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1033 - Schlangenfluch

1033 - Schlangenfluch

Titel: 1033 - Schlangenfluch
Autoren: Jason Dark
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der beiden Frauen, die einen Logenplatz hatten, auf den sie aber gern verzichtet hätten.
    Vor ihnen wurde eine Maus erwischt. Sie war nicht schnell genug.
    Zudem hatten scharfe Zähne ihr linkes Hinterbein abgebissen, und nun packte das Maul der Schlange zu. Im Verhältnis zu ihrem Körper konnte sie es weit aufreißen. Die Gefangenen wußten nicht, wie sich die Schlange nannte, deren trockener Schuppenkörper leicht gelblich schimmerte, aber die Maus paßte in das Maul. Sie verschwand beinahe völlig darin, nur ihr Schwanz schaute noch zuckend hervor.
    Kelly drehte ihren Kopf weg. »Ich kann das nicht sehen«, stöhnte sie und würgte. »Das ist so schlimm wie bei Gilmore, als er die Schlange geschluckt hat.«
    Jane behielt einen Kommentar für sich. Den ersten panikartigen Anfall hatte sie überwunden und sich auch an die freigelassenen Nager gewöhnt, die oft sehr nahe an ihnen vorbeihuschten. Sie fing wieder an zu denken und sah sofort eine Chance für Kelly und für sich. Wenn die Schlangen weiterhin damit beschäftigt waren, auf Nahrungssuche zu gehen, würden sie wohl weniger auf die Menschen achten. Diese Tatsache konnte eine Fluchtchance sein.
    Plötzlich war die Ratte da. Jane hatte sie nicht gesehen, sie war mit ihren Gedanken zu stark beschäftigt gewesen. Vor ihr sprang das fette Tier in die Höhe. Es hatte seinen Körper abgestoßen, um auf Jane zuzuwuchten.
    Jane konnte nicht mehr ausweichen. Sie wehrte sich trotzdem. Die rechte Hand hatte sie zur Faust geballt und schlug voll zu.
    Mit der Faust traf sie zum Glück nicht gegen das aufgerissene Maul mit den scharfen Zähnen. Sie erwischte den Körper der Ratte am Bauch, und der Treffer schleuderte das Tier in die Höhe. Es schrie beinahe wie ein Baby, als es sich in der Luft überschlug und ein Stück weiter entfernt zu Boden klatschte.
    Tot war sie nicht, nur benommen und konnte zu einer sicheren Beute der Schlangen werden. Sie ruhten sich nicht aus. Sie befanden sich in ständiger Bewegung und auf permanenter Suche. Auch wenn sie gesättigt waren, die Bewegungen der Beute nahmen sie trotzdem durch die Vibrationen wahr, und so kam es immer wieder zu den Verfolgungen.
    Kelly Farlane war nicht eingeschlafen, auch wenn sie so wirkte, denn sie hatte den Kopf zur Seite gedreht. Jane packte zu und riß sie aus ihrer Lethargie hervor. »Verdammt, reiß dich zusammen! Es gibt vielleicht eine Chance!«
    Kelly gab keine Antwort. Sie schaute nur nach vorn. Allerdings durch die Lücken der gespreizten Finger, die sie vor ihr Gesicht gepreßt hatte. Im Moment wurden die Frauen nicht angegriffen. Auch die Schlangen interessierten sich nicht für sie. Jane hoffte, daß die auch so bleiben würde.
    Kelly Farlane war ziemlich schwach.
    Jane umfaßte ihr linkes Handgelenk sehr fest, denn Kelly zuckte zusammen. »Komm hoch!« fuhr sie die Frau an. »Tragen kann ich dich nicht!«
    Mit Janes Hilfe schraubte sich Kelly in die Höhe. Sie stand auf ziemlich wackligen Beinen und war froh, sich abstützen zu können.
    Nicht mehr lange, denn Jane zerrte sie weiter. Sie blieben dabei dicht an der Wand, denn das Gemäuer sollte ihnen so etwas wie eine Rückendeckung geben.
    Natürlich drängte die Zeit. Jane wollte nicht die anderen Schlangen aufmerksam machen. Aus diesem Grund ging sie langsam weiter und behielt die Treppe im Auge.
    Mit recht kleinen Schritten näherten sich die Frauen dem Ziel. Wie ein Kind zog Jane ihren Schützling hinter sich her. Das Zittern des Körpers erreichte auch ihre Finger, die das Handgelenk der Kelly Farlane nicht losließen.
    Ratten und Mäuse interessierten Jane nicht. Die Schlangen waren die gefährlichen Feinde. Sie hielt Ausschau nach ihnen. Das Licht war nicht besonders hell. Es schuf zwar lichtere Zonen, ließ allerdings auch schattige Gefilde zu, in denen sich die Schlangen gut verstecken konnten und erst hervorkamen, wenn ihnen die Beute sicher war.
    Noch hatten sie Glück. Jane war im Gegensatz zu Kelly still. Sie hörte die Stimme der Leidensgenossin. Nur war sie nicht in der Lage, die Worte zu verstehen. Wie gepreßt drangen sie über Kellys Lippen. Mehrmals wurde der Name Gott erwähnt.
    Eine Schlange ringelte sich in ihrer Nähe. Jane blieb sofort bewegungslos stehen. Es sah so aus, als hätte das Tier gerade sie als Beute ausgesucht. Doch sie hatten Glück. Die Schlange, deren Körper durch die verschluckte Ratte eine Beule aufwies, glitt an ihnen vorbei, wobei ihre Bewegungen sogar ziemlich träge wirkten. Sie war einfach zu satt.
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