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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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Schultern. »Man spricht davon. Ob es stimmt, werden wir herausfinden müssen.«
    Bill atmete schnaufend durch die Nase und schaute sich um. Es war eine bedrückende Umgebung. Dunstig, unheimlich. Der Dunst schwamm wie graue Watte an den Bergflanken entlang und hatte sich in die Lücken zwischen die Bäume hineingedrückt, als wollte er die Wälder unter sich begraben. Wir sahen den Turm nicht, und es wehte auch kein Wind, der die Luft geklärt hätte.
    Vor uns lag Bilic. Ein kleiner Ort. Die Häuser standen verteilt auf ebenem Boden. Aus den Schornsteinen quoll Rauch hervor. Die Luft drückte so stark, daß er kaum in die Höhe steigen konnte und sich wie ein flacher Pilzkopf über den Schornsteinen verteilte.
    Palu redete auf den jüngeren Dorian ein, der noch nicht zu überzeugen war. Er schüttelte immer wieder den Kopf, zeigte auf uns mit seiner gesunden Hand, und der Bärtige sah aus, als wollte er ihm jeden Moment an die Kehle springen.
    Es war kein heller Tag gewesen. Und es würde bald noch dunkler werden, wenn die Dämmerung hereinbrach. Ich hoffte, daß Marek bis dahin eintraf, falls er sich nicht schon in Bilic aufhielt. Das wäre natürlich am besten gewesen.
    Von irgendwoher hörten wir einen Schrei. Es war kein menschlicher Laut, ein Tier mußte ihn abgegeben haben. Bill und ich schauten uns an.
    Dann deutete der Reporter in die Höhe. »Das kam von oben, wenn ich mich nicht irre.«
    Ich blickte ebenfalls in den trüben Himmel. Zuerst sah ich nichts, aber der Dunst war doch nicht so dick, als daß er alles verbarg. In Höhe der Bergflanken bewegten sich Schatten durch den Dunst. Mal waren sie zu sehen, dann waren sie wieder verschwunden, als hätten die Wolken sie verschluckt.
    »Vögel, John!« flüsterte Bill.
    »Ja«, gab ich ihm recht, ohne meinen Blickwinkel zu verändern. »Nicht nur das. Es sind Eulen.«
    »Wie schön.«
    Ich grinste kantig und wollte den anderen beiden Bescheid sagen, aber es blieb nur einer zurück. Dorian hatte sich mit Palu gestritten und eilte mit langen Schritten dem Dorf entgegen.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er ist verbohrt, John.«
    »Na, wenn ihm nicht zu helfen ist, lassen wir es eben. Fahren Sie mit uns?«
    »Mache ich. Wo wollen Sie denn Ihren Freund Marek treffen?«
    »Einen genauen Zeitpunkt haben wir nicht ausgemacht«, erwiderte ich und wollte in den Wagen steigen. Die Maschinenpistole sollte auf dem Rücksitz landen, doch Bills Warnung machte das zunichte.
    »Achtung, John, da sind sie!«
    Im gleichen Augenblick hatte auch Palu sie gesehen. Er schrie einen wilden Fluch. Ich drehte mich wieder vom Wagen weg und sah die beiden Eulen, die aus dem Dunst geflogen waren, an Höhe verloren, weil sie sich ein Ziel ausgesucht hatten.
    Es war Dorian…
    ***
    Der junge Mann mit dem Zopf war sehr schnell gelaufen. So hatte er zwischen sich und uns eine recht große Distanz aufbauen können. Er war zudem so sehr auf sein Laufen fixiert, daß er die beiden Eulen nicht wahrnahm, die sich ihm von zwei Seiten näherten. Zudem flogen die Tiere sehr schnell und lautlos.
    Palu schrie ihm eine Warnung zu. Er war völlig aufgelöst. Das Auftauchen der Vögel war auch für ihn überraschend gekommen. Dorian hörte die Stimme seines Freundes nicht. Möglicherweise wollte er sie auch nicht hören. Er blickte sich auch nicht um, sondern rannte weiter.
    Fahren oder laufen? Wir mußten uns innerhalb kurzer Zeit entscheiden.
    Keiner wollte, daß der Flüchtende ein Opfer der angreifenden Horror-Eulen wurde. Aber es gab noch eine zweite Möglichkeit, und die schoß mir durch den Kopf. Wir konnten uns aufteilen. Einer rannte Dorian nach, die anderen beiden nahmen den Wagen.
    »Steigt ein!« rief ich Bill zu. »Los, nehmt ihr den Jeep!« Ich wartete eine Antwort nicht erst ab, sondern startete. Auch wenn es beinahe unmöglich war, den Flüchtenden noch vor den Eulen zu erreichen, ich mußte es einfach riskieren.
    Ich rannte und schaute zugleich nach vorn. Ich wollte den Mann und die Eulen sehen, die von zwei Seiten und beinahe schon parallel zu Dorian heranschwebten. Es waren vom Gewicht her schwere Tiere, die sich allerdings mit einer Leichtigkeit bewegten, über die ich mich schon wunderte.
    Ich holte alles aus mir heraus. Schnell laufen konnte ich. Da machte sich das Training bezahlt. Leider trug ich die falschen Schuhe. Zudem befand sich unter meinen Füßen auch keine Aschenbahn. Der Boden war weich, naß, natürlich auch an einigen Stellen glatt, so daß ich mit dem Gleichgewicht Mühe
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