Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1055 - Das psionische Labyrinth

Titel: 1055 - Das psionische Labyrinth
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Er würde, wenn er nicht umkehren wollte, mitten hineingehen müssen.
    Werde ich darin umkommen?
    Er preßte die Lippen zusammen, als ihm klar wurde, daß er nicht ausweichen durfte. Er mußte sich darauf verlassen, daß die Macht, die ihn bisher in dem psionischen Labyrinth beschützt hatte, auch in dem grellen Leuchten seine Hand schützend über ihn halten würde.
    Seine Gestalt straffte sich; seine Augen brannten. Er war endlich bereit dazu, auch das letzte zu riskieren, weil er klar erkannt hatte, daß er die Verantwortung dafür trug, ob der Wächterorden weiterbestehen würde oder nicht.
    Gefaßt und zuversichtlich ging er weiter, in das wabernde Leuchten hinein.
    Als es ihn erfaßte, glaubte er, Stimmen zu hören. Mitten in einem erschreckenden hohlen Brausen, das ihn zur sofortigen Flucht bewogen hätte, wäre er nicht in den vergangenen Stunden (oder Tagen?) durch Erlebnisse gegangen, die seinen Geist zutiefst aufgewühlt und ihn dadurch zur höchsten Klarsicht gebracht hatten, ertönte ein Chor überirdischer Stimmen.
    Sie riefen ihn an, und er ging weiter.
    Und plötzlich war er hindurch.
    Es war wie ein Schock, als schlagartig alles erlosch, was mit dem psionischen Labyrinth zu tun hatte und als er erkannte, daß das Leuchten, das er weiterhin sah, von der gigantischen Glocke des Domes Kesdschan ausging, der kaum zwanzig Meter vor ihm in den Nachthimmel Khrats ragte.
    Dennoch erstarrte jeder Muskel in Rhodans Körper, als vor seinem geistigen Auge eine Vision auftauchte.
    Ein menschenähnlich geformtes und doch andersartiges Gesicht, smaragdgrüne Haut, von goldfarbenen abstrakten Mustern durchzogen, spannte sich über den ein Oval formenden Gesichtsknochen. Eine schmalrückige, leicht gebogene Nase teilte das Gesicht in deckungsgleiche Hälften. Schmale, dichte und silbrig schimmernde Brauen wölbten sich über bernsteingelben Augen, deren Iris grüne Punkte und Streifen aufwies.
    Unter dem vollen und doch beherrscht wirkenden Mund ragte das wuchtige Kinn gleich einem Felsblock hervor. Das silbrige Haupthaar schloß das Gesicht mähnenartig ein. Über der hohen Stirn wurde es von einem grünen Band gehalten.
    „Tengri Lethos!" flüsterte Perry Rhodan mit zitternden Lippen.
    In einem „automatischen" Reflex öffnete sich sein Geist so unendlich weit, daß er im Bruchteil einer Sekunde erfaßte, was sich im Dom Kesdschan abspielte und welche uralten Geschehnisse dem Titanenkampf vorausgegangen waren.
    Damals, vor Millionen von Jahren, als das Volk der Hathor in der Andromeda-Galaxis den Zenit seiner Evolution überschritten hatte und friedlich verdämmerte, weil es keinen Sinn in einer weiteren Existenz sah, hatte es einige wenige Hathor gegeben, denen das Glück der Erkenntnis zuteil geworden war.
    Diese Erkenntnis hieß, daß es die Aufgabe des vernunftbegabten Geistes ist, die Kräfte des Universums kraft seiner selbst zu beherrschen, sich schlußendlich von der Bindung an die materielle Existenz zu befreien und den Untergang des Universums zu überstehen, um weiter zu wirken in jedem neuerstandenen Universum - bis in alle Ewigkeit.
    Das war die Grundidee gewesen, nach der jene Hathor die Zielrichtung ihrer weiteren Existenz bestimmt hatten.
    Die Methoden, an der Erfüllung dieser Idee zu wirken, waren jedoch verschieden gewesen. Einige Hathor wurden zu Hütern des Lichts, andere versuchten, ihrer Bestimmung mit anderen Mitteln gerecht zu werden.
    Tengri Lethos war der Nachkomme der ersten Gruppe.
    Und ein Hathor namens Terak Terakdschan gehörte zu der Gruppe, die einen anderen Weg eingeschlagen hatte. Er übernahm von den Porleytern den Grundgedanken des Wächterordens, trat ihr Erbe an und gründete im Auftrag der Kosmokraten den Orden der Ritter der Tiefe.
    Als er starb, ging sein Geist, der Geist des ersten Ritters der Tiefe, in die materielle Substanz des Domes Kesdschan ein und verlieh ihm dadurch eine neue, höhere, Qualität und Bedeutung.
    Von da an empfing jeder Anwärter auf die Mitgliedschaft im Wächterorden während der Ritterweihe im Dom das psionische Vermächtnis Terak Terakdschans. Ein Teil der psionischen Energie des Direktbeauftragten der Kosmokraten floß in ihn über, und kehrte, sobald der Ritter starb, in den Dom zurück.
    Seth-Apophis mußte schon in ferner Vergangenheit hinter dieses Geheimnis gekommen sein und hatte seitdem unentwegt auf das Ziel hingearbeitet, den Geist Terakdschans aus dem Dom zu fegen. Falls ihr eine solche „Entseelung" des Domes je gelingen sollte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher