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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen
Autoren: Jason Dark
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schaute über den Fluß hinweg, sah das graue Wasser und auch die Schiffe, die es rheinauf und rheinab durchpflügten.
    »Was denkst du, John?«
    Ich schaute nach links, wo Harry stand. »Tja, was sollte ich denn denken?«
    »Daß beide Fälle miteinander zu tun haben. Zuerst das Verschwinden der beiden jungen Frauen und jetzt dieser Mord. Mit viel Phantasie kann ich da einen Zusammenhang sehen.«
    »Welchen?«
    »Sie haben es getan. Diese Schwestern der Mystikerin. Oder Hildegarda selbst.«
    »Daran glaube ich eher, Harry. Ich habe mir die Wunde ansehen können. Es ist vermutlich ihr Messer gewesen, das Jane und ich in New York gesehen haben.«
    »Dann sind sie also doch in der Nacht unterwegs gewesen«, flüsterte Harry.
    »Das stand doch fest, oder? Die Aussagen der beiden Männer haben es bestätigt.«
    »Schon«, gab er zu. »Nur wenn ich ehrlich sein soll, habe ich daran nicht geglaubt, weil ich es mir einfach nicht vorstellen konnte. Aber das bringt uns auch nicht weiter.«
    »Wir waren mit ihnen verabredet.«
    »Sicher.« Er schaute auf die Uhr. »Komm, wir sind schon um einige Minuten zu spät.«
    Wir schoben uns durch den Ring der Neugierigen, stiegen eine Treppe hoch und gelangten an die Rückseite des Hotels. Gegen die Glasterrasse schien die Sonne. Die Busladung war wieder verschwunden. Die Tische und Stühle waren leer, und ein junges Mädchen war damit beschäftigt, die Tischdecken einzusammeln.
    Als wir den Vordereingang erreicht hatten, sahen wir die beiden Männer, die dort warteten. Sie atmeten auf und kamen zögernd auf uns zu. Harry stellte mich vor, dann gingen wir in das Hotel hinein.
    Dazu gehörte eine Gaststube, in der wir eine ruhige Ecke fanden.
    Als Tisch diente ein Faß. In vielen Kneipen riecht es nach Bier, hier roch es mehr nach Wein.
    Bedient wurde im Augenblick nicht. Wir waren allein und konnten deshalb ungestört reden. Den beiden Vätern war die Besorgnis anzusehen. Ihre Gesichter wirkten gezeichnet. Sie hatten auch von dem Mord gehört und die richtigen Schlüsse gezogen.
    »Es kann diese Frau gewesen sein«, sagte Helmut Kluge.
    Wir widersprachen nicht. »Alles ist möglich, aber auch ein Racheakt seiner Kumpane aus dem Milieu«, meinte Harry.
    »Nein, das waren sie!« flüsterte Günter Heller. »Ich weiß es. Sie sind über den Fluß gekommen, vom anderen Ufer. Wir haben es gesehen. Sie haben uns die Botschaft geschickt. Beide haben wir die Stimmen unserer Töchter verstanden. Wir wissen nicht, was mit ihnen los ist. Sie schwebten über die Wellen hinweg. Können Sie sich das vorstellen? Über die Wellen! Und wir haben es uns nicht eingebildet. Wir waren nicht betrunken. Da kamen wir nicht mit.«
    »Sie kamen von der anderen Rheinseite?« fragte ich.
    Beide nickten.
    »Da müssen sie dann dort ihr Versteck gehabt haben.«
    »Sicher. Aber wie wollen Sie das finden? Die Umgebung durchsuchen lassen?«
    Ich schaute Helmut Kluge an. »Das wäre eine Möglichkeit. Sie kommt allerdings nicht in Betracht, weil sie einfach zu aufwendig ist. Verstehen Sie?«
    »Ja und nein.« Er ballte die Hände. »Es geht schließlich um unsere Töchter.«
    »Die sich bei Ihnen nach der vergangenen Nacht aber nicht gemeldet haben, oder?«
    »Nein, leider nicht. Wir konnten natürlich nicht schlafen und haben darauf gewartet, daß man mit uns wieder auf diese unerklärliche und geheimnisvolle Weise in Kontakt tritt, aber das ist leider nicht der Fall gewesen.« Kluge schaute seinen Freund an. »Günter denkt wie ich. Wir beide denken daran, daß wir unsere Töchter ein für allemal verloren haben.«
    »Nein, nein«, sagte Harry. »So dürfen Sie das nicht sehen, meine Herren. Ihre Töchter sind nicht tot.«
    »Sie kamen uns so vor«, fiel Kluge ihm ins Wort.
    »Das mag ja sein. Wir dagegen behaupten, daß sie noch leben. Ja, sie sind am Leben. Wenn auch mit gewissen Einschränkungen, das gebe ich zu.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Beide existieren in einer anderen Zone. Mehr kann ich ihnen zunächst auch nicht sagen.«
    »Das verstehen wir nicht.«
    Harry lächelte. »Glaube ich gern. Es ist auch schwer zu verstehen. Wir aber sind auch zusammengekommen, um Sie um Vertrauen zu bitten. Wir möchten, daß Sie uns vertrauen, denn John Sinclair und ich werden alles tun, um Ihnen Ihre Töchter zurückzubringen. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    Die beiden Männer blickten sich an. Ich verstand die Skepsis in ihren Augen sehr gut. Es waren auch harte Versprechungen gewesen, die Harry ihnen gesagt
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