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108 - Die Fratze des Grauens

108 - Die Fratze des Grauens

Titel: 108 - Die Fratze des Grauens
Autoren: A.F.Morland
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können. Nie werde ich den Ausdruck seiner Augen vergessen. Er sah aus, als hätte er begriffen, daß er diesmal zuviel riskiert hatte, und für diesen Wagemut mußte er nun die hohe Rechnung bezahlen. Er bebte, wollte sich abwenden, doch die starke Magie des Spiegels hielt ihn fest.
    Er faßte sich an die Schläfen!
    Raubte der Spiegel ihm in diesem Moment den Verstand?
    Was konnte ich tun? Wie konnte ich meinem Freund helfen?
    Der Ex-Dämon krümmte sich. Ich konnte nicht länger Zusehen, mußte irgend etwas tun. An meine eigene Sicherheit dachte ich nicht mehr. Mr. Silver hatte mir schon oft das Leben gerettet Ich war es ihm schuldig, daß ich mich für ihn einsetzte, ohne Rücksicht auf Verluste! Ich mußte es irgendwie schaffen, ihn aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich zu zerren.
    Als ich starten wollte, überstürzten sich die Ereignisse…
    Schreie!
    Schüsse!
    Das Gebrüll von Raubtieren!
    Und dann flog die Tür auf, und ich sah mehrere Kerle, die alle so aussahen wie Robert Ellis!
    Ich griff zum Colt Diamondback, denn die Monster waren bewaffnet. Als ich die Waffe halb aus dem Leder hatte, legte eines dieser Ungeheuer auf mich an. Meine Kopfhaut spannte sich. Ich ließ mich gedankenschnell zur Seite fallen und sah den Mündungsblitz aufflammen. Er glich einer gelb-orangen Faust, die zuerst vorstieß und dann auseinanderplatzte.
    Ein harter Schlag traf meine Schläfe. Ich wurde herumgerissen und zu Boden geschleudert. Was weiter geschah, wußte ich nicht mehr.
    ***
    Ich schaute Mr. Silver an, und mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Ich hatte etwas gegen die hämmernden, bohrenden Schmerzen in meinem Schädel bekommen - aber gegen diesen Herzschmerz half kein Medikament…
    Was war passiert?
    Die Monster hatten die »Art Gallery« überfallen, einen Aufseher niedergeschossen und den Dämonenspiegel geraubt. Wohin sie ihn gebracht hatten, wußte niemand.
    Ray Wilburn hatte die Polizei alarmiert und Tucker Peckinpah angerufen. Man hatte den schwerverletzten Aufseher in einen Krankenwagen verfrachtet und in eine nahe gelegene Klinik gebracht Mich wollte man auch dorthin bringen, doch ich hatte mich geweigert. Der Polizeiarzt nahm sich des Streifschusses an meiner Schläfe an, behandelte die Wunde fachgerecht und bepflasterte sie. Dann bekam ich eine Spritze - gegen die Schmerzen, gegen die Gleichgewichtsund leichten Kreislaufstörungen.
    Und Mr. Silver… Er saß auf einem Stuhl und war nicht mehr ansprechbar.
    Diesmal hatte es ihn schwer erwischt. Er lebte, war gleichzeitig aber geistig tot.
    Der Spiegel hatte nicht nur zurückgeschlagen, sondern ihm gleichzeitig den Geist geraubt. In Mr. Silvers Fall hatte der verfluchte Dämonenspiegel besonders viel Geistmasse erbeutet.
    Ich hatte Mitleid mit dem Ex-Dämon. Die Attacke gegen den Spiegel hatte ihn vernichtend getroffen, war zum schrecklichen Bumerang für den Hünen geworden.
    Seine Entschlossenheit, sein Einsatzwille, die Kraft, die er mobilisiert hatte, um den gefährlichen Spiegel zu zerstören… Alles vergeblich.
    Der Dämonenspiegel hatte den Angriff abgewehrt und die Energie, die ihn vernichten sollte, restlos umgekehrt. Der Spiegel hatte ihn zum Idioten gemacht!
    Meinen besten Freund!
    Ich hatte es nicht verhindern können, und nun stand ich vor dem, was aus Mr. Silver geworden war, was der verfluchte Dämonenspiegel von ihm übriggelassen hatte: eine Hülle - geistlos… verrückt… eine Gefahr für sich und andere… Deshalb hatte man Mr. Silver in eine Zwangsjacke gesteckt. Damit er nichts anstellen konnte. Es tat weh, ihn in diesem Ding zu sehen.
    Mr. Silver knirschte so laut mit den Zähnen, daß es mir eiskalt über den Rücken lief. Sein Blick war leer, aber gleichzeitig so voller Haß, daß es nicht ratsam gewesen wäre, ihm die Zwangsjacke abzunehmen.
    Es ging mir nicht in den Kopf, Mr. Silver verrückt… ohne einen Funken Verstand!
    Das war eine der schlimmsten Niederlagen, die wir im Kampf gegen das Böse jemals erlitten hatten.
    Der Ex-Dämon war verloren - und seine Geistmasse würde dazu beitragen, daß sich eine Dämonenflut über die Erde ergoß.
    Genau das hätte Mr. Silver niemals gewollt. Aber dazu würde es kommen.
    Der Hüne starrte mich an und blickte durch mich hindurch. Ich war nicht mehr sein Freund, war überhaupt niemand mehr für ihn. Er erkannte mich nicht mehr. Ich war höchstens noch jemand, gegen den er seine wachsende Aggressivität richtete. Er spannte die Muskeln und strengte sich keuchend an. Er wollte
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