ging einfach weiter, um Guywanos Willen endlich erfüllen zu können. Suko erwartete ihn mit gezogener Dämonenpeitsche. Ich fühlte mich in dieser Lage mehr als Statist. Der Rote Ryan hielt sich auch zurück, aber das Mundstück der Flöte berührte bereits seine Lippen. Er wartete nur auf einen günstigen Moment.
    Aus Tricia brach es hervor. »Er ist da. Er hat sein Versprechen gehalten. Er wird uns das Paradies zeigen. Schaut ihn an. Seht in seine Augen. Spürt ihr auch die Kraft wie ich? Ja, das müßt ihr doch, verdammt. Ihr müßt die Kraft spüren. Sie kreist, sie tobt in meinem Innern. Sie ist einfach da…«
    Tricia hatte nicht gelogen. Ich zerrte sie zu mir herum, so daß ich in ihre Augen schauen konnte.
    In der Tat hatten sie sich verändert. Sie waren wieder dabei, sich mit dem Licht der anderen Welt zu füllen. Bei den anderen mußte es ebenfalls so sein.
    Selbst ich blieb davon nicht verschont. Ich merkte den Druck, ich konzentrierte mich auf das leichte Brennen und wußte nun, daß es allmählich Zeit wurde.
    »Ryan!« rief ich.
    »Keine Sorge, John.«
    Die Stimme beruhigte mich. Der Rote Ryan wußte genau, was er tat, und er machte es spannend.
    Er brauchte Kalik noch näher. Und das Mondschein-Monster tat uns den Gefallen. Ob es so arrogant war, daß es seine Feinde nicht spürte oder wahrnehmen wollte, wer konnte das schon wissen. Es vertraute einzig und allein auf seine Kraft.
    Noch war nicht feststellbar, in welcher Ebene es sich bewegte. Es konnte in unserer Welt sein, sich aber auch auf der anderen Seite noch in Aibon aufhalten. Das Tor, das den Zugang öffnete, war für uns leider nicht zu sehen.
    Bis zu dem Augenblick, als wir etwas hörten.
    Ein Knirschen. Ein harter Tritt. So hart, daß im Regal hinter der Theke durch
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