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1067 - Er killt für den Satan

1067 - Er killt für den Satan

Titel: 1067 - Er killt für den Satan
Autoren: Jason Dark
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Es bewegte sich nichts. Auch die Umgebung schien eingefroren zu sein.
    Kein Laut war zu hören, nicht einmal das Atmen des im Wasser liegenden Mannes.
    Ryback hielt die Augen offen. Der Blick war auf den an der Decke schwebenden hellen Kreis gerichtet. Nur darauf kam es ihm an. Es war die Lampe, es war die kalte Helligkeit, die er mochte. Die übrige Umgebung des Kellerraums verschwand im Dunkeln.
    Plötzlich war es soweit!
    Er hatte wirklich das Gefühl, der Teufel persönlich wäre in seine Nähe gekommen. Er hörte ihn. Satan sprach zu ihm, aber er redete nicht so, daß ihm die Worte in den Ohren klangen, sondern war stimmlich in Rybacks Gedankenwelt eingedrungen.
    »Du hast die letzte Prüfung erreicht, Ryback?«
    »Ja, das habe ich«, flüsterte er zurück.
    »Sehr gut. Ich sehe, daß du mir wirklich dienen willst. Das beeindruckt sogar mich.«
    Ryback, der es sich fast nie erlaubte, Gefühle zu zeigen, wurde plötzlich aufgeregt und nervös. Er zitterte innerlich, denn was Satan ihm erklärt hatte, das war wunderbar für ihn gewesen, und sogar ein Lächeln huschte über seine Lippen hinweg. »Ich will noch mehr!« brach es aus ihm hervor, wobei er sich über sich selbst wunderte, weil er diese Worte überhaupt sprechen konnte. »Ich will dir sehr nahe kommen, verstehst du? Ich will fast so sein wie du. Daß ich nicht so werden kann, ist mir klar, aber fast. Das ist mein Ziel. Ich habe dich immer verehrt. Schon als Jugendlicher hast du mich fasziniert, und ich habe stets an dich gedacht, als ich zunächst meinen Weg gegangen bin. Jetzt aber möchte ich, daß sich unsere Wege kreuzen, denn dann hast du in mir einen sehr verläßlichen Diener. Hörst du?«
    »Ja, ich weiß es!«
    »Was soll ich tun?«
    »Nichts, nur schauen!«
    »Gut, wohin?«
    »Nach oben…«
    Ryback verdrehte die Augen. Er schaute zur Decke, ohne etwas anderes zu sehen. Nur die Lampe malte sich dort ab. Der helle Kreis, der auch aus der Kälte entstanden zu sein schien.
    Noch bewegte er sich nicht, aber in seinem Innern tat sich etwas. Eine Veränderung bahnte sich an.
    Ryback bekam große Augen. Auch wenn er noch nichts Konkretes sah, wußte er, daß sich der Teufel ihm zeigen würde. Noch nie hatte er es getan, und Ryback war gespannt, in welcher Gestalt er seinen großen Herrn und Meister zu Gesicht bekommen würde.
    Er wußte, daß der Teufel in vielen Gestalten auftreten konnte. Er war ein Meister der Tricks. Seine Urgestalt kannte niemand, aber die Menschen hatten sich in den vergangenen Zeiten stets ein Bild von ihm gemacht.
    Sie wollten ihn konkretisiert haben. Sie wollten etwas bekommen, vor dem sie Angst haben konnten, und so war der Satan oft als bocksfüßige Gestalt entstanden. Nackt, behaart, mit einem Ziegenkopf als Schädel, bösen Augen, einem widerlichen Maul und einer langen, schlangenartigen und ekelhaften Zunge.
    Ryback wartete. Er wollte ihn sehen. Er kam, er war unterwegs, denn das Licht über ihm verlor an Stärke. Es wich immer weiter zurück, als wäre es gedimmt worden.
    Der Teufel beherrschte es. Er sorgte für diese Resthelligkeit, um selbst besser hervorzukommen.
    Ein Gesicht - oder kein Gesicht?
    Der im eisigen Wasser des Tanks liegende Mann wußte es nicht genau.
    Innerhalb des Lampenschirms waren die Konturen noch zu undeutlich.
    Sie schwammen praktisch im Restlicht und schälten sich erst nach Sekunden stärker hervor.
    Doch ein Gesicht!
    Ryback hätte jubeln können. Er war so froh. Als einem der wenigen Menschen war es ihm gelungen, den Teufel zu sehen. Satan hatte sich ihm gezeigt. Er wollte angeschaut werden, und Ryback hatte Mühe, still im Eiswasser liegenzubleiben. Die erste Stufe seines großen Traums stand dicht bevor, und endlich - endlich sah er ihn…
    ***
    Welch ein Anblick!
    Ryback konnte es nicht fassen, noch immer nicht glauben, daß ausgerechnet die Gestalt dort oben der Teufel sein sollte. Vielleicht auch nur eine Projektion oder was auch immer, auf jeden Fall etwas, das nicht in das normale Leben hineinpaßte.
    Ein Jüngling!
    Strahlend schön wie ein Engel. Umgeben von einem Kranz kalten Lichts.
    Ein blasses Gesicht mit wunderschönen blauen Augen. Eine Gestalt, die nicht mehr Kind, aber auch nicht erwachsen war, sondern sich in einem Zwischenstadium aufhielt.
    Ryback hielt den Atem an. Er mußte dieses göttergleiche Bild erst einmal verkraften. Das hatte er sich so nicht vorgestellt. Das widersprach allen Abbildungen, die er vom Teufel gesehen hatte, denn sie waren genau das Gegenteil
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