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1076 - El Toros Totentanz

1076 - El Toros Totentanz

Titel: 1076 - El Toros Totentanz
Autoren: Jason Dark
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kommen. Die Chancen waren da, aber ihr habt sie vergeben. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.«
    Manch einer hätte die Worte als eine leere Drohung eingestuft. Ich dachte da anders. Mein Gefühl sagte mir einfach, daß mehr dahintersteckte. Außerdem wies die Spur hinein in das alte Ägypten. In eine Zeit, in der die Menschen den Göttern, der Magie und deren Geheimnisse viel näher gewesen waren als wir heute. Aus Erfahrung wußte ich, daß einiges überlebt hatte. Ich hatte schon gegen zum untoten Leben erweckte Mumien gekämpft und mich in den Pyramiden herumgetrieben. Ich hatte Grabkammern gesehen, ich wußte, welche Dämonen dort lauern konnten, aber mit dem Stierkult direkt hatte ich mich leider nicht beschäftigt.
    »Wer ist dieser Stier? Was steckt in ihm? Welche Seele befindet sich in seinem Körper?«
    »Er ist heilig.«
    »Euch?«
    »Er muß allen heilig sein. Ungläubige haben ihn geraubt. In einer Aktion, die wir nicht haben verhindern können. Er ist so etwas wie ein Gott. Ein Nachfolger des Apis. Wir haben ihn verehrt. Wir haben zu ihm gehalten. Fremde sind in unser Land gekommen und haben uns überfallen. Sie wollten den Stier. Jetzt haben sie ihn. Aber sie wissen nicht, was sie sich geholt haben.«
    »Trotzdem kann er getötet werden?« fragte ich. »Wo er doch so stark und mächtig ist?«
    »Er darf nicht in eine fremde Umgebung. Er wird alles tun, um nicht getötet zu werden. Der Mensch kann gegen ihn nur verlieren. Wir haben alles versucht. Es war die letzte Möglichkeit, aber die ist nun vorbei - endgültig…«
    Ich hatte viel gehört, aber wenig erfahren. Trotzdem glaubte ich dem Mann, der sich jetzt hochstemmte, zu seinem Kumpan ging und mit ihm flüsterte. Der zweite Mann warf mir böse Blicke zu.
    Er rieb seinen Kopf, fluchte vor sich hin, dann bückte er sich und schob das Boot den anrollenden Wellen entgegen.
    Äußerlich war alles gleich geblieben, aber die Stimmung war dahin. Brutal zerstört. Die Sterne am Himmel kamen mir jetzt kalt und abweisend vor.
    Wir schauten zu, wie sich die beiden Ägypter zurückzogen. Der Krach des Außenborders zerriß sehr bald die Stille. Die Schraube wühlte das Wasser auf, dann wurde das Boot über die anrollenden Wellen hinaus auf das Meer gedrückt.
    Es schaukelte über das Wasser hinweg, und Jane, die neben mich getreten war und eine Hand auf meine Schulter gelegt hatte, fragte mit leiser Stimme: »Haben wir das richtig gemacht?«
    »Wenn ich das wüßte…«
    »Also hast du auch deine Zweifel.«
    »Sicher, aber was willst du machen? Wir können sie nicht festhalten. Wir können sie auch nicht der Polizei übergeben. Für mich steht fest, daß die Nacht noch nicht zu Ende ist. So oder so.«
    »Aber etwas ist beendet«, sagte Jane.
    »Was denn?«
    Vor der Antwort lachte sie auf. »Unser Urlaub, John, der ist nun vorbei.«
    Darauf erhielt sie keine Antwort. Aber wo sie recht hatte, da hatte sie recht. Das war unser Schicksal…
    ***
    Farblich paßte sich der menschenhohe Spiegel der Farbe des rotbraunen Steinbodens an. Das betraf nur den Rahmen. Dazwischen schimmerte die helle Fläche, in der sich die Person betrachten konnte, die vor dem Spiegel stand.
    In diesem Fall war es Vicente Ortega. Er hatte die beiden Lichter eingeschaltet, die in die Decke integriert waren und ihren Schein auf die Fläche vor dem Spiegel begrenzten.
    Das Licht und der Spiegel zeigten ihm eine Gestalt, mit der er nicht so recht zufrieden war. Vicente fühlte sich nicht gut, das sah man ihm auch an. Sein Gesicht hatte an Entschlossenheit verloren, in den Augen schimmerte nicht mehr der harte Glanz, der ihm sonst zu eigen gewesen war. Er war so etwas wie ein Durchschnittsbürger geworden mit all den Ängsten und Frustrationen.
    Dabei hatte ihn mal eine Zeitschrift als Bild von einem Mann bezeichnet. Achtundzwanzig Jahre jung. Breite Schultern. Schmale Hüften. Ein markantes Gesicht mit einem starken Kinn, einem schmalen Mund und einer kräftigen Nase. Das Haar trug er lang, nach hinten gekämmt, leicht gegelt und im Nacken zu einem dünnen Zopf zusammengebunden. Das weiße Hemd, dessen Ärmel er in die Höhe geschoben hatte, schimmerte seidig. Die ersten drei Knöpfe standen offen, so daß sein dunkles Brusthaar zu sehen war.
    Die schwarze, eng anliegende Hose fiel bis hinab auf seine halbhohen Stiefel, auf deren blankem Leder das Licht Reflexe hinterließ.
    Er war der Star. Er war der Macho. Der Beherrscher der Tiere. Der Toro-Töter.
    Das alles kannte er. Das hatten die Gazetten
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