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1026 - Blutige Vergangenheit

1026 - Blutige Vergangenheit

Titel: 1026 - Blutige Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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John! Nicht bewegen! Ich wußte, daß du kommst und mein Versteck findest. Ich habe es erhofft, und jetzt sind wir beide ganz allein.«
    Er hatte hinter meinem Rücken gesprochen und mir zugleich die kalte Mündung einer Waffe gegen den Hals gedrückt. Dann fragte er: »Wie ist es denn so, mit einem Toten zu sprechen?«
    Ich hatte meinen Schock einigermaßen verdaut und konnte auch wieder reden. »Wieso mit einem Toten? Du bist nicht tot.«
    »Nein, das bin ich nicht. Aber du und dein Freund, ihr habt mich töten wollen. Nur habt ihr etwas dabei vergessen.«
    »Was denn?«
    »Daß ich nicht so leicht zu töten bin.« Er kicherte und freute sich darüber. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich schon einmal den Tod überwinden konnte.«
    »Das weiß ich. Aber es ist keine normale Kugel gewesen, die dich getroffen hat, Duncan. Sie bestand aus geweihtem Silber, und ich weiß, daß sie dich getötet hat. Du lebst nicht mehr so, wie du einmal existiert hast. Du bist jetzt zu einem anderen geworden, ich glaube nicht, daß du dich noch einmal in zwei verschiedenen Gestalten präsentieren kannst. Nein, das ist vorbei.«
    »Woher weißt du das?«
    »Meine Kugel! Du hast schon deinen Geistkörper gebraucht, um den anderen wieder in deinem Sinne lebendig machen zu können. Aber du kannst ihn nicht mehr entstehen lassen. Du bist jetzt reduziert. Du mußt dich auf dich verlassen. Die Kugel hat dir einen Teil deiner Macht geraubt. Da kannst du behaupten, was du willst. Jetzt bist du angreifbarer geworden. Ich an deiner Stelle würde mir überlegen, ob du deine Rache noch durchziehen willst.«
    Ich hörte ihn hinter mir knurren. Wahrscheinlich war es die Zustimmung, aber er ging nicht weiter darauf ein, sondern drückte mir eine Hand gegen den Rücken. Die Mündung der Waffe klebte nach wie vor an meinem Nacken fest.
    »Es war mein Verlies, in dem ich verreckt bin. Und auch du wirst es kennenlernen. Ich könnte dir eine Kugel durch den Schädel schie ßen, aber das ist mir zu billig. Du sollst dort unten verhungern, vergehen, verdursten, bis du das bist, was in diesem Käfig hängt.«
    »Wer ist das?« fragte ich. »Wer ist das Skelett einmal gewesen?«
    »Der erste, an dem ich mich gerächt habe. Es war mein Vater. Ich habe ihn mir geholt und in den Käfig gesteckt. Dort ist er verrottet, aber du wirst in die Tiefe fallen, auf dem Boden liegenbleiben und wahrscheinlich schon tot sein. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht bekommst du mit, wie dich der Hunger später härter peinigen wird als die Schmerzen. Hinzu kommt der Durst. Er wird dich zerfressen. Er wird grausam sein, und du wirst dir deinen Tod wünschen. Aber du wirst nicht in der Lage sein, dich selbst umzubringen. Du traust dich auch nicht, dich selbst zu vernichten. Du wirst den Tod als Erlösung ansehen, und ich kann triumphieren.«
    Es waren schlimme Vorstellungen, die mir offeriert wurden. Ich sah im Moment keine Chance, dem Schicksal zu entgehen. Wenn ich erst einmal dort unten lag, war alles aus.
    Längst war mir der Schweiß aus allen Poren geströmt. Ich war naß wie nach dem Duschen, fühlte mich aufgewühlt und schon längst in den Krallen der Todesangst.
    »Leidest du schon?«
    »Ja.«
    »Du wirst noch mehr leiden, John. Das hier ist nur ein winziger Vorgeschmack. Meine Zeit ist begrenzt. Ich muß mich noch um die anderen kümmern. Deshalb ab mit dir!«
    Ich ließ mich nicht fallen, und das hatte seinen Grund. Die Luke war zu schmal. Man mußte schon hineinklettern.
    »Willst du eine Kugel?« fragte Duncan. »Soll ich dich verletzen und dann in die Tiefe werfen?«
    »Nein – ich – mache es freiwillig«, stotterte ich.
    »Dann…«
    »Aber es geht nicht«, sprach ich schnell weiter. »Der Eingang ist zu eng. Ich komme nicht hinein, wenn ich knie. Ich muß mich schon hinstellen können.«
    »Auch ich habe gepaßt!«
    »Laß mich springen!« bat ich.
    Er überlegte. Noch immer klebte die Mündung auf meiner schweißnassen Haut. Wenn ich aufstand, war es die einzige, winzige Chance, die mir blieb.
    »Na gut«, sagte er schließlich. »Du darfst aufstehen. Ich will sogar, daß du dich erhebst. Du wirst wie ein Delinquent sterben.«
    Ich hörte gar nicht hin. Seine Worte klangen widersinnig. Er wollte mich nur tot sehen. Einzig allein darauf kam es ihm an.
    Ich bewegte mich eine Idee zur rechten Seite hin, um mich abstützen zu können. Ein leises Geräusch hinter meinem Rücken sagte mir, daß Duncan zurückgetreten war, um mir den nötigen Spielraum zu
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