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1057 - Die Gestrandeten

Titel: 1057 - Die Gestrandeten
Autoren: Unbekannt
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    „Wir haben es geschafft", bemerkte Camerrham nach einiger Zeit, als sie sich von ihrer Enttäuschung erholt hatte. „Wir sind durch das Schwarze Loch geflogen, und wir haben unvorstellbar große Entfernungen überwunden. Wir waren schneller als das Licht, viel schneller, und doch haben wir keinen Erfolg. Wir sind im Leerraum zwischen den Galaxien herausgekommen. Keiner von uns wird solange leben, bis das Schiff den Rand einer dieser Galaxien erreicht hat."
    Die beiden anderen Frauen schwiegen lange und beobachteten die Bildschirme, bis kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, daß Camerrham recht hatte.
    „Die Expedition ist gescheitert", bemerkte Truhllamp schließlich. „Welch eine Ironie des Schicksals. Wir haben die größte wissenschaftliche Tat vollbracht, die für unser Volk überhaupt nur denkbar ist. Aber das genügt nicht. Wir sind dennoch verloren."
    „Was schätzt du?" fragte Kosham die Physikerin. „Wie weit sind wir vom Rand der Galaxis entfernt?"
    „Schwer zu sagen", erwiderte Camerrham, „aber ich schätze wenigstens hundertzwanzig Kiloparsec. Eher noch mehr. Selbst wenn ich unsterblich wäre, möchte ich nicht solange leben, bis dieses Schiff diese Strecke zurückgelegt hat."
    „Du schlägst also vor, daß wir unserem Leben ein Ende bereiten", stellte Kosham fest.
    „Gib mir noch etwas Zeit. Ich kann mich noch nicht damit abfinden, daß alles vergeblich gewesen ist."
    „Für mich ist es vorbei", sagte Camerrham würdevoll. „Ich danke euch. Bald werdet ihr mir folgen. Ich weiß es. Der Gütige All wird uns bei sich aufnehmen. Es hat nicht sein sollen. Er wollte, daß unser Volk stirbt. Wir müssen seinen Willen akzeptieren."
    Sie ging zur Tür, um die Zentrale zu verlassen.
    Truhllamp und Kosham hielten sie nicht auf. Sie hatte das Recht, Ihrem Leben ein Ende zu bereiten und dabei allein zu sein.
     
    *
     
    Dröhnende Schritte näherten sich.
    Bruke Tosen spürte voller Entsetzen, daß der Boden unter seinen Füßen zitterte.
    Jetzt kommt der Koloß und bringt dich um, dachte er, und zum ersten Mal kam Resignation in ihm auf.
    War es nicht besser, wenn Icho Tolot ihn tatsächlich tötete und alles vorbei war? Wozu sich noch länger quälen? Warum immer in Angst leben?
    Er wich bis in den äußersten Winkel der Kammer zurück, in der er sich nach seiner Flucht vor dem Handschuh versteckt hatte. Dunkelheit umgab ihn, und während er an den Tod dachte, hoffte er doch, der Haluter werde vorbeigehen.
    Doch die Tür öffnete sich, und blendend helles Licht fiel ihm ins Gesicht. Die riesige Gestalt Icho Tolots wuchs vor ihm auf.
    Tosen schrie.
    Der Haluter streckte alle vier Hände nach ihm aus.
    „Mein Kleines", sagte er leise und nahezu empfindsam. „Was ist denn mit dir?"
    Tosen schlug in seiner Angst auf die Hände ein, die nach ihm greifen wollten.
    „Zurück. Laß mich", brüllte er.
    „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, mein Kleines", erwiderte Icho Tolot, der bemüht war, leise und sanft zu sprechen, und dessen Stimme doch einem bedrohlichen Donnergrollen so ähnlich blieb.
    „Hau ab, so hau doch endlich ab", schrie der Jarvith-Jarver.
    Irritiert wich der Koloß vor ihm zurück. Die drei roten Augen leuchteten in einem eigenartigen Licht.
    „Ich verstehe dich", erklärte Icho Tolot. „Du hast irgend etwas ausgefressen, und jetzt glaubst du, daß ich gekommen bin, um dich zu bestrafen. Aber das ist nicht der Fall. Was auch immer du getan hast, es interessiert mich nicht. Ich bin frei. Jedenfalls für den Moment. Ich habe die gleichen Interessen wie du. Noch nicht einmal dieser Handschuh ist bei mir."
    Er zeigte seine Hände, so daß Bruke Tosen sich davon überzeugen konnte, daß er die geheimnisvolle Waffe der Superintelligenz wirklich nicht trug.
    Ächzend sank der Jarvith-Jarver auf den Boden. Er schlug die Hände vor das Gesicht, und seine Schultern zuckten, als sein Körper von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.
    „Ich kann nicht mehr", wimmerte der ehemalige Importkontrolleur. „Ich bin am Ende."
    „Steh auf, mein Kleines. Wir sollten nicht hier bleiben, sondern in die Zentrale gehen."
    „Wo du mich dann in eine Ecke schleuderst und mir alle Rippen brichst", rief Tosen anklagend.
    „Habe ich das getan?"
    Der Jarvith-Jarver antwortete nicht. Er erhob sich müde und erschöpft und schob sich an dem Koloß vorbei, wobei er sich unwillkürlich duckte, als fürchte er, von einem Faustschlag getroffen zu werden.
    Danach eilte er vor Icho Tolot
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