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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Jason Dark
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rollten wieder zusammen, aber die Lücke ließ sich nicht mehr verdrängen.
    ER kam!
    Aber wer war ER?
    Auf diese Frage konnte sich Capus keine Antwort geben. Es war einfach zu unvorstellbar, was da aus der Tiefe seinen Weg in die Freiheit fand.
    Er sah nicht nur die Arme und die Schultern, nein, es erschien auch der Kopf.
    Alexandre stockte der Atem.
    Was er sah, das konnte er nur mit einem Ausdruck belegen.
    Es war die Ausgeburt der Hölle!
    ***
    Mit einem Schrei, der so laut war, als sollte er das alte Fenster in der Mansardenwohnung zertrümmern, wachte Alexandre auf und schnellte von seinem Lager in die Höhe, wobei ihm das Glück zur Seite stand, denn beinahe hätte er sich an der schrägen Decke den Kopf gestoßen. Obwohl er mit nacktem Oberkörper schlief und es draußen nicht mehr so warm war, schwitzte er stark. Er fror auch zugleich, denn über seinen Rücken krabbelten wie in Eis getauchte Spinnenbeine.
    Sein Herz schlug wild. Er mußte sich zurechtfinden. Noch immer litt er unter seinem Traum. Erst allmählich kehrte die normale Welt zu ihm zurück.
    Er befand sich wieder in diesem verdammten Stollen noch im Seelen-Kerker. Er war wieder in seiner Wohnung gelandet. Er lag in seinem Bett, wie in der letzten, der vorletzten Nacht und auch in den Nächten davor. Es war alles okay. Niemand bedrohte ihn. Niemand wollte ihm das Leben nehmen, und doch litt er seit einer Woche unter einer wahnsinnigen Angst oder einem starken Druck. Und er wußte auch, was der Grund für dieses Gefühl war. Eben sein Ausflug in den verdammten Seelen-Kerker. Er hatte diese Alpträume hinterlassen, die ihn in den Nächten immer wieder quälten und ihn stets aus dem Schlaf rissen. Allmählich stellte er sich die Frage, ob er rechtens gehandelt hatte, diese Höhle überhaupt zu betreten. Es war müßig, darüber nachzudenken. Er hatte es getan und mußte damit fertig werden.
    Capus schaute auf seine Armbanduhr. Die Leuchtziffern zeigten ihm an, daß Mitternacht vorüber war. Er hatte nur zwei Stunden tief und fest geschlafen, bis zu diesem verdammten Traum, mit dem er nie zurechtkam. Es war ein Wahrtraum gewesen. Er hatte gesehen, wie diese unheimliche Gestalt aus dem mit Schädeln gefüllten Loch gekrochen war. Er hatte sie noch auf seinen Film gebannt, und zwar in ihrer gesamten Größe. Erst dann war er in Panik geflohen. Er hatte nichts mehr abräumen können. Die Scheinwerfer waren stehengeblieben. Sie brannten wahrscheinlich noch jetzt und leuchteten den alten Kerker aus. Das alles ging ihm durch den Kopf, als er sich zur Seite drehte und sein Bett verließ. Mit zitternden Beinen blieb er stehen, den Körper mit Schweiß bedeckt. Durch seinen Kopf schossen die Gedanken, die er nicht mehr in die Reihe bringen konnte. Er schauerte immer wieder und schleppte sich nur mühsam weiter.
    Seine Wohnung war klein und kalt. Die Heizung hatte der Vermieter noch nicht eingeschaltet. Ein Raum stand ihm nur zur Verfügung. Früher war er größer gewesen, aber durch einen Umbau war ein kleines Bad geschaffen worden.
    Die Tür dazu stand offen. Durch zwei Dachgaubenfenster fiel tagsüber das Licht. In der Nacht jedoch sickerte kaum Helligkeit herein, besonders dann nicht, wenn der Himmel bedeckt war wie in dieser Nacht. Da zogen Wolkenstreifen über das dunkle Firmament, von leichtem Wind vorangetrieben.
    Im Bad schaltete Capus das Licht ein. Der Raum war nicht gekachelt. Die Wände waren graugrün gestrichen. Ein Fenster gab es nicht. Es roch feucht von der letzten abendlichen Dusche. Er näherte sich dem Waschbecken, drehte das Wasser auf und ließ es in seine zusammengelegten Hände laufen.
    Dann schaufelte er sich die kalte Flüssigkeit ins Gesicht, um sich abzukühlen. Der Schweiß verschwand zwar, aber das Zittern blieb.
    Er ließ auch Wasser durch sein Haar laufen, nahm das Handtuch und trocknete sich ab.
    Capus wußte nicht, was er machen sollte. Gut, er hatte den Schrecken gefilmt, um ihn der Nachwelt zu erhalten. Bisher setzte sich die Nachwelt nur aus ihm allein zusammen. Die Kassette hatte er noch nicht weitergeleitet, wie er es eigentlich vorgehabt hatte. Den Grund konnte er selbst nicht sagen. Wahrscheinlich mußte er selbst erst mit dem Ungeheuerlichen zurechtkommen.
    Er ging wieder zurück. Nahm auf dem Bett Platz. In der Nähe stand eine Flasche Cognac auf dem Boden. Er zog den Korken aus der Öffnung und trank einen Schluck.
    Das Zeug wärmte ihn durch, aber es beruhigte leider seine angeschlagenen Nerven nicht. Sein Blick
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