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1055 - Das psionische Labyrinth

Titel: 1055 - Das psionische Labyrinth
Autoren: Unbekannt
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einziger Laut aus dieser Ansammlung entfernt turm- und kugelförmiger Gebilde.
    Plötzlich fiel ihm ein, daß er nicht in der Lage war, die Richtung zu bestimmen, in der der Dom Kesdschan lag. Er wußte nicht, woher er gekommen war, denn im Wasser konnte er keine Spuren hinterlassen haben. Andere Orientierungsmöglichkeiten aber gab es nicht.
    Aber viel besser waren die Orientierungsmöglichkeiten vorher auch nicht gewesen! überlegte er. Ich bin einfach geradeaus weitergegangen.
    Nur hatte er sich da stets auf festem Untergrund befunden. Das Floß aber konnte sich auf dem Meer gedreht haben.
    Wieder blickte er zu der Stadt. Er hatte sie sofort gesehen, als er in diese Szenerie versetzt worden war. Folglich mußte er zur Stadt hinüber und durch sie hindurch.
    Er kniff die Augen zusammen und starrte in das Wetterleuchten. Sollte das vielleicht ein Zeichen für ihn sein, ein Zeichen, das ihm die Richtung angab, in der der Dom Kesdschan lag?
    Er traf seinen Entschluß.
    Vorhin hatte er ein schweres Paddel neben sich auf dem Floß liegen sehen. Er hob es auf, stellte sich an eine Seite des Floßes und paddelte, so kräftig er konnte. Langsam bewegte sich das Floß in der Dünung, aber bald hatte es sich quergestellt. Rhodan mußte zur anderen Seite gehen, um das Mißverhältnis zu kompensieren.
    Auf diese Weise brauchte er fast drei Stunden, bis er die Stadt erreicht hatte. Er wartete, bis sich das Floß einem flachen Kai weit genug genähert hatte, dann sprang er an Land.
    Aus der unmittelbaren Nähe sahen die Bauwerke riesig und unheimlich aus. Sie schimmerten alle in einem warmen Gelbton und schienen aus hartem Plastikmaterial zu bestehen. Rhodan mußte fast eine Viertelstunde suchen, bis er einen Durchlaß zwischen zwei Bauten gefunden hatte, eine Gasse, die einer künstlichen Schlucht glich.
    Aufmerksam musterte er die Wände der Bauten, die nur wenige Zentimeter auseinander standen. An manchen Stellen waren, scheinbar unmotiviert, faustgroße runde Löcher eingelassen. Hinter ihnen war es dunkel. Nichts regte sich. Es gab jedoch auch keine Anzeichen von Verfall. Alles schien regelmäßig gewartet und saubergehalten zu werden.
    Nach etwa zehn Schritten blieb er stehen. Ihm war aufgefallen, daß seine Schritte kein Geräusch verursachten. Er blickte auf die Anzeigefelder der Außensensoren. Draußen herrschte kein Vakuum, wie er im ersten Augenblick vermutet hatte, sondern eine Atmosphäre, die weitgehend der irdischen glich.
    Rhodan ging weiter, als er eingesehen hatte, daß er nicht erwarten durfte, die Ursache jedes Phänomens herauszufinden. Es gab Dinge, die immer rätselhaft und geheimnisvoll blieben, wie das Phänomen des Lebens an sich, das noch immer ungeklärt war, obwohl die Wissenschaft aus anorganischer Materie alle organischen Bausteine des Lebens erzeugen konnte.
    Vor ihm weitete sich die Gasse auf einen kreisrunden, zirka fünfzehn Meter durchmessenden Platz. In der Mitte des Platzes stand auf einem Sockel ein Roboter, ein Gebilde aus silbrig schimmerndem blankpoliertem Stahl. Es war ein hominid geformter Roboter, nur war er etwa zehn Meter groß. Er hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte aus leeren Augenhöhlen schräg nach oben, wo er in den hochgereckten Händen ein stetig brennendes Licht trug.
    Rhodan musterte die zwischen hohlen Händen geborgene Flamme und schluckte.
    Er ahnte, daß diese Flamme, dieses ewige Licht, ein Symbol war, ein Symbol für den Geist intelligenten Lebens, der behütet werden mußte, um seine Bestimmung zu erreichen.
    War es das Symbol der Wächterordens der Ritter der Tiefe?
    Rhodan erschauderte, als er sich an ein anderes Wesen erinnerte, das ebenfalls die Aufgabe erfüllt hatte, das Licht des Geistes zu hüten.
    Ihm wurde kalt, als er sah, daß die Flamme flackerte, kleiner wurde, so daß sie fast erlosch.
    Das bedeutet etwas!
    Es bedeutet, daß das Licht des Geistes in Gefahr ist. Es soll mir sagen, daß ich mich beeilen muß, soll der Kampf um den Dom Kesdschan nicht von Seth-Apophis gewonnen werden!
    Er setzte sich wieder in Bewegung, diesmal schneller als vorher, überquerte den Platz, tauchte abermals in eine Gasse ein und betrat eine weite Ebene aus schwarzem Metall, das jedes Licht schluckte und deshalb auch das Wetterleuchten nicht widerspiegelte, das im Hintergrund tobte.
    Rhodan ging ein paar Schritte, dann blieb er wieder stehen. Das Wetterleuchten erfüllte den ganzen jenseitigen Raum unter der stählernen Wölbung. Es gab keinen Weg daran vorbei.
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