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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen
Autoren: Jason Dark
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jetzt schneller. Feuchtigkeit klebte an meinen Handflächen, während ich die Wesen weiterhin im Auge behielt.
    Möglicherweise waren sie hintereinander zum Ufer hin gegangen.
    Das änderte sich nun, denn sie fächerten auseinander, so daß sie einen Halbkreis bildeten.
    Neben mir stand Harry. Er zählte langsam die Personen, vor denen plötzlich ein noch hellerer Schein auftauchte, als wäre er aus der Tiefe in die Höhe gedrückt worden.
    »Hildegarda!« hörte ich Harry keuchen.
    Ich hatte ebenfalls gezählt. Acht Frauen sollten sich in Hildegardas Gewalt befinden. Nein, die Zahl stimmte nicht mehr.
    Jetzt war es eine mehr.
    Neun.
    »Jane«, brachte ich stöhnend hervor. »Verdammt, es ist Jane Collins…«
    ***
    Neben mir stellte Harry eine Frage. Ich hörte nicht zu, denn meine Gedanken drehten sich alle um Jane Collins. Ich fragte mich, wie es möglich war, daß sie in den Kreis eingegliedert worden war. Sie gehörte nicht dazu und hatte die Mystikerin immer bekämpft. Und doch mußte sie Hildegarda und deren Macht unterschätzt haben, sonst wäre sie nicht eine aus ihrem Kreis geworden.
    Wir sprachen nicht mehr, denn die Ereignisse erforderten die volle Konzentration. Ob Hildegarda und ihre Schwestern wußten, wer sie in der anderen Ufernähe erwartete, konnte keiner von uns sagen. Ihr Verhalten wies nicht darauf hin.
    Sie kamen näher.
    Berührten sie das Wasser? Tanzten sie über den Wellen? Wurden sie naß? Keine Frage war korrekt zu beantworten, denn sie waren für mich weder Menschen noch Geister. Dafür befanden sie sich in einem Zwischenstadium.
    Harry schaute mich an. »John, ich denke, daß wir uns jetzt was einfallen lassen müssen.«
    »Noch sind sie nicht da.«
    »Wie lange willst du denn warten?«
    »Ich will sie. Nur Hildegarda. Hörst du? Sie ist wichtig.«
    »Ja, ich weiß, aber hast du auch gesehen, wen sie sich geholt haben? Das ist Jane.«
    »Richtig.«
    »Und weiter?«
    »Ich kann nicht an sie denken. Sie ist ebenso verändert wie die anderen, und wir können sie daraus nur wegholen, wenn wir Hildegarda geschafft haben.«
    Er schwieg. Es war auch gut so, denn ich konzentrierte mich auf die Mystikerin. Sie schwebte jetzt vor ihren Schwestern her, die für mich nur so etwas wie einen Hintergrund bildeten und sonst nichts.
    Die Anführerin war wichtiger, wenn ich sie ausgeschaltet hatte, würde sich alles andere von selbst erledigen. Darauf ruhte meine Hoffnung.
    Harry Stahl wußte, daß es bald nur auf Hildegarda und mich ankommen würde. Er zog sich zurück und überließ mir den Platz am Bug des Bootes. Ich stand dort hoch aufgerichtet und ohne Deckung.
    Die anderen mußten mich gesehen haben, besonders Hildegarda, die näher und näher kam, jedoch keine Anstalten traf, anzuhalten.
    Sie würde weitergehen, ohne naß zu werden, und sie würde auch über uns und über das Boot hinweggleiten, als wäre es nicht vorhanden.
    Wie sollte ich sie stoppen? Es gab nur die eine Chance. Ich mußte es mit dem Kreuz versuchen, auch wenn es für Hildegarda kein absoluter Feind war, denn zu den dämonischen Kreaturen konnte ich sie nicht zählen. Ich nahm meinen Talisman in die Hand, deckte ihn aber noch ab.
    Hildegarda kam immer näher. Deutlich sah ich jetzt ihr Gesicht. Es hatte sich nicht verändert. Noch immer wirkte es kalt, maskenhaft und kantig. In den Augen lag dieses starre Leuchten, als wären hinten in ihrem Kopf Laternen angezündet worden.
    Sie kam so nahe, daß ich auch den Dolch sehen konnte. Sie hielt die Arme leicht vorgestreckt. Den Griff umklammerte sie jetzt mit beiden Händen.
    Mir wurde plötzlich klar, daß ich ihr nächstes Opfer werden sollte, obwohl sie damit von ihren eigentlichen Plänen abwich, denn ich gehörte nicht auf die andere Seite.
    Unsere Blicke trafen sich.
    Gedankenstöße aus ihrem Hirn strömten auf mich ein. »Du wirst nicht überleben. Jeder, der mich stoppen will, ist verloren. Du hast meine Statue zerstört. Du hast die Verbindung gekappt, die ich zu Hildegard hatte. Jetzt hast du den Tod verdient…«
    Während ihrer Worte war sie näher geschwebt. Neben mir zog Harry seine Waffe.
    »Laß es!« zischte ich.
    Wellen liefen an, klatschten gegen das Boot. Ich stand zwar breitbeinig im Bug, mußte den Bewegungen allerdings folgen, so war ich mit dem Auf und Nieder verwachsen.
    Sie kam noch näher. Riß die Arme hoch.
    Das war der Augenblick, in dem ich mein Kreuz freilegte. Wie von einer Querwelle geführt schwebte sie in ihrer neuen Haltung auf die Bugspitze des
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