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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe
Autoren: Jason Dark
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knarrende Etwas so weit, daß ich ins Freie schlüpfen konnte.
    Viel änderte sich nicht. Abgesehen davon, daß es kühler war. Die Ruhe blieb. Wer hier wohnte, der ging entweder mit den Hühnern zu Bett oder hockte vor der Glotze.
    Vor mir lag der Garten. Ein ziemlich verwildertes Gelände. Wenn ich den Kopf zu den Seiten hindrehte, sah ich auch weitere Häuser, die sich im Gelände verteilten. Sie sahen für mich aus wie dicke Klumpen, die sich von der dunklen Erde abhoben.
    Der Himmel war wolkenlos. Ich sah die Pracht der Sterne und den Mond, der dabei war, sich in eine Sichel zu verwandeln.
    Kein Nebel, kein Dunst. Nur die Dunkelheit. Irgendwo hinter mir fuhr ein Auto vorbei. Ich hörte das Geräusch wie ein fernes, leises Rauschen. Es war so gut wie windstill. Jedes Geräusch würde die Nacht an mich herantragen.
    Milena Kovac hatte vom Bösen gesprochen, das unterwegs zu ihr war. Es war ihr nicht möglich gewesen, es zu konkretisieren, aber sie hatte mich neugierig gemacht.
    So gut wie möglich suchte ich die Umgebung ab. Ich wollte früh genug erkennen, wenn sich etwas Fremdes näherte. Der alte Garten bot genügend Deckung. Vor der hellen Steinmauer breiteten sich Büsche aus, und es wuchs sogar eine wilde Hecke, die von niemand gestutzt wurde.
    In der Nacht wirkt fast jeder Garten schaurig oder leicht unheimlich. Sogar der der Conollys. Hier fiel es mir besonders auf. Ich sah das Böse nicht, doch die intensiven Worte der Wahrsagerin verfehlten auch bei mir nicht die Wirkung.
    Ich konnte mir vorstellen, daß sich irgend etwas in dieser dunklen Welt verborgen hielt. Einige Schritte ging ich noch vor. Ich faßte sogar mein Kreuz an und war dann etwas enttäuscht, daß es sich nicht »meldete«. So schlimm schien es nicht zu sein.
    Nichts passierte.
    Der Garten blieb wie ein ruhiger See vor mir liegen. Keine Stimme, kein Rascheln, weil auch der Wind eingeschlafen war, nur diese nächtliche Ruhe. Und ein sehr schwacher Lichtschein, der aus den Fenstern des Wohnzimmers sickerte, in dem Milena und Suko auf mich warteten.
    Ein Blick auf die Uhr.
    Noch eine Stunde bis zur Tageswende. Es gibt Geschichten, in denen steht, daß das Böse immer dann erscheint, wenn der alte Tag in den neuen hineingleitet. Wenn das hier zutreffen sollte, hatte ich noch eine Stunde Zeit.
    Einen weiteren Spaziergang durch die Nacht verkniff ich mir und ging den Weg wieder zurück.
    Zwei Augenpaare schauten mich erstaunt an, als ich über die Schwelle trat.
    »Was gefunden?« fragte Suko.
    »Nein.«
    »Haben Sie denn was gespürt?« erkundigte sich Milena Kovac.
    »Auch nicht.«
    Nach dieser Antwort zeigte sie sich etwas verunsichert. »Das ist wohl nicht gut für mich - oder?«
    Ich zuckte mit den Schultern und nahm wieder Platz. »Wissen Sie, Milena, in meinem Job ist man es gewohnt, gewisse Dinge einfach abzuwarten. Was geschehen soll, das soll passieren, und nach dieser Devise gehe ich auch hier vor.«
    »Das läßt mich ja hoffen.«
    »Sie können es sehen wie Sie wollen.« Ich wollte noch eine Tasse Kaffee trinken und war dabei, meinen Arm auszustrecken, als etwas anderes passierte, das uns drei plötzlich einfrieren ließ.
    Wir hörten den leisen Schrei!
    Jetzt machte es sich bezahlt, daß eines der Fenster zum Garten hin gekippt war. Wäre es geschlossen gewesen, hätten wir nichts gehört, so aber stand es offen, und wir hockten da wie auf dem Sprung.
    Es passierte nichts mehr, bis auf den sehr lauten Atemzug der Milena Kovac. Sie saß auf ihrem Stuhl, aber sie zitterte. Und sie zitterte auch dann noch, als sie ihren rechten Arm anhob und zum Fenster deutete. »Es war ein Schrei«, erklärte sie flüsternd. »Wir alle haben ihn gehört. Ein leiser Schrei. Einer, der auf den Tod hindeutet, und ich weiß, welche Kreatur ihn ausgestoßen hat.«
    Daß sie Kreatur gesagt hatte, ließ darauf schließen, daß sie damit keinen Menschen meinte. Ich schaute sie fragend an, und sie nickte, bevor sie sprach. »Es ist meine Katze gewesen. Meine kleine Katze. Und jetzt ist es klar, das Böse kommt. Es hat bereits sein erstes Opfer gefunden…«
    ***
    Mike Warners Erinnerungen.
    Es war dunkel. Es war Nacht. Es war neblig. Die alten, schiefen Grabsteine auf dem Friedhof standen dort wie starre Gespenster, die von grauen Leichentüchern umweht wurden. Niemand hielt sich auf dem alten Gelände mit der Mauer und dem hohen Torbogen auf, denn zu dieser Stunde wagte sich kein Mensch mehr auf den Friedhof, der den meisten nicht geheuer war.
    Wirklich
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