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1026 - Blutige Vergangenheit

1026 - Blutige Vergangenheit

Titel: 1026 - Blutige Vergangenheit
Autoren: Jason Dark
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sich in ein Monstrum verwandelt, das war selbst im schwachen Schein der Lampe zu erkennen. Ein Kopf mit hochstehenden Haaren, die wie Hörner aussahen. Dazu ein Maul, in dem Zähne wie Messer schimmerten. Ich konnte mir vorstellen, daß sich seine Finger in Krallen verwandelt hatten.
    Das war nicht sein Ende. Nein, das war es auf keinen Fall. Ich wäre jede Wette darauf eingegangen. Er hatte eine weitere Facette seiner schon perversen Natur gezeigt. So mußte er ein aus mehreren Figuren zusammengesetztes Wesen sein.
    Schrecklich anzuschauen und auch zu weit für eine Silberkugel entfernt?
    Ich wußte es nicht genau, aber ich wollte es auf einen Versuch ankommen lassen.
    Ich brachte den Lauf der Waffe über die Kante hinweg und kippte ihn ab. Duncan Sinclair hockte noch immer an der gleichen Stelle. Er lauerte, er schaute hoch.
    »Okay, denn!« flüsterte ich und drückte ab.
    Der Schuß hallte als schmetternde Echos durch den alten Turm.
    Ich sah, wie das Untier dort unten zusammenzuckte. Aber es verschwand auch aus dem dünnen Lichtschein, und wieder wußte ich nicht, ob ich Sinclair erwischt hatte.
    Zu hören war nichts.
    Stille.
    Keine Bewegung.
    So gut wie möglich versuchte ich, den Boden im Verlies abzuleuchten. Das feuchte Schimmern irritierte mich zwar, beeindruckte mich aber nicht weiter.
    Er hielt sich versteckt. Wieder kam ich zu dem Entschluß, daß sich am Boden des Schachts das Gelände ausbreiten mußte. Duncan hatte also viel Platz.
    Verfolgen würde ich ihn nicht. Er war es, der zurückkehren würde, falls die Kugel ihn nicht doch ausgeschaltet hatte, denn diese kleine Hoffnung blieb mir.
    Sie zerplatzte allerdings auch, als mir ein Geräusch entgegenstieg, daß vielleicht ein Lachen sein sollte, aber mehr an ein wildes Schreien erinnerte. Dazwischen versuchte Duncan, irgendwelche Worte zu formulieren, die ihm aber nicht richtig gelang. Sie bestanden mehr aus einem Keuchen oder blubbernden Lauten.
    »Wir sehen uns wieder!« flüsterte ich. »Bestimmt sehen wir uns wieder.« Ich zog den Arm mit der Lampe wieder zurück. Für einen längeren Moment strahlte ich noch das alte Skelett an. Wie ein Verzweifelter klammerte es sich an den Stäben des Käfigs fest.
    Der vierte Earl of Sinclair hing dort. Er war der Rache seines Sohnes nicht entkommen. Und ich war mit der blutigen Vergangenheit dieses Clans konfrontiert worden.
    Die Luke wollte ich nicht offen lassen. Ich schloß sie wieder und steckte auch den Keil dazwischen. Dann stand ich auf. Erst einmal tief durchatmen. Das hatte mich schon Nerven gekostet. Am meisten war ich frustriert darüber, daß dieses Monstrum noch immer lebte.
    Ich drehte mich von der Luke weg und wollte den Turm verlassen.
    Ein anderer war dabei, ihn zu betreten.
    Suko!
    Er ging ziemlich schnell und war erst beruhigt, als er mein Winken sah. Auf der Schwelle blieb er stehen, schaute mich besorgt an und fragte: »Kann es sein, daß ich Schüsse gehört habe?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und? Hast du ihn…?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn leider nicht erwischt. Er war wieder schneller. Und er sieht auch nicht mehr so aus, wie wir ihn kennen.«
    »Ist er entkommen? Aber ich habe keinen aus dem Turm laufen sehen, John.«
    »Er steckt noch hier.«
    »Wo?«
    »In seinem Schacht, in dem man ihn damals hatte verhungern lassen. Den hat er sich jetzt freiwillig ausgesucht.«
    »Wo ist der denn?«
    »Komm mit.«
    Er dauerte nicht lange, da hatte ich die Luke wieder geöffnet. Suko bückte sich. Er sah erst etwas, als ich mit der Lampe leuchtete, und natürlich fiel ihm das im Käfig gefangene Skelett auf.
    »Himmel, wer ist das?«
    »Das ist der vierte Earl of Sinclair gewesen, Suko. Der Vater unseres Freundes Duncan.«
    Er begriff schnell. »Es war die Rache des Sohnes?«
    »So kannst du es sehen.«
    »Das sind schon ungewöhnliche Verhältnisse«, kommentierte er leise lachend. Dann bewegte ich die Lampe, und auch Suko konnte den Grund des Verlieses erkennen.
    »Dort hat er gehockt«, erklärte ich. »Von hier aus habe ich versucht, ihn mit einer Kugel zu treffen. Das ist mir leider nicht gelungen. Er war zu schnell. Wieder einmal.«
    »Was willst du jetzt unternehmen? Doch nicht in den Schacht hier hineinklettern.«
    »Nein, obwohl ich es versuchen würde. Aber die Zeit haben wir leider nicht. Wir müssen einfach zusehen, daß wir ihn auf eine andere Art und Weise zu fassen kriegen.«
    »Er wird selbst kommen, John. Davon können wir ausgehen. Draußen hat sich auch
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