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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter
Autoren: Jason Dark
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der Wissenden.«
    »Es gab sicherlich Gründe?«
    »Sicher…«
    Jetzt war der Bischof ungeduldig. »Und welche, Mr. Pinter? Bitte, Sie müssen schon ausführlicher werden, denke ich mal.«
    »Sie hängen mit der Veränderung auf unserem Friedhof zusammen.«
    Der Bischof schüttelte den Kopf und legte auch die Stirn in Falten. »Bitte, das verstehe ich nicht. Können Sie da nicht konkreter werden?«
    »Es fällt mir schwer. Es kann auch nur eine Farce sein, ein Verdacht, eine Einbildung. Aber gewisse Stellen des Friedhofs haben sich verändert.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    Pinter zuckte mit den Schultern. »Dort sieht es aus, als wären Gräber ausgehoben worden, die man sofort wieder zugeschüttet hat. Nicht sehr groß, aber sie sind zu erkennen.«
    Der Bischof lächelte. »Und Sie sind sicher, daß Sie es nicht mit Maulwurfshügeln zu tun haben?«
    »Völlig. Die kenne ich nämlich.«
    »Wie viele Gräber sind es?«
    »Drei!« Pinter hatte das Wort gehaucht.
    »Also passend zu den drei Verschwundenen, einschließlich des Pfarrers.«
    »So ist es.«
    Bischof Crayton schwieg. Es war ihm anzusehen, daß er nachdachte, aber eine Antwort hatte er noch nicht gefunden. Sein Gesicht zeigte Zweifel, als er schließlich sprach. »Was haben denn die Beamten der untersuchenden Polizeibehörde zu diesen Aussagen gesagt?«
    »Nichts, Sir.«
    »Wieso?«
    »Es ist ihnen nicht mitgeteilt worden.«
    »Warum das nicht?«
    Pinter wand sich wie jemand, der sich vor einer Antwort drücken wollte. »Ähm… es hat sich niemand von uns getraut. Man hätte uns vielleicht ausgelacht. Aber die Meinung steht jetzt auf der Kippe. Wir denken daran, es der Polizei doch mitzuteilen. Zuvor aber wollte ich mit Ihnen sprechen und mir Rat abholen. Deshalb bin ich auch bei Ihnen. Ich selbst weiß nicht mehr weiter.«
    Der Bischof räusperte sich. »Es ehrt mich, daß Sie so denken, Mr. Pinter, aber was soll ich Ihnen raten?«
    Der Mann aus Mayne hob die Schultern. Er sah verzweifelt aus.
    »Das weiß ich ja nicht. Ich persönlich stehe nach wie vor an einer Wand und komme nicht hindurch.«
    »Mir ergeht es kaum besser.«
    »Das kann ich mir denken. Nur haben Sie mehr Erfahrung als ich. Deshalb dachte ich mir, daß Sie mir unter Umständen einen Rat geben könnten. Diese Menschen können sich nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«
    »Das stimme ich Ihnen zu. Und Sie glauben an ein Verbrechen, Mr. Pinter?«
    Der Angesprochene senkte den Kopf. »Wenn man es genau nimmt, ist es ein Verbrechen, aber möglicherweise eines, das völlig aus dem Rahmen des Normalen fällt.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »In Mayne ist etwas passiert, das die Menschen nicht verstehen, und da schließe ich mit mich ein.« Er rang nach Worten, hatte den Mund offen gelassen und atmete schwer. »Wir haben da eine Erscheinung gesehen…«
    »Aha.«
    Das Wort irritierte Pinter, weil es sich so angehört hatte, als würde der Bischof nichts glauben. »Es ist schwer zu erklären, Sir, aber ich muß dabei bleiben.«
    »Dann werden Sie doch konkreter, bitte.«
    »Die Erscheinung ist ein Mann. Einer, der nur kurz auftauchte und schlimm aussah.«
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    »Nein, alles ging zu schnell.«
    »Dann haben Sie ihn demnach auch gesehen?«
    Pinter nickte.
    »Wo war das?«
    »In der Kirche«, hauchte er.
    »Bitte?« Der Bischof tat so, als hätte er nicht verstanden.
    »Wirklich in der Kirche?«
    »Ja. Es war bei der Messe. Dicht hinter der Tür, wo es noch den großen Stein gibt.«
    »Warum?«
    Pinter hustete. »Es war der Platz des Scharfrichters. Früher, meine ich. Sie kennen sicherlich die alten Regeln…«
    Der Bischof winkte ab. »Im Moment habe ich sie nicht parat, Mr. Pinter. Helfen Sie mir dabei aus.«
    »Es ist im Prinzip sehr einfach. Wer wollte schon Scharfrichter werden? Es waren immer besondere Menschen, die man allerdings brauchte, die aber zugleich von der Bevölkerung verachtet wurden. Sie hatten keine Rechte und bekamen nur Geld, wenn sie einen Verurteilten gerichtet hatten. Viele waren arm. Hin und wieder gab man ihnen auch etwas Weideland. Man trieb ihnen krankes Vieh zu, das sie schlachten konnten. Das war dann ihre Nahrung. In die Kirche durften sie zwar hinein, aber den Boden um den Altar herum nicht betreten. Sie mußten hinten sitzen und die Gläubigen vor sich haben. Da war extra ein Stein hingestellt worden. Der Platz des Scharfrichters. Dort konnte er dann stehen oder hocken, um dem Gottesdienst zuzuhören. So waren damals
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