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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten
Autoren: Jason Dark
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Klinke ausgestreckt, als er die Stimmen hörte.
    Vom Flur her, aber nicht nur von dort. Die Besucher standen bereits vor der Zimmertür und würden jeden Moment eintreten…
    ***
    Ich hatte meinen alten Freund Tanner selten so aufgeräumt erlebt. Auf dem Weg zum Hotel war er der Meinung gewesen, daß wir es jetzt packen würden. »Das habe ich einfach im Gefühl, John. Ein alter Fuchs wie ich spürt das bis in die Zehenspitzen hinein.«
    »Und wie locker werden wir es schaffen können?« erkundigte ich mich lächelnd.
    »Das ist die Frage.«
    »Wir müssen davon ausgehen, daß einer wie Wayne, the pig, kein Chorknabe ist. Der Name sagt alles. Dieser Typ geht über Leichen, der nimmt auf keinen Menschen Rücksicht. Zweimal hat er in der vergangenen Nacht getötet.«
    Der Chief Inspector nickte. »Und hat sich danach dämlich benommen. Er ist nicht verschwunden, nicht abgetaucht. Ich weiß auch nicht, was in seinem Kopf vorging.«
    Ich zuckte die Achseln. »Arroganz bis zum Abwinken. Nach dem Motto ›mir kann keiner‹.«
    Wir hatten unser Ziel erreicht. Schon beim ersten Blick kam mir der Gedanke, daß ich lieber im Freien übernachten würde als in einem derartigen Bau. Das war nichts. Das Haus verdiente den Namen Hotel nicht. Wenn schmutzige Absteige dort gestanden hätte, wäre es dicht an die Wahrheit herangekommen. Ein Bau mit vier Etagen, eingeklemmt zwischen zwei anderen Häusern, die kaum besser aussahen. Wir fanden einen Parkplatz unweit der Bude.
    Das schlechte Wetter hatte die Gegend noch trostloser gemacht.
    Wenigstens nieselte es nicht mehr, und gegen Abend sollte sogar die Sonne scheinen, wie ich aus dem Wetterbericht wußte. Ihre Strahlen würden hier kaum etwas ändern.
    Die Eingangstür stand offen, und was wir dahinter fanden, konnte durchaus mit der Außenfassade Schritt halten. Wahrscheinlich hatten sich hier mehr Ratten als Gäste einquartiert.
    Es gab so etwas wie eine Rezeption, die aus einem Pult bestand, hinter dem ein älterer Mann mit müden Augen saß. Ihn konnte nichts mehr erschüttern. Die Strickjacke schlabberte um seinen Körper, und zwischen seinen gelben Fingern verqualmte eine Zigarette.
    Der Mann war nicht allein. Im Auge behalten wurde er von Tanners Mitarbeiter. Er hatte sicherheitshalber hier unten gewartet, damit der Zuhälter nicht gewarnt wurde.
    »Gut gemacht, Striker!« lobte Tanner, und Striker bekam einen roten Kopf. »Gibt es war Neues?«
    »Nein, Sir. Unser Zielobjekt befindet sich noch immer in seinem Zimmer in der ersten Etage.«
    »Wo genau?«
    »Dritte Tür links«, meldete der »Portier«.
    Wir bedanken uns. Striker blieb auch weiterhin unten, während Tanner und ich die Treppe ansteuerten. Der Chief Inspector schüttelte dabei einige Male den Kopf und meinte, daß ihm so etwas auch noch nicht passiert wäre.
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Daß wir beide losziehen. Sonst hast du doch immer Suko oder auch Bill Conolly mitgenommen.«
    »Keine Sorge, das schaffen wir.«
    Tanner sagte nichts. Ich wußte allerdings, daß er sich seine Gedanken machte. Er war ein Mann, der zwar schon jahrelang seinen Dienst schob, doch nicht an der Front. Er arbeitete mehr als Stratege und schickte seine Leute los. Aber zu kneifen, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen.
    Wir hatten die erste Etage erreicht. Dort erlebten wir keine Überraschung, als wir den düsteren Flur sahen. Die eine Lampe unter der Decke schien sich zu schämen, überhaupt ihr tristes Licht auszustreuen.
    »Dritte Tür links, nicht?«
    Ich nickte. »Allerdings möchte ich dir raten, Tanner, etwas im Hintergrund zu bleiben. Zunächst.«
    »Okay, aber eigentlich hätten wir ein kleines Kommando mitnehmen müssen, anstatt hier einen Alleingang zu wagen.«
    Er hatte im Prinzip recht. Nur eilte die Zeit. Außerdem wollten wir möglichst unauffällig zu Werke gehen. Das blieb auch so, als wir nahe der Tür stehenblieben.
    Ich trat noch einen Schritt vor und hielt mein Ohr an das Holz.
    Es war nichts aus dem Zimmer zu hören. Es schien tot zu sein. Kein Geräusch. Kein Atmen eines Menschen, keine Musik. Es war einfach nur still.
    Als ich mich aufrichtete und mich zu Tanner umdrehte, sah ich seinen fragenden Blick.
    »Nichts.«
    »Aber er ist noch da?«
    »Das hoffe ich.«
    Meine Waffe hatte ich bereits gezogen. Ich probierte es. Wahrscheinlich war die Tür abgeschlossen, Killer wie Wayne gingen da stets auf Nummer Sicher.
    Sie war es nicht. Es durchzuckte mich beinahe wie ein Stromstoß, als ich bemerkte, wie die Tür
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