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1083 - Das Mondschein-Monster

1083 - Das Mondschein-Monster

Titel: 1083 - Das Mondschein-Monster
Autoren: Jason Dark
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voran. Der Großstadtverkehr war wie eine Klammer, die jeden umfaßt hielt. Da erhielt keiner eine Chance zur Flucht.
    Wieder ein Stau.
    Auch Suko ärgerte sich. Er schüttelte den Kopf und gab einen brummigen Laut ab. »Manchmal habe ich das Bedürfnis, mich in eine andere Stadt versetzen zu lassen, in der es ruhiger ist. Ein Posten auf dem Land, nie Parkplatzprobleme, keine Staus und so weiter…«
    »Aber auch Langeweile.«
    »Das wäre dann die negative Seite.«
    Vor uns und hinter uns war alles dicht. Wir kamen uns eingeklemmt vor, aber der Wagen mit dem Toten war nach wie vor beinahe schon in Greifweite zu sehen.
    Es gab für uns nur einen Blick nach vorn, der auf die Hecktür fiel. Es tat sich nichts. Die Tür war und blieb geschlossen. Als Fenster dienten nur breite Schlitze. Es war dem Fahrzeug von außen schon anzusehen, welche Fracht es transportierte.
    Daß hin und wieder ein Fahrer vor lauter Ärger hupte, brachte auch nicht viel. Keiner kam allein weiter. Niemand konnte ausweichen. Jeder mußte warten, bis sich die Schlange in Bewegung setzte.
    »Ich könnte jetzt etwas essen«, sagte ich.
    Suko lachte. »Dann steig doch aus und hol dir was. Ein Fastfood-Restaurant ist doch leicht zu finden.«
    »Vielleicht beim nächsten Stop.«
    »Der wird auf dem Piccadilly sein.«
    »Hoffentlich.«
    Es ging wieder weiter. Nein, ich war trotzdem nicht zufrieden. Es lag an diesem Bauchgefühl, das mich einfach nicht in Ruhe lassen wollte. Es breitete sich immer mehr aus, es drückte auch hoch, und ich wartete praktisch darauf, daß etwas passierte. Wäre es tatsächlich eingetreten, es hätte mich nicht überrascht.
    Jedenfalls fuhren wir. Manchmal trudelten Blätter durch die Luft oder auch bräunlich verfärbte Nadeln, die der Wind abgerissen hatte. Blauer Himmel, kein Regen, denn da wäre der Verkehr noch schlimmer und dichter gewesen.
    Und noch ein Stop.
    Klar, das mußte ja sein. Vor dem Kreisverkehr des Piccadilly. Die Tauben sahen wir auch schon.
    Oft flogen sie nur handbreit über die Dächer der Autos hinweg.
    Das war nicht wichtig, denn das gehörte zu London. Etwas anderes interessierte mich viel mehr.
    Am Wagen vor uns bewegte sich die Hecktür. Sie bestand aus zwei Hälften, die beim Schließen zusammengeklappt und dann geschlossen wurden. Es gab allerdings niemand, der daran gerüttelt hätte. Zumindest nicht von außen. Daß die Hälften überhaupt zitterten, lag daran, daß von innen jemand dagegen drückte.
    »Bilde ich mir das ein oder…«
    Suko ließ mich nicht aussprechen. »Galilei hat mal gesagt: Und sie bewegt sich doch. Das kann man hier auch behaupten.«
    Ich schnallte mich los. Jeder von uns wußte, daß die Tür fest verschlossen war. Wäre sie das nicht gewesen, hätte sie sich schon längst bewegen müssen. Das war nicht geschehen. Dafür bewegte sie sich jetzt, und auch immer stärker. Jemand war dabei, von innen her das Schloß zu knacken, und da sich kein anderer im hinteren Teil des Wagens aufhielt, konnte das nur der Tote sein.
    »Wie war das noch mit unserem Zombie-Verdacht?« fragte Suko.
    »Eben!« sagte ich nur und öffnete schon die linke Tür. Ich wollte nachsehen. Die beiden Hälften zudrücken oder sie aufreißen, das kam auf die Situation an.
    Alles änderte sich.
    Kaum hatte ich einen Fuß auf die Straße gesetzt, als die Tür des Wagens dem Druck nicht mehr standhielt. Von einer großen Kraft getrieben, flog sie auf. Die beiden Hälften schnellten nach außen, prallten wieder zurück, wurden aber von den Händen gestoppt, die dem Toten gehörten, den wir im Baum liegend gesehen hatten…
    ***
    Im ersten Moment stand ich da wie vom Donner taub gemacht und vom Blitz getroffen. In der Tat veränderte sich alles andere um mich herum. Der Tote hatte den Sarg verlassen und mit seiner schon übermenschlichen Kraft die beiden Türhälften nach außen gedrückt. Ich sah ihn überdeutlich. Er stand durch den niedrigen Wagen bedingt sehr geduckt. Allerdings auch sprungbereit, und er glotzte mir genau ins Gesicht.
    Ja, das waren seine Augen. Sie hatten sich nicht verändert. Sie waren mit dem Licht des Mondes gefüllt. Wieder leuchteten sie mir wie kalte Laternen entgegen, und ich bekam auch etwas von dem Gefühl mit, das sie ausströmten.
    Es war böse. Es war grauenhaft. Es war ein kaltes und unheimliches Leuchten. Beinahe wie eine Botschaft, die bis auf den Grund meiner Seele dringen wollte.
    Ich schaute zurück.
    Kein Nachgeben. Hier ging es um mehr, als nur um eine kurzes
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