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1077 - Die Voodoo-Frau

1077 - Die Voodoo-Frau

Titel: 1077 - Die Voodoo-Frau
Autoren: Jason Dark
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Lastwagen, auf deren Ladeflächen die Waren verschwanden, die von zahlreichen Helfern aus den breiten Lagerhäusern geholt wurden. Hinter ihnen klatschte das Wasser des Hafens an die Kais.
    »Sieht ja alles normal aus«, sagte ich und stellte den Motor aus.
    Suko war schon ausgestiegen und stand neben dem Wagen. Er wartete auf mich und hörte auch meine Frage. »Hast du eigentlich mit Kon selbst gesprochen?«
    »Habe ich. Er soll sogar hier sein. War nicht leicht, ihn zu bekommen. Der Typ ist ein Machtfaktor im Netz der Chinesen.«
    »Wie toll von ihm.«
    Suko blickte sich um. Ihm hatte meine leicht spöttische Bemerkung nicht gefallen. »Du darfst ihn nicht unterschätzen und auch nicht seine Verbindungen. Wer es geschafft hat, sich so nach oben zu boxen, der ist raffiniert und brutal zugleich. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und vergleiche ihn fast mit der Stellung, die Logan Costello einmal innerhalb der Mafia hatte.«
    Ich mußte grinsen: »Dann soll sich Jerry Kon nur davor hüten, daß er nicht auch zu einem Vampir wird.«
    »Eher zu einem Drachen, die sind ja bei uns vorrangig. Und wenn du mich fragst, ob er etwas mit den Triaden zu tun hat und an deren Spitze steht, muß ich dir sagen, daß ich es nicht weiß und wohl keinen finden werde, der es offen zugibt.«
    »Okay, dann weiß ich genug, um richtig gespannt auf Jerry Kon zu sein.« Wir gingen dorthin, wo ein helles Schild auf die Büros hinwies. Schräg zur Wand parkte ein Daimler der Oberklasse. Die dunklen Scheiben ließen keinen Blick in das Innere zu. Man hatte uns längst gesehen, doch man nahm uns offiziell nicht wahr. Ich glaubte trotzdem, beobachtet zu werden und nicht nur von den kleinen Kameras, die an strategisch günstigen Stellen installiert waren.
    An der Eingangstür lehnte ein Landsmann von Suko, der einen dunklen Anzug trug, sehr unbeteiligt tat und sich wie ein Chauffeur und Leibwächter zugleich gab. Als wir an ihm vorbeigehen wollten, trat er uns in den Weg. Dabei lächelte er höflich, doch in seinen Augen zeigte sich dieses Lächeln nicht.
    Suko sprach ihn an. Ich verstand nicht, was er sagte und was der andere antwortete, der schließlich ein flaches Sprechgerät aus der Tasche holte und wahrscheinlich mit seinem Chef Verbindung aufnahm. Die beiden redeten nur kurz, dann durften wir passieren und betraten einen nüchtern eingerichteten Bau, der nichts Chinesisches an sich hatte. Da gab es keine mit Drachen oder ähnlichen Motiven bemalten Wände, sie waren glatt, hell gestrichen, und zwei Gänge führten zu den verschiedenen Büros.
    Wir gingen durch einen sehr ruhigen Gang, und Suko hatte die Führung übernommen, denn er war von dem Aufpasser eingeweiht worden.
    Jerry Kons Büro lag am Ende des Ganges. Die Tür war etwas breiter als die anderen, und Suko klopfte kurz an, bevor er öffnete. Uns empfing ein Vorzimmer, modern eingerichtet, und besetzt mit einer Frau und einem Mann.
    Beide waren geschäftsmäßig gekleidet. Um sie herum herrschte eine nüchterne Atmosphäre, gepaart mit einer nahezu sterilen Sauberkeit. Der Sekretär erhob sich, begrüßte uns, sprach zu Glück Englisch und bedeutete uns, daß er vorgehen wollte. Die Tür zum Chefzimmer lag an der Seite des Sekretariats.
    Ich warf noch einen Blick auf die Frau, die ein graues Kostüm und eine helle Bluse trug, Sie beobachtete uns aus den Augenwinkeln.
    Kein Prunk im Vorzimmer. Sachlichkeit herrschte vor. Sie setzte sich im Chefzimmer fort, in dem der Mann residierte, der Jerry Kon hieß, und der mich überraschte.
    Die Einrichtung übersah ich, denn ich mußte ihn einfach anschauen. Dabei konnte ich all das vergessen, was man von chinesischen Geschäftsleuten immer in den Filmen gezeigt bekommt. Dieser Mann, der einen europäischen oder amerikanischen Elternteil neben einem chinesischen haben mußte, machte nicht den Eindruck, als wäre er in seinen Traditionen verwachsen. So wie er sahen Manager aus, die bei ihren Geschäften internationale Verbindungen pflegten.
    Er war recht groß, sehr schlank, trug einen blauen Blazer und eine graue Hose. Das leicht rose getönte Hemd, die dezente Krawatte, das höfliche Lächeln, all das wies bei ihm auf den perfekten Geschäftsmann hin, der es gewohnt war, erfolgreich zu sein.
    Sein Haar war dicht und schwarz mit einem leichten Blaustich. Er hatte ein schmales Gesicht. Die Mongolenfalte um die Augen herum fiel kaum auf, und auch die Nase war für einen Chinesen recht lang. Er mochte um die Vierzig sein und begrüßte
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