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1066 - Avalons Riesen

1066 - Avalons Riesen

Titel: 1066 - Avalons Riesen
Autoren: Jason Dark
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stand nahe genug, um es erkennen zu können, und es kam ihr wie eine zerklüftete Landschaft vor. Die breite Stirn, die Augenhöhlen, die wie eingedrückt wirkten. Eine Nase, die zerschlagen aussah. Der mächtige Kopf, die Ohren, die Augen in den Höhlen. Böse, dunkle Kreise, aus denen noch Wasser rann, als der Riese seinen Kopf schüttelte.
    Nadine kam sich winzig vor. Sie wußte auch, daß sie einen Fehler begangen hatte. Sie hätte weiter weglaufen und sich ein Versteck suchen sollen. Dazu war es jetzt zu spät. Wenn der Riese nicht blind war, mußte er sie entdeckt haben.
    Er hob seine mächtigen Arme an. Zuerst strich er mit den Pranken an seinen Oberschenkeln entlang. Danach ließ er sie an seinem Körper höher wandern, bis er in den Bereich seines Kopfes geriet und die Hände wie zwei Lappen durch sein Gesicht zog, als wollte er sich von den letzten störenden Tropfen befreien.
    Er stand dort im Wasser, wo es ihm ungefähr bis zu den Hüften reichte. In seiner Nähe schauten auch die Klippen aus der Flut hervor. An einem Felsen stützte er sich mit einer lässigen Geste ab. Bei ihm sah es anders aus. Nadine konnte sich vorstellen, daß er dank seiner Kraft das Gestein auch zerdrückte.
    Er drehte den Kopf. Alles langsam, wie auch das Anheben der Arme zuvor. Der Riese schaute zurück. Nadine dachte daran, daß dies einen Grund haben mußte, und auch sie richtete ihren Blick an dieser monströsen Gestalt vorbei.
    Das Wasser schäumte immer noch. Es befand sich in wilder Bewegung, obwohl so gut wie kein Wind wehte.
    Nadine erkannte den simplen Grund. Nicht nur der eine Riese war aus der Tiefe gestiegen. Ein zweiter, vielleicht sogar ein dritter würde ihm folgen, und darauf wartete der erste.
    Im Kampf hatte sie gegen diese Monstren keine Chance. Mit normalen Waffen waren sie kaum zu besiegen. Einen Stich mit dem Schwert würden sie nur als lästig empfinden. Aber sie hatte durch das Abwarten des Riesen eine Chance bekommen. Das Ufer interessierte ihn nicht. Er hatte noch immer den Kopf gedreht und schaute dorthin, wo sich das Meer aufgewühlt zeigte.
    Nadine Berger drehte sich. Eine sehr hastige Bewegung, und der feine Sand unter ihren Füßen stob auf. Er zog sich ziemlich in die Breite, und er war für einen schnellen und hastigen Lauf alles andere als ideal. Aber es gab für Nadine keine andere Möglichkeit. Sie mußte zuerst dieses Hindernis überwinden, um ein Gebiet zu erreichen, das zumindest einige Verstecke bot.
    Sie beeilte sich. Nicht zurückschauen, auch nicht an den oder die Riesen denken, was ihr natürlich mehr als schwerfiel, aber sie riß sich zusammen.
    Der leichte Sand kam ihr plötzlich schwer vor. Er zerrte an ihren Füßen, er schien sich in Tang verwandelt zu haben, der sie unbedingt zurückhalten wollte.
    Nadine biß die Zähne zusammen. Sie schaute nach unten, sah den feinen aufgewirbelten Staub. Sie spürte den Untergrund als zäh und schleimig. Sie hörte ihr Atmen, und der Strand hatte sich für sie in eine weite Wüste verwandelt.
    Während des Laufens starrte sie nach vorn. Es war wichtig für sie, das Ende des Strandes zu sehen. Dort, wo er aufhörte, war der Boden schon härter. Da wuchs das erste Gras. Nicht so kräftig und grün wie an anderen Stellen der Insel, aber der Boden war zumindest so hart, daß er ihr mehr Widerstand bot und sie auch schneller laufen konnte.
    Hinter ihr geschah etwas. Nadine drehte sich nicht um, aber sie hörte die Geräusche, die ihr eigenes Keuchen übertönten. Das Wasser war in Bewegung geraten. Es war aufgewühlt. Es schäumte, es klatschte mit schon wilden Sprüngen gegen den Strand, um dort zu verlaufen.
    Nicht drehen.
    Weiter!
    Sie spornte sich an und jubelte innerlich zum erstenmal auf, als der Widerstand unter ihren Füßen fester wurde. Der feine Sand hatte sich fast völlig zurückgezogen. Trockener, auch harter und mit dünnem Gras bewachsener Boden gab ihr mehr Halt, den sie auch brauchte, um ihre Schritte zu verlängern.
    Ein direktes Ziel hatte sich Nadine nicht ausgesucht. Sie wollte nur so rasch wie möglich ein Versteck erreichen. Das lag dort, wo erste Felsen in die Höhe ragten, Sträucher sich in den Boden klammerten, der nicht eben war, sondern von Mulden und auch Buckeln durchzogen war. Aber er war dort fruchtbarer. Das war das Märchenhafte von Avalon. Dort gab es Wasser, das in kleinen Bächen die Gegend durchströmte, und dort gab es auch Deckung.
    Zuletzt stolperte Nadine Berger über die kleine Anhöhe hinweg.
    Sie
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