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1044 - Die Braut des Engels

1044 - Die Braut des Engels

Titel: 1044 - Die Braut des Engels
Autoren: Jason Dark
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besonderes gegeben haben. Sie war schon dort, das weiß ich genau. Aber sie wollte nicht dort bleiben.«
    »Hat sie dir den Grund genannt?«
    Evita hob die Schultern. »Nicht direkt, aber ich glaube, sie hatte schon Angst. Die Andeutungen waren ja nur schwer zu verstehen. Einmal hat sie gesagt, daß viele nicht wissen, ob sie noch zu den Menschen gehören oder zu anderen Wesen.«
    »Zu welchen?«
    »Das hat mir Lilian nie gesagt, John.«
    »Ist schon gut«, sagte ich lächelnd und hing meinen eigenen Gedanken nach. Lilian Purdom mußte ziemlich durcheinander gewesen sein, wenn sie geredet hatte. Sie hatte sich wahrscheinlich für keine Seite entscheiden können. Entweder führte sie ihr Leben normal weiter oder sie ging den Schritt in die andere Richtung, der so endgültig sein mußte, daß es kein zurück mehr gab. Davor schien sie Angst gehabt zu haben. Aber wen die andere Seite einmal hatte, den ließ sie nicht los. Ausscheren gab es nicht. Niemand durfte diese geschlossene Gemeinschaft verlassen. Wer es dennoch versuchte, mußte mit dem Schlimmsten rechnen oder wurde so stark unter Druck gesetzt, daß ihm nur noch der letzte Schritt in den Tod blieb, falls keine Freunde oder Helfer zur Seite standen. In dieser Zwickmühle mußte Lilian gesteckt haben, aber niemand hatte es gewußt, auch Evita nicht, die der Keim dieser Engelkinder bereits erfaßt hatte.
    »Wie denkst du denn über die Wesen?« fragte Suko.
    »Soll ich spekulieren?«
    »Nein. Engel?«
    »Jaaa«, gab ich gedehnt zu. »Das ist vorstellbar.«
    »Belial?«
    »Hoffentlich nicht«, flüsterte ich.
    Evita Munoz hatte uns zugehört und immer von einem zum anderen geschaut. Wahrscheinlich hatten wir schon zuviel gesagt, so daß ihr Weltbild etwas durcheinander gekommen war. »Ihr beide sprecht über Engel wie über Menschen. Als würde es sie geben.«
    »Sicher gibt es sie«, bestätigte ich.
    »Ach – dann glaubt ihr auch daran? Auch vielleicht, daß sie Kinder haben, eben die Engelkinder?«
    »Nicht im eigentlichen Sinne«, beruhigte ich das Mädchen. »Das wird sich alles herausstellen.« Mit der nächsten Frage kehrte ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. »Hast du noch Hunger?«
    »Nein.«
    »Dann zahlen wir.«
    Die Bedienung war schnell. Es hatte uns gut geschmeckt. Das Trinkgeld fiel dementsprechend aus und hinterließ auf dem Gesicht der Frau ein Strahlen.
    Wir stiegen wieder in den Rover und fuhren los. Vor uns lag noch eine verdammt weite Strecke. Eine Fahrt durch ein von Mythen und Geschichten gekennzeichnetes Land, in dem auch das englische Jerusalem – Glastonbury – zu finden war. Ich hatte diesen magischen Ort lange nicht mehr besucht, doch ein Gefühl sagte mir, daß ich in der nächsten Zeit wieder Kontakt bekam und durch das mächtige Tor treten würde, um in Avalon zu sein.
    Meine Gedanken verwischten. Die Engelkinder waren jetzt wichtiger. Ich fuhr, und Suko hatte es sich neben mir bequem gemacht.
    Zum Glück existierte eine Autobahn, und die war recht leer. Abseits der Ballungszentren hielt sich der Verkehr immer in Grenzen. So kamen wir gut voran, sahen nur hin und wieder Orte. Ansonsten hielt uns die Landschaft umschlungen wie ein gewaltiges Gemälde, das überhaupt kein Ende mehr zu nehmen schien.
    Hügel, Wälder, Seen, dann wieder weite Flächen, wellig, und nur von wenigen kahlen Bäumen bewachsen.
    Schlösser und Burgen, die meisten zu Ruinen zerfallen, waren Zeugen einer längst verlorengegangenen Vergangenheit. Das Land lag unter mächtigen Wolken wie eingenäht in die Trübsal eines grauen Vorwintertags.
    Abfahrten, Orte, deren Namen ich mal gehört hatte oder nicht kannte, huschten wie Momentaufnahmen vorbei. Hin und wieder schaute die Sonne durch eine Wolkenlücke und schickte ihre Stahlen gegen die Windschutzscheibe. Das Glas wurde von ihr angemalt, so daß jedes Staubkorn darauf zu sehen war.
    Wir hatten uns zuvor auf der Karte den Weg angeschaut. Von der Autobahn lag Temple nicht einmal so weit entfernt. Der Ort befand sich in der Nähe eines großen Stausees, und selbst ein Campingplatz war eingezeichnet. Wer Sinn für die Schönheiten der Natur hatte und auch viel Zeit mitbrachte, dessen Augen konnten sich hier erfreuen. Uns saß der Zeitdruck im Nacken, aber wir schafften es.
    Kurz nach Mittag fuhren wir von der Autobahn ab und die wenigen Meilen in östliche Richtung, um nach Temple zu gelangen. Evita Munoz schlief auch nicht mehr. Sie hatte sich auf den Rücksitz aufgerichtet und schaute immer wieder
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